Mojo Gurus / Shakin' In The Barn
Shakin' In The Barn
"Oh Mann" war der erste resignierende Gedanke beim Anblick des Fotos auf der Rückseite des Covers. Vier Kerle posieren in affektierter Körperhaltung, lässig am Tresen einer Bar gelehnt. Zwei von ihnen haben sich zu diesem Zweck akkurate 90'er Jahre -Schlitze in die Hosen gesägt und ebenfalls Zwei glotzen obercool an der Linse vorbei. Ein Dritter versucht das auch, aber seine Augen wollten wohl anders als sein Kopf. Nu gut, das Coverbildchen mit Mr. Devil sieht echt stark aus, aber letztendlich geht es doch um die Musik.
Die ist handgemacht, zweifellos. Rock 'n' Roll Gitarren mit Slidepassagen kommen ebenso zum Einsatz wie das Boogiepiano und die Harmonica. Ein bisschen Rockabilly gesellt sich zu Countryrock und "Dan Baird"- Arrangements. Dazu kommt, natürlich, etwas Blues. Hört sich doch bisher alles ziemlich Klasse an. Richtig, aber die Jungs hätten sich das eine oder andere Mal etwas mehr Zeit fürs Songwriting gönnen sollen. Dann wäre die CD sicherlich ein Knaller geworden, so reicht es aber nur für ein paar Quäntchen überm Durchschnitt.
Ein weiters kleines Manko ist die Sangesleistung von Kevin Steele. Er bemüht sich redlich und wenn ich die Bilderchen im Album richtig zuordne, ist er der Oberposer der Truppe. Oh ja, er klingt rau und auch rock'n'rollig, aber seinem Timbre fehlt das gewisse etwas - wie soll man sagen - "Schweinegoilrotzigbrüll". Ein Vocaler mit ausgeprägterem "Schweinegoilrotzigbrüll" hätte "Shakin' In The Barn" mehr Gewicht verliehen.
Aber trotzdem wage ich zu antizipieren, dass Mojo Gurus live abgehen wie "Rasierschaum auf Alibert". Man erahnt die kolossale Party, zu denen ihre Gigs bestimmt werden.
Richtig los geht die Scheibe erst mit Song Nr. 4 "White Line Fever". Damit greifen die Mojo Gurus das erste Mal richtig an. Der Song hat das Zeug zum Klassiker. Die Slideguitar beflügelt den Song und der multivocale Refrain hat Hitqualitäten.
Direkt danach folgt der Höhepunkt von "Shakin' In The Barn". In gestrecktem Galopp reitet "Baddest Mother's Sun" über den Laser. Das mehr oder weniger gesprochene Intro wird von einem flotten Banjoriff abgelöst. Gerade wenn man begeistert "Yiihaaaaa" brüllen will, kommt einem Kevin Steele zuvor. Dieses Ding wird uns zu so mancher Party begleiten.
Ein ähnliches Kaliber hat "Fool's Hall Of Fame". Auch in dieser Halle geht es Hill-Billy-artig zur Sache. Der Song ist eher im züchtigen Trabtempo gehalten, wobei die Slideguitar und das verspielte Honky Tonk Solo den Sound prägen.
Trotz allen anderen guten und einfallsreichen Ansätzen bewegen sich die restlichen Songs im Mittelmaß des Genres. Fairerweise muss gesagt werden, dass die Meßlatte ziemlich hoch liegt. Demnach kann Mojo Gurus eine ordentliche Arbeit bescheinigt werden.
Lockere 7 RockTimes-Uhren für die Mojo Gurus.


    Spielzeit: 38:15, Medium: CD, 2005
    1:Wild, Wild Woman 2:You'd Have To Tie Me Up 3:Coffee Honey? 4:White Line Fever 5:Baddest Mother's Son 6:Race With The Devil 7:Linda Marie 8:Black Cat Blues 9:Fool's Hall Of Fame 10:Shakin' In The Barn 11:Who's Been Drivin' My Cadillac? 12:Two Too Much
    Olli "Wahn" Wirtz, 08.12.2005