Gothic Metal mit Beziehungsdramatheatralik, so in etwa könnte die Übersetzung für den zweiten Long Player "Eleven Scars" heissen, den der Fünfer My Inner Burning mit Frontfrau soeben in die Verkaufsregale gestellt hat.
Leicht bombastisch angehauchter Gothic Metal mit poetischer Schlagseite, der auf einer finsteren Grundstimmung aufbaut, allerdings durchzogen mit hymnischen Hooklines - das kann sehr wohl in die Sparte Weiterentwicklung abgelegt werden.
My Inner Burning sind also keinesfalls auf der Stelle getreten, sondern haben deutliche Änderungen durchgeführt. Gleich der Opener "Masquerade" erzeugt mit seinen festen Gitarrenwänden sofort eine Art Antistimmung auf eine homogenere Ausrichtung der Band in Richtung melodischer Metal.
Dies gilt auch als eine Art Warnsignal für diejenigen die der Meinung sind, hier in eine beliebige Allerwelts-Gothic-Suppe eintauchen zu können. Weit gefehlt, denn die Niedersachsen haben in ihrem Werk Teilstrecken aus epischem Metal mit doomigen Parts, sowie auch treibende, finstere Riffs integriert.
Eingängig dürfte wohl der einzige gemeinsame Nenner sein, mit dem eine Einigung zu erzielen wäre, denn in der Kernaussage hat jeder Track seinen ganz eigenen Bezug . Manches wirkt roh und beinahe verletzlich, was nicht zuletzt an der Stimme von Becky Gaber liegt, die von Anfang an durch ihren dramatischen Gesang überzeugen kann.
Riff-Attacken und atmosphärische Keyboard-Untermalungen dringen durch ein Netzwerk fein gesponnener, metallischer schwarzer Reinkultur. Hier wird nicht gespart an kompositorischen Up-Tempo-Krachern, die dann letzten Endes wieder in monumentalen Powerballaden enden."When I'm Gone" steht hier stellvertretend, wie auch "Analize" mit alternativem Klargesang der Frontmimin, die zu den klaren Pluspunkten dieses Albums gezählt werden dürfen. Akustikeinlagen wie auf "Home-Sick" zeigen hingegen die andere Variante, die deutlich im Kontrast zu den fetten Metaleinlagen von "Demons" oder "New Breed" stehen.
Tatsache ist, dass My Inner Burning ein gutes Gespür dafür haben, wie moderner Metal heute klingen muss. Satte Refrains, die frisch, kraftvoll und fetzig abgespult werden und auch noch Platz für dramatische Gesangseinlagen haben, die sich großartig in das übrige Songmaterial einbinden lassen.
Manchmal fühlt man sich an einen orchestralen Kulturkreis erinnert, der durch das Wechselspiel von Melodic Metal und elegischen Heavy-Grooves, zusammen mit der fetten Produktion für laufende Überraschungen sorgt.
My Inner Burning haben sich deutlich gesteigert und ein beinahe zeitloses und intensives Werk produziert. Der rote Faden, der sich durch eine kompakte und dicht verschweisste Einheit von schwarzen Naturgesängen zieht, hat am Metal-Himmel deutliche schwarze Kondenzstreifen hinterlassen. Weitgehend klischeefrei und mit Druck an den richtigen Stellen, lassen die Musiker großes Potenzial für die weitere Zukunft erkennen.
7 von 10 RockTimes-Uhren
Line-up:
Rebekka 'Becky' Gaber (vocals)
Torsten 'Sauer' Sauerbrey (guitar)
Jörg 'Deibl' Janssen (guitar, harsh vocals)
Daniel 'Cliff' Pietrzak (bass)
Niklas 'Nik' Kahl (drums)
Tracklist |
01:Masquerade
02:Analize
03:Electrified
04:For The Last Time
05:When I'm Gone
06:Demons
07:Done With Denial
08:Gone Wrong
09:Enemy Of Mine
10:New Breed
11:Home-Sick
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