Eine Prog-Band aus Caracas/Venezuela, das hat auf jeden Fall schon einmal einen Exotenbonus. Und das Debüt der jungen südamerikanischen Band startet auch sogleich mit einem treibenden Instrumentalstück, das alle Prog-Fans wohlwollend zur Kenntnis nehmen werden. Auch im zweiten Song, in dem in der Muttersprache Spanisch gesungen wird, ist alles dabei, was Retro Prog so ausmacht. Kurzweile ist angesagt und bei "Drifting" wird auch sogleich der Samba-Rhythmus als Grundgerüst für eine Halbballade genommen, hier zeigen
Mojo Pojo erstmals ihre Eigenständigkeit. "Stained" hingegen ist harter Prog Metal, der auch so von
Dream Theater und Co stammen könnte. Das nächste Stück "Intro" (das entgegen seinem Titel ein vollwertiger Song von 3:37 Minuten ist) strahlt wieder dieses südamerikanische, von Flamencogitarren getragene Flair aus - hierzu möchte man einen Tequila genießen und in die Sonne blinzeln.
Die weiteren Stücke wechseln munter von Retro Prog zum Prog Metal, sind mal in Englisch, mal in Spanisch gesungen oder auch instrumental gehalten. Die Spannung der Platte wird dabei stets auf einem hohen Level gehalten, der Gitarrist
Antonio Narciso versucht sich mal am Sound von
John Petrucci, mal probiert er, die Flitzefinger von
Steve Morse zu kopieren.
Die Band selbst nennt ihre Einflüsse von
Miles Davis zu
Morbid Angel und bezeichnet ihren Stil auf ihrer Homepage als (Achtung - festhalten!): 'Venezuelan Frit Experimental Prog Rock Avant Garde Kraut Post Punk from Hell'. Ist wohl witzig gemeint, aber mit den immer mehr um sich greifenden wahnwitzigen Bezeichnungen von Genreschubladen (ich habe selbst Neo-Retro-Prog schon einmal gelesen - ja was denn nun?) stehe ich allerdings auf Kriegsfuß.
Fazit: Ein starkes Debüt einer jungen, neuen Gruppe, das sich zu entdecken lohnt - und wenn Mojo Pojo ihre südamerikanischen Wurzeln noch stärker ausbauen und in ihre Songs integrieren, haben sie mit ihrem lateinamerikanisch beeinflussten Prog Rock eine echte Chance in der mittlerweile unüberschaubaren Prog-Suppe.