In der letzten Konequenz originell ist das ja nicht, was die junge Band mit dem viel versprechenden Namen
Mojo Radio uns hier mit ihrem gleichnamigen Debütalbum serviert. Es scheint so, als ob der jugendliche Vierer aus Wisconsin im Sog der
Black Country Communion-Welle surft. Wollen wir mal hoffen, dass man zukünftig nicht ebenso wie die berühmten Vorbilder am letzten 'Abendmahl' knabbern muss...
Denn genau das hätten
Mojo Radio nicht verdient. Sie bedienen zwar eine große Vielfalt von Stilrichtungen, ohne allerdings orientierungslos dazwischen herumzuirren. Als große Strömungen sind Blues Rock und (amerikanischer) Hard Rock auszumachen, mit deutlich wahrnehmbarem Southern-Touch und winzigen Verästelungen zum (britischen) Doom der Frühsiebziger. Die große Klammer, die dies alles zusammenhält, ist eine raue, grundsolide Handarbeit - der ehrliche Schweiß eines verdienstvollen Arbeiterkindes.
Was bleibt einem übrig, um eine in unseren Breiten gänzlich unbekannte Combo dem geneigten Leser näher zubringen? In diesem Fall muss das ungeliebte und -populäre Namedropping herhalten. Nach den ersten Durchgängen waren die
Blindside Blues Band ebenso präsent wie die (ungleich besseren)
Buddaheads und die formidable
Steepwater Band. Wenn Texas-Sound einfließt, dann eher
Point Blank als
ZZ Top.
Humble Pie und ganz viel
Free, von den modernen Vertretern sind vor allem die
Rival Sons zu hören. Einige von diesen Referenzbands erklären
Mojo Radio tatsächlich zu ihren Haupteinflüssen.
Nach x-fachen Hördurchgängen kann man diesem Erstling noch kein durchgängig hochkarätiges Songmaterial attestieren. Drei, vier Nummern rumpeln dann doch etwas zu eindimensional (genau in diesen Momenten muss man unwillkürlich an die
Blindside Blues Band denken) daher, jedoch überwiegt die Habenseite eindeutig und macht
Mojo Radio zu einer beachtenswerten Neuentdeckung. Vor allem wenn der musikalische Gast
Erock in die Tasten des Wurlitzer-Pianos ("Cost Of Your Loss", "Bone Shaker") oder der B3 ("Gilded Cage") greift, kommt eine neue Dimension in die Songs - leider viel zu zaghaft.
Beim virtuosen Harpsolo des eröffnenden "Welcome" muss man unweigerlich an den guten alten
Shorty Medlocke denken, der seine Harmonica manchmal für
Blackfoot an die Lippen setzte. Sänger
Adam Zierten beherrscht dieses kleine Blasinstrument fast ebenso meisterhaft. Auch seine Gesangskünste sind nahezu durchweg überzeugend. Wenn er sie dann noch, wie bei dem glühenden "Bone Shaker", mit Effekten verfremdet, fällt das Gesamtergebnis grandios aus. Diese Nummer ist neben "Throw Your Hat In The Ring" der Nackenbrecher von "Mojo Radio". Hier braut sich förmlich eines der gefürchteten Hitzegewitter über dem Heimatstaat der Jungs (Wisconsin) auf, das sich letztendlich in donnernden Riffs zu entladen scheint.
In diese Qualitätskategorie könnte man auch "Thin Line" einsortierten, wenn sich Mojo Radio hier nicht derart frech an dem Point Blank-Klassiker "Back In The Alley", einem druckvoll vorwärtstreibenden Texas Blues, gütlich gehalten hätte. Da sind der mächtige Longtrack "Gilded Cage" und vor allem das dezent durch die 'Jam-Furche' ziehende "Dreaming" schon sehr viel eigenständiger.
In der Summe ist der Inhalt dieses einfachen, aber geschmackvollen DigiPak erfreulich und für jeden ein Hinhörer, der auf raue und uramerikanische Musik steht. Das Scheibchen ist in den US bereits vor zwei Jahren erschienen und nun endlich - dank rühriger Mailorder - auch hierzulande erhältlich.