Mona / 19.10.2011, Berlin, Lido
Lido
Mona
Support: Transfer
Berlin, Lido
19. Oktober 2011
Stil: Alternative Rock
Konzertbericht

Artikel vom 25.10.2011


Linda Becker
Es war wieder einmal so weit: Ein lang ersehntes Konzert, zu welchem ich mein heiß begehrtes Ticket schon wochenlang zu Hause angeschmachtet hatte, stand endlich vor der Tür. Hierzu machte ich mich von Leipzig auf den Weg in die schönste Stadt der Welt und begab mich nach einem leckeren abendlichen Mahl mit meiner charmanten Begleitung in Richtung Kreuzberg zum Veranstaltungsort namens Lido. Nach nervenaufreibender Parkplatzsuche - wie das in Berlin häufig der Fall ist - schritten wir andächtig zur Eingangstür, wo wir mit original Berliner Schnauze freundlich begrüßt wurden und suchten uns anschließend in der kleinen Location, die zu diesem Zeitpunkt nur halb gefüllt war, einen guten Platz.
Ich blickte mich um und studierte, so wie ich es immer zu pflegen tue, erst einmal eingehend den Club. Sehr sympathisch. Klein und fein, mit Holzfußboden, keine Distanz zur Bühne, rockige Leute - perfekt. 'Ja, so haben auch AC/DC einst angefangen', schoss es mir durch den Kopf und ich war äußerst zufrieden. Meine Befürchtung, zu spät angekommen zu sein, verflüchtigte sich sogleich, da außer des schwarz-weißen Banners mit der Aufschrift Mona noch keine Band zu sehen war. Sehr gut. Alles richtig gemacht - jetzt konnte der Abend beginnen. Es dauerte auch keine fünf Minuten, da betrat die Vorgruppe Transfer die kleine Bühne und ich bekam umgehend die mehr als lautstarken Bässe um die Ohren geknallt, welche mich unverzüglich daran erinnerten, dass ich meinen Gehörschutz zu Hause vergessen hatte. Nun gut, musste es eben so gehen.
Die aus Kalifornien stammende sympathische Band spielte nicht allzu lange; gefühlte sechs Songs später verabschiedeten sich die alternativen Rocker bereits und ich machte eine Entdeckung, die ich schon lange nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte: die Jungs bauten ihre Instrumente eigenhändig ab. Keine Gruppe von Roadies, die sich eilig und gestresst auf die Bühne stürzte, um Platz für den Headliner zu machen, nein, hier wurde selbst Hand angelegt und die Drums abgeschraubt. Ich lächelte und beobachtete das Treiben. Mittlerweile hatte sich der Raum ordentlich gefüllt und es wurde enger und wärmer. Das einzige was ich vermisste, war eine Möglichkeit, meine Jacke abzugeben, aber gut, die bleibt beim nächsten Mal einfach im Auto, womit dieses Problem auch gelöst wäre. Nach endlosen Minuten des Wartens und dem Klassiker "Every You Every Me" von Placebo, der uns beschallte, erklang eine geheimnisvolle Melodie und die violett- sowie weißgefärbten Lichtkegel fingen an, über den Schriftzug zu tanzen. Es ging los: Mona betraten die Bühne.
MonaBereits ab diesem Moment fühlte ich mich, auch Dank der angenehmen Umgebung, in die 1950er Jahre versetzt, als ich Sänger Nick Brown in seinem weißen James Dean T-Shirt mit Haartolle erblickte, welcher uns zugleich mit verdammt cooler Miene begrüßte. Auch Vince Gard, der Drummer der Band, winkte sympathisch in die Menge und die Leute bejubelten die vier Amerikaner, die aus Nashville/Tennessee angereist waren. Wem diesbezüglich jetzt der NameJohnny Cash durch den Kopf geht: richtig!
Genau an diesen außergewöhnlichen Musiker musste ich auch denken und so fand ich mich umgehend an den Glanz vergangener Zeiten erinnert, tanzend und klatschend in der Menge wieder, als der erste bekannte Song des großartigen gleichnamigen Debütalbums erklang. Es folgten alle Songs des im Mai 2011 erschienenen Albums, was die Leute immer wieder zum Ausrasten brachte. Der gesamte Club tanzte, sprang und sang, was der Körper hergab. Frontmann Nick verstand es, die Leute anzuheizen und kletterte während einer Nummer cool wie ein Eisschrank die Bühne an einer seitlichen Leiter hinauf oder ging zum Singen direkt ins Publikum, was dieses wiederum mit allumfassender Begeisterung aufnahm. Leider stand ich etwas weiter in der Mitte, so dass ich an dieser Stelle keine Gelegenheit hatte, ihn ganz nah vor mir stehen zu sehen - aber auch dafür wird es Mona ein nächstes Mal geben, wenn ich mich mutig zwischen die Zahnspangen-Vertreter einreihen werde, um dem wahren Groupie-Gefühl wenigstens einmal näher zu kommen. Neben den eigenen und von uns inbrünstig erwarteten Hits, boten die Vier ein sehr gelungenes "Zombie"-Cover der "Cranberries" dar, was mich persönlich positiv überraschte, da ich ihren Sound dem doch etwas düster angehauchten irischen Song nicht unbedingt zugeordnet hätte. Aber auch diese Darbietung verlief ausgezeichnet und wurde nur noch von meinem persönlichen Highlight, einem Johnny Cash-Klassiker, getopt. An dieser Stelle des Abends sah ich mich selbst im Geiste in einer kleinen, alten und verstaubten Kneipe der amerikanischen Südstaaten stehen, einen Bourbon in der Hand und vor mir Mona auf der Bühne. Grandiose Vorstellung!
Leider geht auch eine solche irgendwann zu Ende und so verabschiedete sich die Band nach zweimaliger Zugabe mit freundlichen Worten des Dankes von uns, wohlgemerkt nicht, ohne den Jägermeister sowie die Flasche Jack Daniels mit hinter die Bühne zu nehmen. Auf diese Weise fand ein äußerst gelungener Konzert-Abend sein Ende und wir gingen beschwingt durch die kalte Berliner Nachtluft hinaus in die große bunte Stadt... dem nächsten Konzert entgegen.
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