Die etwas 'andere' Platte.
Das Cover, im hochformatigen DVD-Format, erscheint in nostalgischer Aufmachung, man könnte durchaus den Eindruck gewinnen, dass wir es hier mit Musik aus den 50er Jahren zu tun bekommen werden. Und es ist nicht nur die Aufmachung, auch die abgebildeten Personen schauen so aus, als wären sie nicht von heute. Klappt man das Cover auf, verstärkt sich dieser Eindruck mit vielen scheinbar vergilbten Fotos im Braun/Beige-Gewand.
Die Abbildung eines alten Plattenspielers und eine Auflistung von Platten mit 33 rpm, 45 rpm und 78 rpm unterstreichen das zudem.
Im Klappentext erzählt Miss Mary Ann dann noch von Joe (offensichtlich ist das der Gitarrist), der auf dem Dachboden alte und verschollen geglaubte Tonbänder aufstöberte, als die Ranch Girls noch dem digitalen Zeitalter mutig entgegentraten und nur analog aufnahmen.
Aber auch später, nachdem das damalige Studio geschlossen war, fand man ein ähnliches, zusammen mit einer Bandmaschine von Ampex.
Und genau so authentisch wie die Stücke aufgenommen wurden, wie das Cover gestaltet wurde und wie die Musiker aussehen - so kommt auch die Musik weitestgehend daher.
Der Pressetext spricht von einer Vielzahl von Musikstilen: von Country mit Harmoniegesang (The Ranch Girls), Rockabilly, gesungen von Miss Mary Ann und Instrumentaltitel von den Ragtime Wranglers. Nach 18 Veröffentlichungen sei es nun Zeit gewesen, diese Kompilation vorzulegen.
Neben einer Zusammenstellung bekannter älterer Titel kommen hier noch unveröffentlichte hinzu, plus Liveaufnahmen und remixte Stücke.
Ursprünglich von Miss Mary Ann in Rotterdam gegründet, lebt die Sängerin heute in London, während ihre Backing Band noch in Rotterdam blieb. Lauscht man der Musik intensiv, so muss man dem Pressetext Glauben schenken, vernimmt das Ohr doch eindeutig Klänge aus den Bereichen Hillbilly, Rockabilly, Western Swing, Country älterer Bauart, und einem Schuss Jazz hin und wieder.
Eindeutige Einflüsse von Künstlern wie Hard Rock Gunter, den Andrews Sisters, Gene Vincent, Barbara Pittman und all den Leuten, die für Sam Phillips' Sun Records in Memphis spielten, wie Warren Smith oder Billy Lee Riley, sind auszumachen. Auch die Band Stray Cats um Brian Setzer scheint hier Einfluss genommen zu haben. Darüber hinaus meine ich Spuren der frühen Beat-Ära zu vernehmen.
Gleich der Auftakt, "Hang On Folks", ist eine massive Mixtur aus Rockabilly, Western Swing mit einer Gesangsdarbietung, die an die Andrews Sisters erinnert. Der Sound ist auch äusserst 'altmodisch', klingt er doch eher dumpf als höhenbetont, sehr mittig ausgerichtet und mit leichtem Hall versehen - wie früher, echt gelungen, das ist sehr wohltuend.
So geht es temporeich weiter, auf "Rock-A-Bye Baby" kommt erstmals die Pedal Steel Guitar zum Einsatz, und auch die klingt, wie sie früher, in den 50ern, klang. Enorm, wie die Musiker das alte Feeling getroffen haben.
Tex Mex-Feeling inklusive Akkordeon haben wir bei "Baby Of Mine", die Stimmen der Damen klingen im Chor jedoch etwas schräg, vielleicht beabsichtigt? "Flying Saucer Boogie", das ist ein swingend-stampfender Rocker, mit scharfer Gitarre und wiederum satter Steel.
Ist es Mambo, was uns mit "I Ain't Worry About Tomorrow" inklusive 'Cow Bell' und rumpelnden Drums entgegenklingt? Jedenfalls die erste echte Abwechslung im bisherigen Reigen.
"My Adobe Hacienda", das klingt wie ein Schlager aus den deutschen Charts der 50er, eben nur englisch gesungen, fetzende Drumbesen treiben das Stück voran.
Die nächste echte Abwechslung gibt es erst mit Track 15, "Groovesville", ein Instrumental, das auch wieder die Steel Guitar wimmern läßt! Nur leicht im Tempo angezogen, zuckelt es dahin, und erinnert an die typischen Instrumentalstücke der Spätfünfziger/Frühsechziger, ein wenig scheine ich auch Anklänge an Fleetwood Macs "Black Magic Woman" herauszuhören.
Der gar nicht in der Trackliste aufgeführte Titel Nummer 21 überrascht mit einem Gespräch innerhalb der Band, wo man sich unter anderem über fliegende Untertassen unterhält.
Alles in allem eine wahre Partyplatte, fantastisch gemacht, ich vergebe ohne mit der Wimper zu zucken 9 von 10 Rocktimes-Uhren -, denn schon lange habe ich nicht mehr einen solch authentischen Sound gehört!
Line-up:
Miss Mary Ann (vocals)
Jelle Van Atten a.k.a Joe Sixpack (lead guitar)
Sietse Heslinga (drums, percussion, accordion - #5)
Caroline (harmony vocals - #3, 5, 9, 13. 14. 17)
Mary Lou (harmony vocals - #1, 7, 11, 16, 19, 20)
Huey Moor (upright bass - #4, 8, 10, 12, 16, 20)
Earl The Pearl (upright bass - #5, 13, 14, 17)
Erwin Midjam (upright bass - #3, 9)
Patrick Hemelrijk (upright bass - #1, 2, 6, 7, 11, 16, 18, 19)
Jeroen Jongsma (acoustic and electric mandolin - #1, 7, 10, 16, 10, 20)
Carl Sonny Leyland (piano - #8)
Jeremy "JW" Wakefield (steel guitar - #15, 18)
Karl van Bezooien (steel guitar - #3)
Erik van Beek (steel guitar - #6)
CC Jerome (acoustic guitar - #5, 14)
Tracklist |
01:Hang On Folks
02:Mama's Here
03:Rock-A-bye Baby
04:I Got Stung
05:Baby Of Mine
06:Flying Saucer Boogie
07:I Ain't Worried About Tomorrow
08:Rock It Down To My House
09:My Adobe Hacienda
10:Homebrew Hooch
11:Kokomo
12:What Am I Doing Here
13:Hey Doll Baby
14:Kaw-Liga
15:Groovesville
16:Don't Lie To Me
17:Hi De Ank Tum
18:Flipsville
19:Sweet Thing
20:If You Don't Somebody Else Will
21:Speech |
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