Mother's Cake / Creation's Finest
Creation's Finest Spielzeit: 56:32
Medium: CD
Label: Gab Music (Rough Trade), 2012
Stil: Prog Rock

Review vom 23.12.2015


Michael Breuer
Wenn eine Platte mit einem Song startet, der Dir Wah Wah-lastig eingroovend Zitate von
Led Zeppelin über die Red Hot Chili Peppers bis hin zu fast schon Warren Haynes'schen Riffs mit aberwitzigen Breaks und Rhythmusspielereien um die Ohren haut, dann ist die Band entweder total verrückt oder genial. Wie abgedreht die Jungs von Mother's Cake sind, weiß ich nicht - aber genial sind sie, verdammt genial.
Drei Jahre ist es schon her, dass ihr Erstlingswerk "Creation's Finest" das Licht der Welt erblickte. Fatal, dass ich erst jetzt, so kurz vor Weihnachten 2015, dieses unglaubliche Überraschungsei geöffnet habe, sie waren mir schlichtweg bislang entgangen. Eigentlich eine Todsünde, findest Du hier doch ein sprühendes Feuerwerk aus brillanter musikalischer Kompetenz und ausufernd antörnender Lebensfreude, eine perfekte Umsetzung klassischer Konzepte alter Helden mit einem Anzug aus höchst aktuellen und modernen Stoffen. Stoffen, aus denen die Rockträume sind. Die Welt bejubelte vor ein paar Jahren die Geburt der Rival Sons; Mensch, wie würden die Reaktionen wohl ausfallen, wenn Mother's Cake aus Kalifornien und nicht aus Innsbruck stammen würden?
Mal hörst Du ein wenig Jimi, dann könnte man sich fast an Stevie Ray Vaughan erinnern, nur um im nächsten Song den guten alten Stan Webb zu erahnen. Und über allem thront die aggressiv-leidenschaftlich schrille Stimme von Yves Krismer, die mich so gravierend an Mister Plant erinnert und der auch für die Wundertaten an den sechs Saiten verantwortlich zeichnet. Begleitet von den funkig, bluesig, psychedelisch, artrockig vertrackten Rhythmus-Exzessen von Jan Haussels an den Drums und Benedikt Trenkwalder am Bass, bildet dieses unglaubliche Powertrio eine schillernde Kunstgestalt zwischen den Welten unterschiedlichster Rockmusik, die dennoch organisch gewachsen und traumwandlerisch stilsicher agiert. Da passt dann auch schon mal ein Digeridoo dazu. Ein Rockmonster aus einem Guss, geschmiedet im Feuer unserer musikalischen Ursprünge und dazu geschaffen, uns etwas Neues und Großes zu schenken. Eine retrospektive Moderne und ein multikultureller Mix sozusagen, und alles auf höchstem Niveau.
Wer als Newcomer aus Österreich bereits mit Tito & Tarantula (genau, die aus "From Dusk Till Dawn") auf Tour war und demnächst bei Limp Bizkit gebucht ist, dem muss ein guter Ruf vorauseilen.
Und ich habe diese Platte als Empfehlung im Bereich Prog entdeckt, Wow. Progressiv sind ihre Songstrukturen allemal, aber liebe Freunde der eher erdverbundenen Fraktion: nur keine Scheu vor dieser Musik. Hier gibt es keinen neo-progressiven Schwulst und episches Geschrammel - hier wird gerockt, dass die Fetzen fliegen. Mann, wie gerne möchte ich diese Band endlich mal auf der Bühne erleben dürfen. Auf Vinyl geht das ja schon, da haben sie inzwischen nachgelegt. Ebenso mit der Neuerscheinung "Love The Filth" in diesem Jahr, Stoff für neue Betrachtungen an anderer Stelle.
"Runaway" ist eine meiner Lieblingsnummern. Wenn sich das Trio erst metalartig und rifftrunken austobt und dann um eine wabernde Orgel erweitert, im Tempo entspannt psychedelisch bluesig zurücknimmt, dann driften meine Sinne euphorisiert in die selige Zeit der Siebziger hinweg und meine Nackenhaare kräuseln sich angenehm im treibenden Groove. Das verstärkt sich noch einmal in "Realitricked Me", wenn Dich der Pfad des Songs aus einem riffrockigen Fundament lässig relaxt in eine psychedelisch ferne Welt zirkulieren lässt, nur um dann wieder in aller Entspanntheit die Daumenschrauben zu einem sich ekstatisch steigernden Blues Rock-Inferno anzuziehen und Dich zurückzuerden. Und in der genialen Schlussnummer "Soul Prison" verleihen sie dem Begriff Art Rock eine ganz eigene, energetisch hoch aufgeladene Attitüde. Gewaltig, das nenne ich mal eine Rock musikalische Evolution.
Mother's Cake ist mit ihrer ersten Scheibe ein Schuss in die Sterne gelungen, eine Eruption erdverbundener Lava in wilden und höchst zeitgenössischen Farben, die Dich aufsaugt, mitreißt, überwältigt. Habt ein Auge auf diese Band, die wird ihren Weg gehen. Und womit? Mit Recht!
Line-up:
Yves Krismer (Gitarre, Gesang)
Jan Haussels (Schlagzeug, Hintergrundgesang)
Benedikt Trenkwalder (Bassgitarre)
Tracklist
01:Creation's Finest
02:The Road
03:Runaway
04:Night And Day
05:A Path Down Under
06:Realitricked Me
07:Nobody
08:I Like It
09:Pan's Requiem
10:Lazy
11:Soul Prison I
12:Soul Prison II
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