Moonbound / Peak Of Eternal Light
Peak Of Eternal Light Spielzeit: 46:58
Medium: CD
Label: Unsung Records / Galileo Music Communication, 2011
Stil: Rock, Pop

Review vom 01.05.2011


Jürgen Hauß
Moonbound… eine neue Band? So dachte ich, als ich das Angebot von RockTimes bekam, die vorliegende CD zu besprechen, denn ich hatte noch nichts von dieser Formation gelesen - geschweige denn gehört. Doch ein kurzer Blick - na wo wohl - bei RockTimes klärte schnell auf, dass es zumindest schon im Jahr 2009 eine CD der Band gab.
»Moonbound… eine neue Band?« So begann auch seinerzeit der Review zu
Confession And Release von Joachim Brookes, und er löste die selbstgestellte Frage schnell mit einem »Wohl eher nicht« auf, da sich hinter dem Bandnamen insbesondere Fabio Trentini 'versteckt', der eine - dort ausführlicher beschriebene - Karriere bereits hinter sich hat.
Moonbound… Das ist - wie bereits angedeutet - in erster Linie das Projekt des Multiinstrumentalisten Fabio Trentini, begleitet durchgängig von dem Schlagzeuger Pat Mastelotto, der in erster Linie als Ex-Drummer von King Crimson beschrieben wird, sowie einer Reihe weiterer Musiker (s. Line-up), die zum Teil auch schon beim Vorgänger-Album mit dabei waren. Aber diese geben nur gelegentlich ein Gastspiel; manche Songs werden allein von den beiden Erstgenannten bestritten.
Doch seit wann gibt es die vorliegende CD? Bei Amazon.de wird als Erscheinungstermin der 07. Oktober 2010 genannt; auch die mir vorliegende CD gibt als VÖ-Datum - absolut schlecht lesbar, weil 'weiß auf gelb'(!) - das Jahr 2010 an. Demgegenüber spricht der 'Waschzettel' der Plattenfirma vom 01. Mai 2011 (!) - nicht nur Tag der Arbeit, sondern auch Sonntag (!), daher sicherlich kein VÖ-Datum - wohingegen auf der Homepage der Plattenfirma Unsung Records der 01. Februar 2011 genannt ist. Das ist schon verwirrend, wenn nicht sogar widersprüchlich.
Eindeutiger hingegen ist die Angabe auf der CD, dass die Aufnahmen schon bereits zwischen Januar 2008 und Juli 2009 entstanden sind. Dies betrifft jedoch offenbar ausschließlich die Parts von Fabio Trentini, während die übrigen Musiker ihre Beiträge - wann auch immer - getrennt voneinander und teilweise in ihren ‚Homestudios' eingespielt haben. Gemastered wurde die CD im November 2009 und hat von daher (s.o.) mindestens ein Jahr bis zu ihrer Veröffentlichung gebraucht. Das muss man nicht verstehen. Vielleicht handelt es sich aber auch um musikalische 'Resteverwertung' der ersten Scheibe.
»Die Musik von "Peak Of Eternal Light" setzt da an, wo Peter Gabriel, Phil Collins, The Police, Mr. Mister, The Eurythmics, A-Ha, Toto, Howard Jones, Roxy Music und natürlich auch die Beatles uns irgendwann mit all ihren einzigartigen Ohrwürmern zurück gelassen haben.« So der Waschzettel, zutreffend und irreführend zugleich.
In der Tat klingt vieles auf der Scheibe nach Peter Gabriel und Phil Collins; dies ist aber in erster Linie der Stimme von Fabio Trentini zu verdanken, die beiden Genannten ähnelt. Dennoch - um dies vorwegzunehmen - die musikalische Genialität von Genesis erreichen Moonbound sicherlich nicht. Aber trotzdem ist das Ganze durchaus hörenswert.
Was man zu hören bekommt, ist ein - im bestverstandenen Sinne - guter Rock/Pop-Mix; teilweise könnten die Aufnahmen auch als Prog Rock beschrieben werden, wären sie zu der Zeit entstanden, als derartige Musik tatsächlich 'progressiv' war. Doch heutzutage hat man das alles schon mehr als einmal gehört, so dass man es sicherlich nicht mehr als progressiv bezeichnen kann. Hingegen kann man das Ganze angesichts der bei den Tracks eingesetzten 'technischen' Musikinstrumente vielleicht am Treffendsten beschreiben als Synthie-Pop, wie man ihn aus den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts her kennt.
Musikalisch klingt das Meiste daher weniger nach Genesis, sondern - um aktuellere Vergleiche bemühen zu wollen - eher nach Elf Project oder auch Evolve IV; doch befürchte ich, dass diese Vergleiche mangels großer Bekanntheit der Genannten den wenigsten spontan eine Orientierung geben. So klingt insbesondere der Titelsong "Peak Of Eternal Light" stark nach "Number 16" vom Evolve IV-Album Decadent Light. Ansonsten stellt er - inhaltlich wie musikalisch - eine Reminiszenz an frühere Jahre dar - zum Einen wegen der Beschreibung der Anfänge der bemannten Raumfahrt, zum anderen wegen des an die gute alte Schallplatte erinnernden Knisterns am Ende; ein leider mittlerweile viel zu häufig verwendetes Gimmick, als dass es noch eine angenehme Wirkung erzeugen würde.
Das Ganze wird recht abwechslungsreich dargeboten, und mit der Zeit werden die Melodien auch recht eingängig. Es klingt recht bunt, und neben den im Waschzettel angesprochenen Vergleichen vermag man an der einen oder anderen Stelle weitere musikalische Vorbilder herauszuhören. Dass einem dennoch nicht sofort die ‚Vorlage' einfällt, spricht für die Eigenständigkeit der vorliegenden Kompositionen.
Der Opener "Our Day Will Come" beginnt mit einem leicht atonal wirkenden Sprechgesang, untermalt von einem monotonen Synthie-Riff, bis sich beides in einem melodiösen Refrain vereinigt. Police-mäßig folgt "Flash Through Your Brain" mit einem musikalisch sehr interessanten Mittelteil, der von zusätzlichen Klangelementen geprägt wird, die Michi Dei Rossi beisteuert. Auch "Heatwave" startet mit Gesang und musikalischer Begleitung, die zunächst nicht zusammengehören scheinen; doch nur Geduld!
"Here In Wonderland" ist ein schöner Up-Tempo-Song mit wechselnden Taktfolgen - überwiegend im ungewöhnlichen 5/4-Takt (kenne ich ansonsten spontan nur von Dave Brubecks - nomen est omen - "Take Five") sowie synkopiertem Rhythmus und von daher sehr interessant gestaltet. Wesentlicher ruhiger und vom Gesangstil mehrfach an die Bee Gees erinnernd, folgt "A Reason To Hope".
Rockiger und deutlich flotter anschließend "Dreams Are Funny Sometimes", bevor "Hold Me" wieder die Nähe zu Genesis sucht. Bei "The Right Day For Goodbyes" wirkt sich positiv - weil Abwechslung bietend - aus, dass mit Dave Gregory ein zusätzlicher Lead-Gitarrist 'mitmischt'. "In The Country Of The Blind" ist eine flotte Pop-Nummer, die einem die Sinne dahinschweben lässt.
Sphärenartig gewebte Klangteppiche prägen "He Says, She Says", bei dem Fabio Trentini seine diversen Tasteninstrumente vielfältig einsetzt. Und schließlich: Beim Schlusssong "While We Sleep" bekommt man doch noch ein wenig "Lamb Lies Down On Broadway" - einen der schönsten Genesis-Titel - geboten. Und das ist ein wunderschöner Ausklang!
Noch eine Anmerkung zur Plattenfirma: Wenn man den angegebenen Link von Unsung Records eingibt, erfolgt eine Weiterleitung auf den Iapetus Store. Dort wird nicht nur der Katalog der Plattenfirma vollumfänglich präsentiert. Vielmehr kann man das vorliegende Album dort in voller Länge (!) anhören. Dies ist ein deutlich kundenfreundlicheres Angebot als man ansonsten bei den üblichen Online-Shops gewöhnt ist. Wessen Interesse daher geweckt ist, kann sich auf diesem Wege ein vertiefendes Bild von der Musik machen, bevor vielleicht über einen Kauf endgültig entschieden wird. Und die Single-Auskopplung "Our Day Will Come" kann man sich dort sogar kostenlos runterladen; das nenn ich Service!
Moonbound ist - da kann ich mich dem Resumée von Joachim Brookes voll anschließen - ein interessantes Projekt mit unerwarteter Musik. Leider ist das Booklet nicht ganz so informativ wie beim Vorgänger; insbesondere die Songtexte fehlen leider völlig.
Line-up:
Pat Mastelotto (drums, percussion)
Fabio Trentini (lead and backing vocals, electric bass, 6 and 12 string electric guitars, keyboards, Minimoogs, SCI Prophet 600, Yamaha DX7, Mellotron, Roland SVC-350 Vocoder, loops, samples and programming, post-production treatments)
Jeff Collier (backing vocals - #1, 2, 12)
Michi Dei Rossi (thai-gongs, ult-sound synth pads, Ottambo wood-blocks - # 2)
Dave Gregory (E-Bow guitar choir, E-Bow solo - #3, 4, 9)
Mario Brinkmann (keyboards - #3)
Nick Simcock (Man on the phone - #4)
Markus Reuter (U8 touch guitar - #6)
Pete Vuckovic (vocals - #10)
Tracklist
01:Our Day Will Come (4:22)
02:Flash Through Your Brain (3:33)
03:Heatwave (4:24)
04:Here In Wonderland (3:45)
05:A Reason To Hope (4:20)
06:Peak Of Eternal Light (3:25)
07:Dreams Are Funny Sometimes (3:33)
08:Hold Me (3:33)
09:The Right Day For Goodbyes (3:23)
10:In The Country Of The Blind (4:07)
11:He Says, She Says (4:17)
12:While We Sleep (3:57)
Externe Links: