Black Metal aus der Türkei - das erreicht nicht ganz den Exotenfaktor wie aus Taiwan. Moribund Oblivion ist nach den Progressive Death-Metallern Baht die zweite Truppe aus diesem Land, die ich bei RockTimes habe. Und ja, ich finde das interessant.
Im Gegensatz zu Baht, deren Debüt ich letztes Jahr besprochen habe, gibt es Moribund Oblivion schon etwas länger (seit 1999) und sie haben auch schon mehr herausgebracht, die EP "Like a Falling Haze" und die CDs: "Khanjar", "Machine Brain", "Time To Face","K.i.N./Killer Is Nowhere" und nun dieses Jahr die "Manevi" (nebenbei: in Türkisch schreibt man tatsächlich 'Albüm').
Außerdem ist/war ein Teil der Musiker noch in weiteren Bands aktiv: derzeit in Groza und The Exile, Ende der 90er noch bei Infected (Bahadır Uludağlar gar in allen drei genannten).
Schauen wir uns das aktuelle Albüm "Manevi" (was übrigens so viel wie 'spirituell' bedeutet) an: Zwischen Bandlogo und CD-Titel steht das ganz groß 'Turkish Black Metal'. Interessanterweise tragen die vier abgebildeten Bandmitglieder im Gegensatz zu früher kein Corpsepaint. Na ja, egal, es kommt schließlich auf die Musik an.
Los geht es mit dramatischem Keyboard-Intro bevor dann schwarzmetallisches Gerumpel und Keifen einsetzt, beides jedoch relativ gemäßigt. Schon nach etwa zwei Minuten wird es langsamer und melodischer, bevor dann wieder etwas das Tempo angezogen wird.
Der dritte Song "Bahtı Kara" enthält gar richtig ruhige Momente, die mit tiefem Gesang unterlegt sind und leicht orientalisch wirken. Auch wenn später die E-Gitarren mit recht eingängigen Riffs wieder gegenüber der Akustikklampfe und dem Keyboard die Oberhand gewinnen, kann man hier nicht wirklich von Black Metal sprechen. Bei "Nefret Açacak" wird es wieder flotter und aggressiver, doch nicht so richtig böse.
So langsam wird klar: Wer es finster und fies in nordischer Tradition erwartet, wird hier eher enttäuscht. Obwohl durchaus schwarzmetallische Stilelemente vorhanden sind, machen diese doch nur einen Teil des musikalischen Gesamtbildes aus. Einiges könnte man eher dem Gothic Metal oder Dark Metal zuordnen, manches ist gar so clean, dass selbst Hörer von 'normalem' Heavy Metal davon nicht abgeschreckt würden.
Moribund Oblivion bewegen sich hier eindeutig in einem Spektrum, das über die eher engen Grenzen des Black Metals hinausgeht und bieten eine respektable Bandbreite. Sauber gespielt und sauber produziert könnten sie damit durchaus Hörer aus verschiedenen Lagern ansprechen, vorausgesetzt, diese lassen sich von dem Etikett 'Turkish Black Metal' nicht davon abhalten, in "Manevi" reinzuhören. Insofern war es vielleicht nicht so glücklich, das so auf das Cover zu schreiben, denn wer sich daran orientiert, wird wahrscheinlich eher nicht so begeistert von den harmonischen Akustikpassagen sein.
Dazu kommen noch die dezenten orientalischen Einflüsse und so entsteht eine düster-melancholische Mischung, deren gelegentliche Geschwindigkeitsausbrüche auch mal Wut kanalisieren, diese aber so ins Gesamtbild integrieren, dass sie recht milde ausfallen und nur Teil eines Emotionsspektrums sind, das auf der anderen Seite auch verträumte Momente kennt.
Wer diese Vielfalt schätzt und nicht nach einer Scheibe mit purem Hass sucht, kann sich mit "Manevi" auf eine musikalische Reise durch Moribund Oblivlions Heimatstadt Istanbul begeben, das mit Sicherheit auch einige unterschiedliche (positive wie negative) Gesichter hat. Die Tatsache, dass Reiseführer Bahadır Uludağlar seine Muttersprache verwendet, verleiht dem Ganzen einerseits Authentizität, andererseits können ihn nicht des türkischen mächtige Hörer leider nicht verstehen.
Line-up:
Bahadır Uludağlar (guitar & vocals)
Onur Burgaz (bass)
Ekrem Cosovic (guitar)
Nihat Serdaroğlu (drums)
Serdar Semen (session bass)
Emir Cosovic (session keyboards)
Tracklist |
01:Intro (1:44)
02:Yara (3:40)
03:Bahtı Kara (6:01)
04:Nefret Açacak (4:17)
05:Dünya Dönmeye Devam Edecek (4:31)
06:Geçip Gittim (5:01)
07:Yok (4:19)
08:Matemli (6:20)
09:Tut Elinden (3:44)
10:Ölmek Üzere Untulmuş (6:01)
11:Okyanus (4:31) |
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