Mystic Prophecy / Savage Souls
Savage Souls
Pauer Mäddl!
Gute 50 Minuten lang keult die Doublebass Drum quasi ohne Unterlass, die Gitarren filetieren die Arrangements sensengleich und dazu rattern die Stakkato-Riffs wie der sagenumwobene 'V1-Zylinder Reihendieselmotor', dessen Blaupausen angeblich seit Jahrzehnten in der verwunschenen Schublade eines schlitzohrigen, japanischen Ingenieures versteckt gehalten werden: Jede Laterne eine Zündung! Gedopt wird dieses kraftstrotzende Konglomerat zu guter Letzt noch durch voll raus geröhrte Gesangslinien, die den endgültigen Beweis für die Emergenz im Universum liefern. Das Ergebnis ist mehr als die Summe seiner Bestandteile.
Mystic Prophecy nennen sich die Schwermetaller aus Germany. Ok, der Name ist standesgemäß,…Fantasy beeinflusst irgendwie, aber ich hätte einen mit mehr Druck vorgezogen. Was solls, denn dass ist die ureigenste Angelegenheit der tönenden Powerbrigade. Gemeißelt wird in einem der klassischen Heavy Metal Line-Ups, also Singerei, zwei Gitarren, Bass und Trommeln - von den Herren R.D. Liapakis, Markus Pohl, Martin Grimm, Martin Albrecht und Matthias Straub. Richtig gelesen, nicht weniger als vier Vornamen beginnen mit 'M' wie Metal.
Die Rhythmusarbeit ist eine große Stärke auf "Savage Souls". Wen interessieren schon Synkopen und ähnlicher Schwachsinn? M. Albrecht und M. Straub ballern die Armierungseisen brachial in die Fundamente der Songs. Es gibt immer auf die Nulpe - von Anfang bis Ende. So wird der Power-Metal geliebt: Gerade aus, knackig, unbarmherzig und eruptiv.
M. Pohl und M.Grimm schmettern dazu ihre Gitarrenriffs und Soliausflüge nach allen Regeln der Schmiedetechnik in die Manege. Sie unterstützen damit die Rhythmik, feuern sie an, fordern sie heraus und runden sie gekonnt ab. Die Soli werden gefrickelt, gefiept, gezerrt und gezogen. Es gibt rasante Läufe, hypertone Hammerings und schneidende Feedbacks. Oha, das musste einmal so gesagt werden.
Herausstellen kann man eigentlich keines der Stücke. Sie sind alle hörenswert. Skippt ruhig mal lustig umher - ihr könnt nichts falsch machen. Ob ihr nun beim schnellen "Shadows Beyond My Soul" landet, beim schnellen "Evil Empires" oder beim schnellen "Nightmares Of Demon". Auch die etwas langsameren Dinger sind immer noch schnell, irgendwie. Probiert mal "Master Of Sins" oder "Deception Of Hate" aus. Zum Schluss wird es aber tatsächlich etwas downspeediger. Theatralisch und hymnisch geht es ab "Into The Fire". Witzig ist der heroische Hiddenspruch bei Minute 14:50 dieser letzten Nummer. Pointe gut - alles gut!
Der Sound ist so, wie er bei Power-Metal sein muss. Es dampft gewaltig. Habe keine Ahnung, ob so was mit den Bemühungen der Tonmixer vergleichbar ist, die ständig versuchen die hohe Violine transparent hin zu bekommen oder das nölige Gefiepe einer im TV gecasteten selbsternannten Soulqueen, die zwar mit dem Hintern wackeln, aber keinen Ton sauber halten kann. Trotzdem, mir gefällt "Savage Souls" auch von der Sound-Seite her betrachtet gut.
Fette, kräftige und schnelle acht RockTimes-Uhren für Mystic Prophecy.


Spielzeit:59:39, Medium:CD, Massacre Records, 2006
1:Shadows Beyond My Soul 2:Master Of Sins 3:Evil Empires 4:Savage Souls 5:In The Darkness 6:Deception Of Hate 7:Sins And Sorrows 8:Best Days Of My Life 9:Nightmares Of Demon 10:Victim Of Fate 11:Into The Fire
Olli "Wahn" Wirtz, 14.02.2006