Spielzeit: 47:06 Medium: CD Label: Eigenproduktion, 2011 Stil: Folk Review vom 30.06.2011 Wolfgang Giese

Die Grundlagen für die verschiedenen Einflüsse auf "Western Highways" ergeben sich aus folgenden Fakten: Sofie Jonsson ist Schwedin und John Mitchell Schotte und so bringen beide die Eigenheiten ihrer jeweiligen Landesfolklore ein. Gespielt wird die Musik von schwedischen Musikern und einer davon, Ulf Nygard, füllt die Atmosphäre durch den Einsatz von Dobro, Lap Steel und Mandoline - ebenso wie Conny Ohlson an seiner Pedal Steel - mit Countrymusik.

Sehr schottisch beginnt der Song über die 'Bonniest Lass der ganzen Welt', mit Fiddle, Gitarre und - zeitgemäß, wie so oft heute, von einem Cajon begleitet - auch noch mit einer Flöte arrangiert. Doch das Cajon bleibt für diese Musik befremdlich, bringt man es doch eher mit südlichen Gefilden in Verbindung. Noch mehr Eigenheiten bestimmen die Musik, wie bspw. auf dem Instrumental "Four Nations", das im ersten Teil sehr dezent swingt, bevor dann tradionelle schottische und irische Klänge das musikalische Geschehen bestimmen. Oder man nehme "Take Me Out Drinking Tonight", ein Titel, der klar und eindeutig in Richtung Bluegrass zielt. Dobro, Fiddle, Mandoline weisen den Weg und leicht schunkelnd werden wir zum Drink eingeladen.

Diese Kombination zwischen keltischer Folklore und der in der Neuen Welt weiterentwickelten Musik finden wir noch öfter. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf "Parking Lot", das Instrumental, indem ebenfalls das Dobro eingesetzt wird und das dem keltischen Folk zeigt, was eine Bluegrass-Harke ist. Das von Mitchell geschriebene "Rover" ist auch ein feiner Song, der durch seine gute Komposition überzeugt und aufzeigt, dass hier eine Richtung eingeschlagen wurde, die absolut ausbaufähig ist - ein sehr gelungenes Lied, das den Wunsch nach mehr laut werden lässt. "September" ist eine Eigenkomposition der Schwedin, die ebenfalls klare Züge trägt und viel Ähnlichkeit zur Atmosphäre von "Rover" aufweist und mit ebendiesem einer der stimmigsten Songs von "Western Highways" ist. Der schon oft verwendete Titel des schottischen Nationaldichters Robert Burns, "Green Grow The Rushes Grow", erfährt hier eine neue Bearbeitung und wird weniger mit Tragik beladen, sondern etwas forscher und energischer vorgetragen als so manch andere Version.

Nicht hundertprozentig überzeugen können mich einige Gesangsbeiträge bei den Coversongs. Die Eigenkompositionen sind aus meiner Sicht am besten auf die Sänger zugeschnitten. Im Verhältnis zu anderen Sängern/innen der keltischen Szene kommt der Gesang nicht immer druckvoll und ausdrucksstark, sondern eher zurückhaltend daher. Ganz stark kommt das in der Hinwendung zu einem Klassiker der amerikanischen Country-Szene, "9 To 5" von Dolly Parton, zum Ausdruck. Hier passt der Gesang grundsätzlich nicht zu der Musik dieses Genres. Mitchell hätte sich die Background Vocals sparen sollen und Sofie hat ganz einfach keine typische 'Country-Stimme'. Andererseits ist die musikalische Umsetzung aus instrumentaler Sicht meines Erachtens gut gelungen.

Zwar finden sich auf "Western Highways" unterschiedliche Einflüsse und Ausprägungen, die schnell das Urteil laut werden lassen könnten, ein Sammelsurium an Stilen darzustellen. Andererseits sehe ich die Songs als verbundene Einheit und durchaus zusammenpassend. Für mich ist das Album zwar keine überragende Veröffentlichung, doch insgesamt schöne und ausdrucksstarke Musik, die dem Hörer Abwechslung und Hörvergnügen bringt. Prädikat 'gelungen'.

Line-up:
Sofie Jonsson (vocals,fiddle, viola - #2, 11, backing vocals)
John Mitchell (vocals, guitar, backing vocals)
Christy O'Leary (whistle - #1, 3, 7, 9)
Jocke Ahs (bass - #1, 3, 5, 6, 9)
Petter Brorson (percussion - #1, drums - #3, 5, 6, 12)
Conny Ohlson (pedal steel - #2, 5)
Ulf Nygards (lap steel - #3, dobro - #4, 8, 10, mandolin - #4, 5, backing vocals - #4, 6, banjo - #12)
Christopher Börjars (backing vocals - #6)
Bert Deivert (bouzouki - #7)