Molly Hatchet / Live At Rockpalast 1996
Live At Rockpalast 1996 Spielzeit: 71:11
Medium: DVD
Technik:
Bildformat: 4:3
DVD-Format: DVD 5
Sound-Format: PCM Stereo
Region: 0
Label: MiG Music, 2012
Stil: Southern Rock

Review vom 18.03.2013


Steve Braun
Es ist eine der klassischen Streitfragen unter Southern Rock-Fans: Dürfen sich Molly Hatchet, nachdem Bobby Ingram 1995 eine neue Inkarnation kreierte, eigentlich noch so nennen? Seit Dave Hlubek vor ein paar Jahren zurückkehrte (zurückkehren durfte??), ist dieser Diskussion die Spitze genommen worden. Anno 1996, als die hier zu besprechenden Aufnahmen getätigt wurden, flogen allerdings in der hiesigen Szene die sprichwörtlichen Fetzen.
Das ist mittlerweile alles Schnee von gestern. Bobby Ingram - von uns seinerzeit wegen seiner kompakten Figur nur spöttisch Bobbelsche Ingram genannt - hatte nun mal die Namensrechte erworben und mit "Devil's Canyon" einen echten Killer vorgelegt. Das beste Hatchet-Album seit dem 1983er "No Guts... No Glory". Zwei Jahre später - 1998 - schob er das nur unwesentlich 'schlechtere' "Silent Reign Of Heroes" nach. Daraufhin verstummte die Mehrzahl der Kritiker.
Man sollte sich allerdings nix vormachen: Die heutigen Hatchet sind ein lupenreines Baby des 'Sonnenkönigs' Ingram und haben mit der Urformation - bis auf die Tatsache, dass sie ihre Lieder spielen dürfen - wenig gemein.
Der Stimmung vor diesem Auftritt am Nachmittag des 23. Juni, im Vorprogramm von The Band und dem Headliner Skynyrd, tat das erstmal keinen Abbruch. Zu sehr freute man sich, die alten Gassenhauer endlich mal wieder live hören zu können und zur riesengroßen Freude Leslie Hawkins, überlebendes Honkette vom 1977er Flugzeugabsturz, als Background-Sängerin erleben zu dürfen. An ihr und ihrer Kollegin Therisa McCoy lief die Show allerdings bedauerlicherweise komplett vorbei.
Zum Start gab es 'ohrenscheinlich' massive Abstimmungsprobleme. Die Keys unterdrückten gnadenlos die derbe Gitarrenwalze, der Gesang war kaum zu hören. Die Profis am Mischpult zimmerten allerdings innerhalb von weniger als einer Minute einen wunderbar transparenten Sound zustande. Gut, beim 'Gesang' von Phil McCormack müssen immer Abstriche hingenommen werden, was allerdings eher den limitierten Möglichkeiten des Shouters geschuldet scheint.
Hatchet spielten natürlich auf Sicherheit, indem sie die alten Smashs wie "Bounty Hunter" und "Gator Country" gleich an den Anfang setzten. Ein Schlagzeugsolo von Mac Crawford (was für ein Tier!!) läutet den ersten, damals brandneuen Song "Rolling Thunder" ein. Gleich die Stimmung genutzt und mit "Devil's Canyon" einen der besten Hatchet-Songs der 'Neuzeit' nachgelegt...
Phils ständigem »Hell Yeah!!«-Gebrüll würde ich heute am liebsten eine augenzwinkernde Antwort in Form von »Halt's Maul!!!!« nachlegen, muss aber zugeben, dass mich diese (zu oft wiederholte) Pose - damals im weiten Rund stehend - durchaus 'angemacht' hatte. Den Höhepunkt der Show läutete ein weiterer Klassiker des Genres, "Whiskey Man", ein. Was danach mit "Dreams I'll Never See" und "Fall Of The Peacemakers" auf der Loreley zelebriert wurde, verleitet auch heute noch dazu, die Gebetsteppiche gen Jacksonville/Florida auszurollen. Einfach NUR geil!!
Ein grandioses "The Journey", das in einer furios-gigantischen Gitarrenschlacht mündete, eröffnete eine begeisternde Zugabe und die folgende Hatchet-Hymne "Flirtin' With Disaster" beendete ein Set ohne Fehl und Tadel. Naja, so fast... (»Hell Yeah!!«)
"Live At Rockpalast 1996" präsentiert Molly Hatchet in all ihrer schnellen, harten und lauten Spielfreude für die wir Southern-Rocker diese Genre-Größe lieben. Obwohl sie ja eigentlich nie zu den 'klassischen' Southern Rock-Formationen gerechnet wurden [dazu kamen die Jungs aus Jacksonville/Florida zu spät (d. h. nach dem 1977er Flugzeugabsturz) in die Puschen], werden sie nach wie von der Szene heiß geliebt.
Viel Neues wird wohl - realistisch betrachtet - nicht mehr zu erwarten sein. Da kommt so eine tolle Konserve gerade zur rechten Zeit. Kauftipp, auch und gerade für die Metal-Fraktion!
Line-up:
Bobby Ingram (guitar, backing vocals)
Phil McCormack (vocals, harp)
John Galvin (keyboards, backing vocals)
Bryan Bassett (guitar)
Andy McKinney (bass, backing vocals)
Mac Crawford (drums)
Leslie Hawkins (backing vocals)
Therisa McCoy (backing vocals)
Tracklist
01:Bounty Hunter (3:09)
02:It's All Over Now (4:57)
03:Gator Country [incl. Drum Solo] (9:59)
04:Rolling Thunder (4:37)
05:Devil's Canyon (6:03)
06:Down From The Mountain (4:37)
07:Whiskey Man (4:44)
08:Dreams I'll Never See (12:51)
09:Fall Of The Peacemakers (5:16)
10:The Journey (7:00)
11:Flirtin' With Disaster (6:01)
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