The Moth / They Fall
They Fall
Spielzeit: 33:00
Medium: LP
Erhältlich auf schwarzem und weißem (100 Stck. limitiert) Vinyl
Label: This Charming Man, 2013
Stil: Sludges/Stoner Metal

Artikel vom 22.12.2013


Hans-Jürgen Schmidt
Manchmal hat man Glück und manchmal hat man doppelt Glück. In diesem Falle durfte ich innerhalb einer Woche Bekanntschaft machen mit einer mir gänzlich unbekannten Gruppe. Erst mittels LP, dann auch gleich im Konzert.
Daher mache ich heute mal etwas ganz anderes. Eine Kombi Vinyl-Konzert-Rezension. Das bietet sich in diesem Fall ja direkt an. Die LP hatte ich auf blauen Dunst bestellt und auch erst beim zweiten Lesen eines Konzert-Billings mitbekommen, dass genau diese Band da spielen wird. Die Rede ist von der Hamburger Band The Moth, die ihr Debütalbum "They Fall" bei This Charming Man Records auf den Markt gebracht haben. Auf dem Dreher liegt das weiße Vinyl-eine limitierte Auflage die mittlerweile vergriffen ist.
Im Vorherein muss man sagen, dass sich diese Scheibe nicht beim ersten Hören verdauen lässt. Sie verlangt doch mehrere Anläufe. Nach und nach erschließt sich einem Stück für Stück von diesem gelungenen Album. Wie schon die Musik, muss man sich auch den Rest Schritt für Schritt erarbeiten. Keine Infos über die Band auf dem Cover, kein Begleit- oder Textblatt aber das macht die Sache umso spannender.
Beim Opener "Won't Return" ist der Name Programm, es gibt kein Zurück mehr. Und es gibt auch gleich die erste Erkenntnis - es ist eine Frau dabei. Cécile macht nicht nur richtig Druck am Bass, sie ist auch eine der beiden Gesangsstimmen der Band. Zusammen mit Gitarrist Freden bildet sie das kongeniale Gesangsduo, mal miteinander, mal im Gegensatz aber allemal spannend.
Doomig und mit einem interessanten Riffing geht es weiter mit "Open Forest". Auch hier wieder der zweistimmige Gesang, der wunderbar über dem ausgelegten Soundteppich schwebt. "Wasted Time" eröffnet mit einem speedigen Riff. Der Gesang präsentiert sich hier in einer Art Frage-Antwort-Spiel mit gemeinsamen Refrain. Drummer Philipp treibt gnadenlos an und rundet das Gesamtbild sehr homogen ab.
"The Moth" ist eher eines der gediegeneren Stücke mit leichtem Stoner-Touch. Für kurze Zeit kann man durchschnaufen. Die zweite Seite eröffnet mit "Rawhawk". Auch hier ändert sich nichts an der ausgegebenen Marschrichtung. "This Is The Lie" bringt einen in Richtung musikalischen Höhepunkt dieser Langrille. Hier kann man das erste Mal beim Refrain mitsummen, was aber die Qualität dieses Songs keinesfalls schmälert.
"They Fall" ist für mich das beste Stück auf der Platte. Doomig mit psychedelischen Anleihen kommt es daher und war für mich, in dem später besuchten Konzert, der erste Song mit Wiedererkennungswert. Die Scheibe schließt mit "The New Speed" ab. Auch das ein akustischer Hammer. Hier ist, wie beim Opener, der Name Programm. Schonungslos angetrieben von Fredens an Speed Metal erinnernde Gitarrenarbeit. Sein markiger Sologesang passt sehr gut.
The Moth spielen seit Oktober 2012 zusammen. Das Album wurde in nur 24 Stunden auf eigene Faust eingespielt.
The Moth spielten im Rahmen eines Indoor Festivals am 15.11.2013 im Bastard Club in Osnabrück. Da ich eigentlich wegen einer anderen Band vor Ort war und mich deshalb nur am Rande mit dem Billing beschäftigt hatte, überraschte ich mich selber kurz vorm Festival mit der Entdeckung, dass The Moth auftreten werden.
Der Bastard Club mit seinem Ambiente ist die ideale Spielwiese für clubgeprägte Konzerte aller Couleur. Auf der kleinen Bühne ging es gleich mit "This Is The Lie" in die Vollen. Was auf der Platte tontechnisch noch etwas gedrungen und etwas gebremst daherkam, entfaltete sich hier zu einem druckvollen, offenen Soundgebilde. Ich war sehr überrascht von der Bühnenpräsenz dieser Dreiercombo. Sie haben ein Album geschaffen, dessen Songs sich sehr gut live umsetzen lassen und dabei keinerlei Qualitätsverluste haben. In der zweiten Hälfte des Konzerts hatte ich dann das schon oben angesprochene Aha-Erlebnis mit den wiedererkannten Songs.
Fazit: Das Album nötigt einem mehrere Hördurchgänge ab bis man mit dieser Art der Musik vertraut wird. Danach lässt es einen allerdings nur schwer wieder los. Es hat in meiner persönlichen Platten-Hitliste 2013 einen Platz in der oberen Hälfte erhalten.

Live sollte man sich The Moth nicht entgehen lassen. Wenn es passt, hingehen und genießen.
Tracklist
Seite 1:
01:Won't Return (4:15)
02:Open Forest (3:48)
03:Wasted Time (4:30)
04:The Moth (3:19)
Seite 2:
05:Rawhawk (3:22)
06:This Is The Lie (3:43)
07:They Fall (6:13)
08:The New Speed (3:45)
Setlist Konzert
01:This Is The Lie
02:The Moth
03:Wasted Time
04:Rawhawk
05:Won't Return
06:Open Forest
07:They Fall
08:New Speed
 
 
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