Nein, Mother Misery sind gewiss keine Kinder von Traurigkeit, geschweige denn eine Misere.
Die schwedische Heavy-Formation, im Jahre 2004 von Sänger, Gitarrist und Komponist John Hermansen und Gitarrist Thomas Piehl gegründet, ging ursprünglich in der Kategorie Stoner Rock an den Start, was sie mit ihrem Erstling "Grandiosity" deutlich unter Beweis stellte.
2007 folgte der zweite Wurf mit dem von den Kritikern wertgeschätzten Silberling "All Eyes On You". Hier drehte sich die Kompassnadel bereits in die Gefilde des Hard und Heavy Rock.
Auch in 2010 - verschiedene Umbesetzungen gingen dem aktuellen Line-up voraus - blieb man der gewählten Schwerlast-Linie treu: "Standing Alone" wurde als dritter Longplayer im Studio geschmiedet und ist seit Ende Januar 2011 auch in deutschen Landen verfügbar.
Man benötigt nur wenige Sekunden, um sich von dem Opener "Dirty Little Secrets" überrollen und mitreißen zu lassen. Da wird ganz kräftig nach vorne gedrückt, die Drums rollen und treiben, garniert mit heftig sägenden Gitarren, die etliche furiose Riffs und Soli zu bieten haben. Zur Freude des geneigten Hörers geht es auf diese Weise über die gesamte Länge der CD weiter, ohne auch nur einen Funken Langeweile aufkommen zu lassen.
John Hermansens Stimmlage weckt dabei immer wieder Erinnerungen an Soundgarden-Frontmann Chris Cornell. Da steckt eine ganze Menge Schalldruck und Volumen drin, was dem musikalischen Gesamtgefüge die Wucht eines Vorschlaghammers verleiht, "To Hell" sei an dieser Stelle exemplarisch erwähnt.
"Standing Alone" lebt von der Abwechslung. Immer wieder werden farbige Akzente aus den vergangenen Stoner-Zeiten gesetzt, aber die Marschrichtung weist eindeutig zum Hard Rock. Mal rumpelt der Ochsenkarren schwerfällig über das Kopfsteinpflaster, mal geht es schnörkellos und geradlinig mit voller Fahrt voraus.
Glattgeschliffen klingt der Sound von Mother Misery dabei nie. Es bleiben genügend Ecken und Kanten, auch wenn aus kompositorischer Sicht nichts dem Zufall überlassen wird. Manchem mag dies vielleicht ein wenig zu konstruiert daher kommen, der Qualität des Albums schadet es jedoch in keiner Weise. Auch nach wiederholten Rotationen im Player ist die aktuelle Scheibe immer wieder für eine Extrarunde geeignet, wobei der Lautstärkeregler gerne auf höhere Regionen gestellt werden darf. Eine saubere Produktion und Abmischung setzen hier das Sahnehäubchen drauf, was "Standing Alone" zu einem puren Vergnügen macht.
Mother Misery bewegen sich nicht auf festgetretenen Pfaden, sie haben die Vision, noch ein paar Stufen höher zu klettern. Es wird gewiss nicht einfach sein, die Steilvorlage "Standing Alone" mit einem entsprechenden Nachfolger zu toppen. Andererseits ist Mastermind John Hermansen sicherlich noch für manche Überraschung gut, zumal er mit Gitarrist Thomas Piehl einen Kollegen an seiner Seite hat, der als astreiner Handwerker eine ausgezeichnete Ergänzung darstellt. So stehen die Zeichen günstig, dass etliche der vorhandenen Ideen zu klanglichen Monumenten werden können. Die nächste Veröffentlichung wird es zeigen. Bis dahin warten wir voller Spannung und lassen "Standing Alone" fröhlich weiterdröhnen.
Line-up:
John Hermansen (vocals, guitars)
Thomas Piehl (guitars)
Stiff Hell (bass)
Jimmy Lindbergh (drums)
Tracklist |
01:Dirty Little Secrets
02:In Monochrome
03:Dying Heroes
04:Standing Alone
05:This Is What I Am
06:Fade Away
07:Inside The Hive
08:Eyes Of The Moth
09:To Hell
10:War Inside
11:State Of Grace
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Externe Links:
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