Mit ihrem 2005er Album "Warriors Of The Rainbow Bridge" treten Molly Hatchet den endgültigen Beweis an: irgendwo zwischen den obligatorischen Kuhhirten, Erdnussbauern und Baumwollpflückern wüten im Süden der USA offensichtlich noch grundsolide Stahlkocher. Molly Hatchet gehen den Weg des dynamischen, fett produzierten und frischen Heavy Southern Boogie Rock unbeirrt weiter. Und das ist gut so!
"Warriors Of The Rainbow Bridge" ist hart ausgefallen. Bobby Ingram klassifiziert diese Produktion gar als die "härteste und packendste Scheibe, die wir jemals aufgenommen haben". Man möchte ihm Recht geben. Er und seine Jungs haben einen Stampfer nach dem anderen aufs Silber geschmiedet. Die Riffs sind rau, klingen aber immer nach Molly Hatchet. Sie verfügen über die typischen kurzen Tonfolgen. Die Verzerrer laufen heiß und lassen sowohl die Rhythmen als auch die Soli schneiden, brummen und braten. Auch Trommler Shawn Beamer lässt die Muskeln spielen und überrascht das eine oder andere Mal mit feinen Double-Bass Bursts.
Ein erwähnenswertes Attribut der CD sind die femalen Backing Vocals. Sie halten auf so gut wie jedem Song Einzug. Meist unterstützen sie den Refrain oder füllen die Strophen mit Atmosphäre. Sie dienen aber noch zwei weiteren Zwecken. Auf der einen Seite nehmen sie die Aggressivität aus den Arrangements, andererseits geben sie ihnen so etwas wie "Seele".
"Warriors Of The Rainbow Bridge" ist übrigens Bobby's im April 2004 verstorbener Frau Stephanie gewidmet. Auch der Name des Albums wurde im Kontext mit Bobby's tragischem Verlust gewählt. Er soll symbolisieren, dass Stephanie die Regenbogenbrücke ins Jenseits nun überschritten hat.
Hier die stampfenden Anspieltipps:
Hard Rock-Rhythmusarbeit eröffnet "Son Of The South". Es folgt ein schneidender Slideeinsatz, der wiederum schnell durch einen der für Molly Hatchet so typischen Gitarrenriffs abgelöst wird. Ein würdiger Heavy Boogie zu Beginn des Album im AC/DC -Dampfwalzen-Tempo. Der Mitgröhl-Refrain "Hell Yeah, Son Of The South "ist zugegebenermaßen wohl kein Highlight der hohen Schule der Dichtkunst. Man mag fast rhetorisch fragen, ob die Manowars bei den Lyrics eingebunden waren. Nicht nur wegen des archaischen Reims, sondern auch wegen der Ostkurven-Romantik des Refrains. Aber gut!
Es wird flotter. "Moonlight Dancing On The Bayou" basiert wieder auf einem Riff in bekannter Molly-Manier. Der Refrain und die Soli lenken immer nur kurz von der Rhythmus-Stampede ab. Denn die ist prägnant genug, um ein Brandzeichen in den Synapsen zu hinterlassen.
Der "Roadhouse Boogie" macht seinem Namen alle Ehre. Sind die Strophen im Tempo noch verhalten, legen die Burschen beim Refrain merklich zu. Die Wirkung der Background Sirenen sei bei dieser Nummer als exemplarisch für die gesamte Produktion genannt.
"Time Keeps Slipping Away" geht los, wie man es sich wünscht. Bobby brät mit der Slide über den verspielten Riff, bevor Phil McCormack mit charakteristischem und charismatischem Timbre übernimmt. In der Mitte lädt erst John Galvin mit dem Spelunken-Piano zum träumen von Whiskey und Damen in weiten Westernkleidern ein, bis ihn Mr. Ingram bei der Soloarbeit ablöst.
Beim Beginn von "Get In The Game" denkt wohl jeder direkt an das unvermeidliche und dramatische Südstaatenepos. Aber falsch gedacht! Nach der Eingangssequenz übernimmt wieder der Riffgott persönlich das Schicksal des lupenreinen Midtempo-Rockers. In der Mitte besinnt sich die Band noch mal auf das Eingangsthema, aber nur um der Leadgitarre eine bequemes Bettchen zu bieten.
Nun wird's ruhiger. Die Akustikgitarre begleitet Phil McCormack durch die Anfangspassagen von "Flames Are Burning". Um den Refrain herum wird's schon fast bombastisch. Ein starker Song, der garantiert auf so manchen "Southern-Rock Privatsampler für die Zukünftige in spe" geschnitten wird. Und das nicht nur wegen der Speedzunahme und dem Killer-Gitarrensolo gegen Ende der Nummer.
So richtig die grobe Kelle wird mit "Gone In Sixtie Seconds" herausgeholt. Der robuste Riff wird anfangs auf jedem Beat mit Basstrommel und Becken betont. Die Soli sägen an den richtigen Stellen durchs Arrangement. Aber auch diesmal ist keine Spur von Aggression in dem Song. Eher ist Party angesagt. Dafür sorgen schon die Backing-Vocals.
"Traditional Molly Hatchet Boogie Sound" erwartet den Hörer mit "Behind The Beddoor". Ok, das Intro klingt ein bisschen nach Uriah Heep in der Frühphase, aber bald swingt und bummert es gewaltig. Wieder klasse ist die Honky Tonk- und Orgeleinlage des Tastenmannes.
Es bleibt festzustellen, dass Molly Hatchet eine knappe Stunde feinen, harten und frischen Southern (Hard) Rock auf die Fans abfeuern. Ein schlauer Mensch namens Stanley Eisen stellte mal fest: " Es ist nicht schwer ein hartes Album zu machen! Aber es ist verdammt schwer, ein gutes Album aufzunehmen!" Dieses Statement stammt aus der Zeit, als seine Band das Album "Revenge" veröffentlichte. Der Typ mischt sich übrigens als Paul Stanley unters Volk.
Molly Hatchet jedenfalls brauchen da nicht zu unterscheiden. Ihnen ist mit "Warriors Of The Rainbow Bridge" eine harte und eine gute Scheibe aus den Instrumenten geflossen. Mag sein, dass diese CD dem einen oder anderen 'Die Hard Southern-Rock-Fan' zu heftig und zu "modern" ist. Eines wird diese Platte aber bewirken. Dass sich nämlich nach ihrem Genuss wieder ein paar Metaller und Hard-Rocker in den südlichen Gefilden der Rockmusik umhören werden. Und das ist ja auch schon mal was.
Verdammt südliche, harte und boogige 8 RockTimes-Uhren für diese CD.
Spielzeit: 58:53, Medium: CD, SPV Steamhammer, 2005
1:Son Of The South, 2:Moonlight DAncinb On The Bayou, 3:I'm Ready Fro You, 4:Roadhouse Boogie, 5:Time Keeps Slipping Away, 6:Get In The Game, 7:Flames Are Burning, 8:Hell Has No Fury, 9:Gone In Sixty Seconds, 10:Behind The Bedroom Door, 11:No Stranger In The Darkness, 12:Rainbow Bridge
Olli "Wahn" Wirtz, 18.04.2005
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