Morning / Hour Of Joy
Hour Of Joy
Good Morning, werte Musikfans.
Wieder macht sich eine neue, junge Band hoffnungsvoll auf, in das Pantheon der Rockmusik einzuziehen. Wieder will eine ambitionierte Sängerin den Olymp der Vocalgöttinen erklimmen. Wieder kommt der Versuch aus Holland. Und wieder könnte er Erfolg haben.
Wie es funktioniert, haben ähnlich aufgestellte Formationen wie Nightwish, Within Temptation oder Anneke van Giesbergen mit ihrer Zusammenkunft eindrucksvoll vorgemacht. Wenn die Songideen gut sind, die Musiker ihr Handwerk verstehen und die Vocals wie ein Brillant glänzen, fehlt nur noch ein bisschen Hype. Dann ist es meist geschafft.
Die Mornings haben für das Songwriting durchaus originelle Ideen generiert. Die Musik bewegt sich in Richtung Metal. Es gibt Doublebassabschnitte, bratende Gitarrenwände, pfeifende Fill Ins und bombastische sowie sphärische Keyboardsounds. Ob man die Arrangements allerdings wirklich als 'Dream Metal' bezeichnen muss, ist fraglich. Zu verstehen sind die Marketingabteilungen der Companies schon. Sie wollen einer Band und einem Sound ein Trademark geben. Aber irgendwann muss es doch mal gut sein Freunde, oder?
Die Musiker agieren durchaus gekonnt. Das Handwerkliche stimmt und die Produktion dazu auch. Klar, gibt es ein paar Unwuchten. Da wünscht sich der Musikfan schon mal einen killenderen Schlagzeugeinsatz oder dort klingt das Gitarrensolo im Tempo noch nicht hundertprozentig sattelfest. Diese Fehlstellen werden aber prompt wieder ausgeglichen.
Widmen wir uns nun der dritten Sprosse auf der Erfolgsleiter mit dem Namen Saskia van Heugten. Frau van Heugten gibt alles, wie durchaus zu hören ist. Allerdings fehlt ein klein wenig die schon angesprochene Brillanz. Saskia hat eine gute Stimme, allerdings mangelt es auf "Hour Of Joy" teilweise noch an Volumen. In manchen Phasen klingt ihre Interpretation richtig gut. Andere Stellen hingegen lassen das 'gewisse Etwas' vermissen. Nicht ganz so passen wollen die - Gott sei Dank seltenen - Kehlkopffluktuationen à la Dolores Mary O'Riordan Burton. Auch ungewöhnlich sind die winzigen Ansätze in Richtung Rockröhre bei einigen druckvollen Passagen. Aber wer weiß, vielleicht ist es gerade diese Klangmelange, die Saskia van Heugten einmal zum Ruhme gereichen wird. Die Frau hat ohne Zweifel Potenzial, aber sie ist noch nicht fertig - sie steht quasi noch in der Entwicklung.
Morning spielen heute noch nicht in der selben Liga wie ihre Vorbilder The Gathering oder Ayreon. Aber vielleicht Morgen! Es sollte nämlich nicht vergessen werden, dass es auch bei Annekes Treffen erst so richtig mit dem 95er Output namens "Mandylion" losging.
Wir werden beobachten, wie sich der Morgen entwickeln wird. Auch auf die Live-Performance sind wir sehr gespannt.
7 RockTimes-Uhren gehen an diesen Sonntag Morgen in die Niederlande. Ich war kurz davor, für die verhunzte Cover Version von Queens "The Show Must Go On" eine Uhr abzuziehen. Aber wir wollen es der Truppe nicht schwerer machen, als es junge, neue Bands gemeinhin sowieso schon haben. Vielleicht rufe ich mit diesem Song auf der nächsten Party sogar ungläubiges Erstaunen hervor.


Spielzeit: 59:57, Medium: CD, Black Lotus / Twilight, 2005
1:Intro 2:Hour Of Joy 3:Inside 4:This Unreachable Mess 5:The Unknown Is Searching The Unfound 6:Kill The Silence 7:Circle Of Power 8:When Shadows Dance In Light 9:Captured By The Colour Of Faith 10:Perception Of Feelings 11:You're Setting Fire 12:Stop Drawing 13:The Show Must Go On
Olli "Wahn" Wirtz, 11.09.2005