Mountain Soul Unit & Gospelchor Segeberg
Soul - Songs From An Ancient Prayer
Soul - Songs From An Ancient Prayer Spielzeit: 54:06
Medium: CD
Label: Moon Sound Records, 2011
Stil: Gospel/Soul

Review vom 05.02.2011


Wolfgang Giese
Ich mag Gospelmusik, ich mag diese Wucht von Gospelchören, wenn die Botschaft voller Emotionen und Leidenschaft verbreitet wird. Neben rein traditionellen Ausrichtungen gibt es auch immer wieder solche Chöre und Bands, die versuchen, andere Elemente mit einzubeziehen.
Eine der Referenzbeispiele ist für mich The Montreal Jubilation Gospel Choir, farbige Musiker, die mich mit ihrer Musik mitreissen können, die Sängerinnen und Sänger, als auch die Band - eine untrennbare Einheit bildend. Da passt einfach alles.
Es gibt aber auch das Gegenteil, da, wo so gar nichts passen will. Ich erinnere mich immer wieder gern an einstige Worte eines leider verstorbenen Freundes, der, auf einen Gospelchor aus der Umgebung angesprochen, zynisch den Begriff »ein Haufen kreischender Hausfrauen« vom Stapel ließ. Irgendwie hatte er recht mit seinem ziemlich boshaften Statement.
Nun denn, mit dem Feeling und der Überzeugungskraft farbiger Gospelchöre können weiße Nachahmer nicht unbedingt Schritt halten, also sollte man den Gradmesser der Beurteilung anders einsetzen. Ergo - ein Wettstreit des eben genannten kanadischen Vorzeigechors gegen den Gospelchor aus Bad Segeberg.
Gleich vorweg: Mit 'kreischenden Hausfrauen' haben wir es hier nicht zu tun. Die Mischung des mächtig besetzten Chores ist aus meiner Sicht gelungen, die Stimmen harmonieren gut. Was mir allerdings sofort auffällt, ist die etwas fehlende Geschmeidigkeit. So fließen die Stimmen nicht, am Ende einer Zeile wird diese recht hart beendet, anstatt die Töne locker auslaufen zu lassen. Der Leadsängerin im ersten Titel fehlt dann auch genau der Soul, von dem sie singt ("My Soul Starts To Cry"). Dazu groovt der Rhythmus so gut wie gar nicht, obwohl die positiven Ansätze recht wohl zu bemerken sind, auch im gut gedachten Arrangement. Track zwei bietet etwas mehr Druck, der mit dem eher geflüsterten Gesangsbeitrag des Leadsängers jedoch so gar nicht vermittelt werden kann, was den verheißungsvollen Auftakt leider wieder herunterfährt. Hier hätte ein kraftvoller Sänger etwas bewirken können, ist das Arrangement, besonders jenes der Bläser, doch gut gemacht, das Stück verliert sich jedoch leider schnell. Im Übrigen sind es stets die Leadsänger, die nicht überzeugen können, ganz besonders dünn kommt es z.B. auf "Let Me Call You A Friend". Sie sind es, die die Musik weit vom Gospelansatz zu entfernen scheinen; ein klarer Schwachpunkt der Produktion.
Der Chor als Begleitfunktion macht sich grundsätzlich gut, wenngleich ihm etwas scharfer Pfeffer zum Ausdruck von Leidenschaft gut getan hätte. Irgendwie scheint hier jemand mit einer Peitsche zum Antreiben gefehlt zu haben.
Das gilt dann ab und an auch für die Rhythmen, die oft sehr steif daher kommen. Auch hier fehlen Groove, Feeling und Inspiration, wobei es bei der technischen Ausführung sicher nichts zu mäkeln gibt. Das ist ja alles ganz gut und sauber gespielt, und genau das ist es: 'Sauber'! Etwas mehr Dreck und Loslassen vom Perfektionismus wären angebracht, einfach mal die Zügel locker lassen, denn auf die gebotene Weise wirkt die Musik in der Regel steril und ich vermag hier keine 'message' zu erkennen; nämlich jene, die man hier offensichtlich erreichen wollte.
Die Pressemitteilung spricht von »Songs voll Dynamik und Tiefgang, geprägt von individuellen SolistInnen und unterstützt durch knackige Bläsersätze und pulsierende Rhythmen«.
Ja, das träfe in vollem Umfang zu, hätte man sich hier zu einer Platte des Montreal Jubilation Gospel Choirs geäußert. Denn auf dieser Platte kann ich das leider überhaupt nicht erkennen. Sicher haben sich alle viel Mühe gegeben, das will ich gar nicht in Abrede stellen.
Ich möchte daher auch unterscheiden, in eine positive und eine negative Seite.
Für positiv halte ich die Kompositionen an sich und die Arrangements, besonders die Bläsersektion ist gelungen. Losgelöst als Instrumentalplatte mit stärker ausgeprägtem Anteil einzelner Soloinstrumente wäre das gar keine mal so schlechte Platte. Doch die Integration besonders der Leadvokalisten ist absolut nicht gelungen, und der Chor wird in eine starke Hintergrundrolle gedrängt. Ich hätte ihn lieber druckvoll mehr im Vordergrund gesehen, denn das Potential ist da. Und ich kann weitestgehend weder Soul noch Gospel vernehmen, dafür aber Ansätze im Gesang von Punk, man höre sich einmal "Not In Your Name" an. Das ist eines der Stücke, die auf ihre Weise einen besonderen Reiz ausstrahlen und für mich zu den eher positiven Erscheinungen zählen. Für ein weiteres gelungenes Stück halte ich "Shadows", das gesanglich als auch durch das druckvolle Rockarrangement in Kombination eine interessante Variante darstellt. "Deep In My Soul": So endet die Platte, und auch dieses ist ein Song, der einen gar nicht mal so schlechten Abgesang bildete, wäre etwas mehr Leidenschaft im Spiel.
Fazit: Im Ansatz gelungen, in der Ausführung ausbaufähig, hier müssen eindeutig starke, ausdrucksstarke Leadvokals her, als packendes Aushängeschild. Der Chor dahinter braucht mehr Druck, und dann dürfte es besser klappen.
Line-up:
Patrick Benecke (lead vocals, choir)
Oliver Bohlen (lead vocals, choir)
Joy Bogat (lead vocals, background vocals)
Kirstin Bogat (lead vocals, background vocals)
Mogens Busch (lead vocals, brass)
Friederike Dreessen (lead vocals, choir)
Jule Klockgeter (lead vocals, background vocals)
Liza Ohm (lead vocals)
Petra Staszeit (lead vocals)
Magdalene Steffens (lead vocals)
Peter Stoltenberg (lead vocals)
Sarah Winter (lead vocals, background vocals)
Jonna Kunde (background vocals)
Manon Seele (background vocals)
Anne-Sophie Wilkening (background vocals)
Roman Adam (choir)
Natasha Clement (choir)
Patrick Dörk (choir)
Ronald Dörnemann (choir)
Marey Ehmke (choir)
Angelika Freier (choir)
Susanne Henn (choir)
Lydia Herbers (choir)
Johannes Hoffmann (choir, e-bass)
Hanna Höpner (choir)
Karin Hufenreuter (choir)
Monika Kröger (choir)
Margarete Kuhlmann (choir)
Regina Lösing (choir)
Helge Meyer (choir)
Kerstin Meyer (choir)
Ralf Meyer (choir)
Heike Michel (choir)
Christina Oldenburg (choir)
Katrin Panzer (choir)
Ulli Panzer (choir)
Andreas Podolsky (choir)
Marie-Luise Rohlff (choir)
Jutta Salzmann (choir)
Doris Scheele (choir)
Hedda Schliecker (choir)
Gabi Schröder (choir)
Sarah Schröder (choir, brass)
Marion Siemens (choir)
Astrid Sörensen (choir)
Petra Staszeit (choir)
Magdalena Steffens (choir)
Peter Stoltenberg (choir)
Christina Treplin (choir)
Katja Vertein (choir)
Marita Voth (choir)
Tarik Abdel-Kader (brass)
Vincent Dolinsek (brass)
Rebekka Grütt (brass)
Sarah Grütt (brass)
Katharina Kalwa (brass)
Gerrit Pasberg (brass)
Daniel Schierhorn (brass, drums, percussion)
Marie Schöner (brass)
Amrei Vollmers (brass)
Hartmut Marsch (brass)
Jürgen Henning (brass)
Steffen Koch (drums, percussion)
Nicola Dreessen (drums, percussion)
Christoph Jacksohn(drums, percussion)
Jan Simowitsch (drums, percussion, wind, e-bass, guitars, keyboards)
Friederike Dreessen (e-bass)
Jakob Rösch (guitars)
Jan Schaper (guitars)
Schirin Abdel-Kader (keyboards)
Tracklist
01:I Want To Belong (5:49)
02:Whom Will You Call (2:55)
03:Let Me Call Call You A Friend (3:52)
04:Nothing Ain't Holy (4:14)
05:The End Of All Kings (2:42)
06:I Trust In You (2:52)
07:Not In Your Name (3:43)
08:Bread In The Scent Of A Rose (2:30)
09:Hard To Please (2:50)
10:Give Him One Year (2:40)
11:Why Is It Hard? (5:23)
12:Shadows (3:07)
13:You Won't Touch My Soul (4:01)
14:Deep In My Soul (7:20)
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