Dass Hunde die besseren und Katzen die intelligenteren Menschen sind, ist allseits bekannt. MoFlows gewagte These, dass Bananen ebenfalls Menschen sind, erscheint nur bei oberflächlicher Betrachtung abwegig. Aufrecht kommt man bekanntlich nur mit erheblichen Widerständen und Reibungsverlusten durchs Leben. Wenn man sich (ver)biegt, geht das schon sehr viel leichter von der Hand, wenn auch lediglich scheinbar. Sind wir - so gesehen - nicht alle ein bisschen 'Banane'?
Der junge Hamburger Liedermacher (mir gefällt dieser altmodische Ausdruck einfach viel besser als Singer/Songwriter) Chris Merkel und seine Bandkollegen von MoFlow bekennen sich jedenfalls zu ihrem Nonkonformismus, wollen in kein Schema gepresst werden. Die Metapher 'Banane' charakterisiert diese Haltung, obwohl in Zeiten von EU-Bananenkrümmungsverordnungen bereits der Grad der Biegung normiert wird - auch im übertragenen Sinne? Aber das steht wieder auf einem ganz anderen Blatt...
Beheimatet ist das Quartett (plus dem in die Aufnahmen involvierten Tim Ide) im Umfeld der Hansestadt Hamburg, das sie bereits seit geraumer Zeit aufmischen. Im Frühjahr kam mit "Denn ich brauch Dich" eine erste Single auf den Markt; vor gut einem Monat nun das Debütalbum mit besagtem Titel: "Bananen sind auch nur Menschen".
Die Gesellschaftskritik fällt etwas dezenter aus, als ich mir das persönlich vorgestellt und vielleicht gewünscht hatte. Statt der 'großen Linien' wird vorwiegend das Zwischenmenschliche beleuchtet, die Keimzelle von 'Gesellschaft' sozusagen. Selbstzweifel und Beziehungsstress dominieren und augenzwinkernd erwische ich mich dabei, froh zu sein, diesem Alter entwachsen zu sein. Wahrscheinlich entlocken deshalb mir altem Hammel Textzeilen wie »...sehe deutlich dein Charakter in der Art, wie du dich bewegst. Dann weiß ich ganz genau, wie du tickst und wie du lebst...« (???) ein fragendes Stirnrunzeln. Da kann ich mit dem textlich zupackenden "Schizophren" schon sehr viel mehr anfangen.
MoFlow verpacken ihre ziemlich persönlichen Songs in ein knackig-rockiges Gewand. Drei Gitarren im Line-up sprechen für sich und sorgen für feurigen Druck in den sehr kompakten Kompositionen. Es rockt an allen Ecken und Enden. Chris Merkel hat ein Gespür für die griffige Hook, auch wenn er dabei den Ton nicht immer hundertprozentig sauber trifft, was aber sehr sympathisch rüberkommt. Ganz besonders herausragend finde ich (in jeder Hinsicht) die richtig tolle Ballade "Drachen töten". Leicht ins Jazzrockige driftende Akkordfolgen unterlegen die Strophe und werden durch einen geradeaus rockenden, sehr eingängigen Refrain hintertrieben. Auch die lässig groovende aktuelle Single "Bis mich jemand hört" entpuppt sich als echter Ohrwurm, was auch für die "Banane" gilt. Mit dem "Rausschmeisslied" hat die Band auch gleich noch den perfekten abschließenden Song - nicht nur für die Platte, sondern auch für die Livekonzerte - geschrieben. Einen 'Schrammelsong' auf akustischen 'Eierschneidern' hatte ich erwartet und werde mit einer richtig toll riffenden Powerballade (hab ich da nicht ein Cello gehört??) überrascht.
Also, alles Banane in der BRD, der Bananenrepublik Deutschland? Ganz gewiss nicht... aber was MoFlow mit ihrem Debüt abliefern ist schon ziemlich fruchtiger Bananen-Rock. Noch nicht alles ist perfekt, aber die Band scheint mir auf einem sehr guten Weg zu sein! Ein schönes, farbenfrohes Digipak mit ebensolchem Booklet rundet "Bananen sind auch nur Menschen" gekonnt ab.
Line-up:
Chris Merkel (lead vocals, guitar)
Fabian Braun (guitar)
Vicky Merkel (bass)
Malte Wehr (drums)
Tim Ide (guitar)
Tracklist |
01:Bis mich jemand hört (3:27)
02:Feuer in mir (4:09)
03:Denn ich brauch Dich (4:17)
04:Alles und nichts (3:37)
05:Drachen töten (3:33)
06:Rockstarbaby (4:01)
07:Banane (4:06)
08:Ohne Worte (4:12)
09:Horizon (4:24)
10:Die Welt gehört uns beiden (3:11)
11:Schizophren (4:15)
12:Ein Rausschmeisslied (4:25)
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