Eines ist mal wieder klar geworden, der alte Spruch 'Don't judge a book by its cover' hat immer noch nichts an Bedeutung verloren. Beim Anblick dieses CD-Covers muss man unweigerlich an düstere Metaltöne denken. Legt man dann aber die Scheibe in den Player - oh Wunder, frischer, zeitloser, melodiöser Hard Rock ertönt. Da haben mich die fünf Schweden mit Sonny Larsson an der Spitze aber ganz schön geleimt, besonders, weil mir der Name nur so gerade eben mal aus dunkler Vorzeit geläufig war und auch das noch übertrieben ist.
Bereits seit 1982 gibt es die Herren aus dem schwedischen Örebro, hervorgegangen aus den beiden Bands Proximity und Lizard. Seit dem Anfang ist bislang jedoch lediglich ein einziger bekannter Longplayer ("The Sanctuary") auf den Markt gekommen, veröffentlicht auf Vinyl Mitte der achtziger Jahre und zudem ca. zehn Jahre später inkl. fünf zusätzlicher Tracks in Silber gepresst. Zwischendurch gab es auch mal eine 'kreative Pause' von einigen Jahren und erst zu Beginn des neuen Jahrtausends machte man sich, nicht mehr in Urbesetzung, daran, neues Material zu sammeln. Das hat dann wiederum bis 2010 gedauert, bis endlich die vorliegende Scheibe zumindest schon mal in Schweden auf den Markt kam. Nun darf sich auch der Rest Europas freuen, denn das Warten hat sich durchaus gelohnt.
Wir bekommen dreizehn äußerst abwechslungsreiche Tracks vorgelegt, die man durchaus als Reise in die Zeiten der großen Stadien der achtziger Jahre und in Teilen auch noch weiter zurück bezeichnen könnte. Das einzig Konstante über die gesamte CD hinweg ist die gleichbleibend gute und klare Stimme Lassons. Ansonsten wechseln die Tracks einander ab, als kämen sie von verschiedenen Produktionen. Da kommt wahrlich kein Funken Langeweile auf, so sehr variiert die Liste. Es findet sich der bereits angesprochene Hard Rock der Eighties, zwischendurch wird es auch mal schwer und fast zäh, dann in kurzen Phasen recht 'sleazy', als Kontrast wieder balladenhaft ohne hohes Tempo. Später haben wir wieder Classic Rock und auch kleine Entlehnungen bei den eher psychedelisch orientierten Musikern sowie bei den Machern des Blues - aber den gibt es ja eh fast überall, wenn man will. Die namentlichen Assoziationen mit Motherlodes Kollegen aus der Musikwelt mögen ebenso breit gestreut sein, wie die in der CD enthaltenen Stile. Für mich kommen an unterschiedlichen Stellen immer wieder Erinnerungen an den Sänger Jack Russell von den Great White der späten Achtziger hoch. Auch, und ihr könnt mich gern dafür schlagen, Bon Jovis "Blaze Of Glory" taucht für mich schon mal am Horizont auf - ohne, dass billig gecovert, aufgewärmt oder geklaut worden ist. Die Jungs sagen einfach recht deutlich, wo ihre Vorlieben sind, und die liegen nun mal einige Jahrzehnte zurück.
Als kleine Beispiele für die variationsreiche Ausrichtung von "Tomorrow Never Comes" seien folgende Anspieltipps genannt: Direkt der Opener "Predators" geht kräftig auf die Zwölf und bringt uns ein hartes Riff mit schöner Gitarrenarbeit und kleinen Soloeinlagen. Ohne ein Vorspulen notwendig zu machen, bringt uns der Titelsong eine ganz andere, sehr melodisch vorgetragene Ausrichtung. Der düstere, fein gesungene Text wechselt mit ständig wiederholten Passagen, die bedrohlich im Chor gebrüllt werden. In Teilen kommt ein fast sphärisch anmutendes Gitarrensolo dazu. Und mit der Nummer drei, "Crying", haben wir dann auch schon die erste Ballade, die zwar gegen Ende teilweise im Tempo ein wenig anzieht, dennoch sehr schwer rüberkommt. "Bring Me Down" in unmittelbarer Folge haut uns erst einmal eine Hammond um die Ohren, bevor die dominante E-Gitarre einsetzt und mich bei einigen Gesangspassagen etwas an die frühen Extreme erinnert. So geht es weiter bis zum Ende - jeder Song ist irgendwie anders und macht es notwendig, die Ohren und den Geist auf Motherlode auszurichten, denn reine Berieselungsmusik für den Hintergrund ist es wahrlich nicht.
Das bringt mich dann jetzt auch zum Fazit: Wem einerseits die oben mehrfach angesprochene musikalische Vergangenheit liegt und wer Verweise auf eben diese Zeit an jeder Ecke vertragen kann - damit möchte ich ausdrücklich betonen, dass die CD alles andere als unerträglich ist! - und wer andererseits auch dieses von Track zu Track Wechselnde interessant findet, dem sei dieses Album empfohlen. Wer allerdings meint, einen Aufwasch alten Achtziger-Jahre-Rocks durch sämtliche dreizehn Songs zu bekommen, der mag getrost die Finger davon lassen.
Line-up:
Sonny Larsson (vocals)
Tom Nilsson (guitars)
Johan Evertsson (bass)
Fredrik Beckmann (keyboards)
Pär Hjulström (drums)
Tracklist |
01:Predators
02:Tomorrow Never Comes
03:Crying
04:Bring Me Down
05:Promises
06:Ice Cream Man
07:Crawling Through The Desert
08:I Don't Know
09:Won't Find Me Beggin'
10:Why We Bleed
11:Eaten By The Pigs
12:Wild Dog
13:You
|
|
Externe Links:
|