Motorpsycho / Demon Box
Demon Box Spielzeit: 43:05 (CD 1), 39:57 (CD 2), 78:59 (CD 3), 79:58 (CD 4), 127:10 (DVD)
Medium: CD-Box
Label: Rune Grammofon, 2015
Stil: Rock

Review vom 14.02.2015


Holger Ott
Man muss schon sehr hart im Nehmen sein, um die Musik von Motorpsycho aus Norwegen in sich aufzusaugen. Dafür bietet die Band aber auf all ihren Scheiben reichlich Abwechslung. Von Folk über Punk, Grunge und Heavy Metal bleibt nichts aus und kein Hörer kann sich beschweren, zu kurz zu kommen. Nun hat Motorpsycho mit der "Demon Box" ein Paket veröffentlicht, das aus vier CDs und einer DVD besteht. Die meisten Songs darauf sind bereits bekannt und werden durch einige bislang unveröffentlichte Tracks ergänzt.
Bei den älteren Fans sollten nun die Glocken im Kopf läuten, denn 1993 wurde die "Demon Box" zum ersten Mal veröffentlicht. Damals als Doppel-CD und in einer, auf fünfhundert Stück limitierten, Doppel-Vinylausgabe. Also alles Schnee von gestern, der auch noch in der gleichen Verpackung aufgetaut wird. Dennoch, wer sich in der Materie Motorpsycho nicht so gut auskennt, dem kann dieses Paket empfohlen werden, da es sich um ein fettes Stück Musik handelt und man sich die Einzelkäufe sparen kann.
CD Nummer drei im Sortiment kommt ebenfalls aus der Schublade 'Kennen wir schon'. Darauf sind die zwei EPs "Mountain" und "Another Ugly" gebannt, plus dem Song "Home Of The Brave" in einer Live-Version. Interessant wird es erst ab der vierten Scheibe. Darauf befinden sich ausschließlich Raritäten, Outtakes und Live-Mitschnitte, die bislang noch nicht den Weg in die Plattenläden gefunden haben. Letzte im Package ist eine Konzert-DVD, ebenfalls aus dem Jahre 1993, die im Vera in Groningen aufgezeichnet wurde. Im Film ist zu erleben, wie die Band ihre außergewöhnliche Musik auf die Bühne bringt. Ein Augen- und Ohrenschmaus? Dazu später mehr.
Besonderes Augenmerk sollte der Hörer auf die extrem langen Werke legen. CD eins sticht dabei mit "Mountain" heraus. Einem Stück, zwischen groovendem Grunge und völlig abgedrehtem Psychedelic. Ebenso wie bei dem Achtzehn-Minuten-Epos und Titelträger "Demon Box" wird man zwischen plötzlichen Soundwechseln hin- und hergeworfen. Eben noch mit eindringlichen Riffs aus dem Hard Rock bedient, folgen von einer Sekunde auf die andere Geräusche, die dafür sorgen könnten, dass einem die Trommelfelle platzen. Irgendwie ist das alles völlig krank, aber dermaßen interessant, dass man als Hörer auch nicht wegschalten möchte. Die Band hat etwas, das eine magische Wirkung ausstrahlt, von der man sich nicht mehr lösen kann. Wer anschließend, nach dem Genuss dieser sehr eindringlichen Musik, die Entspannung sucht und braucht, wird umgehend mit ruhigen und gleichmäßigen Klängen belohnt, die stark im Folk angesiedelt sind. Völlig untypisch, aber irgendwie genial. Ich könnte nun etliche Hörbeispiele anführen, jedes in seiner Art herausragend, kann aber nur empfehlen, selbst hineinzuhören und sich den gewaltigen Songs zu ergeben.
Besonders spannend, wie bereits angesprochen, ist die vierte Scheiblette. Neben erneut zwei Versionen des überlangen "Demon Box", gibt es Gesprächsmitschnitte und endlose Klangvariationen zu hören. Nebenbei wird Heavy Metal zum Besten gegeben, sowie nicht definierbare Geräusche. Starke Nerven gehören ebenso dazu, wie eventuell ein kräftiger Schluck Hochprozentiges, um diese musikalischen Ergüsse der Norweger, ich will mal sagen, 'ertragen' zu können. Dieser Rundling ist schon äußerst anstrengend. Deshalb muss nun unbedingt die DVD in den Player, damit ich mit eigenen Augen sehen kann, was sich mir bislang über den Kopfhörer geboten hat.
Ohne Menüauswahl geht es sofort los und bereits nach dreißig Sekunden bin ich völlig enttäuscht. Normalerweise versuche ich in meinen Erläuterungen auch im Schlechten etwas Positives zu sehen, doch was sich mir hier in den nächsten zwei Stunden offenbart, ist das absolut mieseste, was ich jemals als Konzertmitschnitt gesehen habe. Wie kann man es überhaupt wagen, diesen filmischen Schrott zu veröffentlichen und dafür auch noch Geld verlangen? Das Bild ist während des gesamten Films völlig dunkel - außer einem glühendroten Gartenzwerg ist so gut wie nichts zu erkennen. Sieht man einmal etwas, ist es völlig verwackelt und somit absolut unbrauchbar. Manchmal kann man Menschen im Publikum erkennen und wenn man Glück hat, ist auch einer der Musiker auf der Bühne wahrzunehmen. Ich ertrage das nicht und klicke mich durch den Film, um festzustellen, dass es nicht besser, sondern immer schlechter wird. Nichts gegen die Musik. Es ist zwar nicht auszumachen, was dort gespielt wird, aber es klingt in etwa so wie auf den CDs. Ein schwacher Trost für einen Griff ins Klo. Die DVD ist definitiv nicht zu empfehlen und versaut die komplette "Demon Box". Somit ist die einzige brauchbare, weil ungewöhnliche Scheibe, die CD Nummer vier. Der Rest ist aufgewärmt oder nicht anzusehen. Eine schwache Leistung für eine Band, die als eines der Aushängeschilder ihres Landes gilt.
Line-up:
Hans Magnus Ryan (vocals, guitar)
Bent Saether (vocals, bass)
Kenneth Kapstadt (drums)
Tracklist
CD 1:
01:Waiting For The One
02:Nothing To Say
03:Feedtime
04:Gutwrench
05:Sunchild
06:Mountain
07:Tuesday Morning
08:All Is Loneliness
CD 2:
01:Come In One
02:Step Inside Again
03:Demon Box
04:Babylon And Mr. Who
05:Junior
06:Plan #1
07:Sheer Profoundity
08:The One Who Went Away
CD 3:
01:Mountain
02:Flesh Harrower
03:The House At Pooneil Corners
04:Viscount Grisnah
05:Sister Confused (Confused Version)
06:Another Ugly Tune
07:Watching You
08:She Used To Be A Twin
09:Blueberry Daydream
10:Summertime Is Here
11:Motorhead Mama
12:Home Of The Brave (Live)
CD 4:
01:Cherry Red
02:You Gave It All Away
03:The Sift
04:Demon Box
05:Come On It
06:The Golden Core
07:Sheer Profoundity (Death To False Metal-Mix)
08:Manson's Children
09:Beth
10:Sheer Profoundity (Live)
11:Loaded (Live)
12:Nothing To Say (Live)
13:Demon Box (Live)
DVD:
Live Concert, Groningen, Netherlands,
September 19. 1993
 
Externe Links: