Paul McCartney / 01.12.2011, Lanxess Arena, Köln
Lanxess Arena
Paul McCartney
Lanxess Arena, Köln
1. Dezember 2011
Stil: Rock

Artikel vom 09.12.2011


Carolin Bollow
Wenn Sir Paul McCartney zum Konzert ruft, dann muss man nicht lange überlegen. Ein Klick und schon sind die Karten bestellt. Nun heißt es: Warten wie auf Weihnachten. Pünktlich zum 1.Dezember öffnet sich dann nicht nur das erste Türchen am Adventskalender, sondern auch die Türen zur Lanxess-Arena. Paul McCartney gibt hier sein einziges Deutschlandkonzert. Während man wartet, wird man schon mal per Videoleinwand mit Beatles-Remixes und unzähligen bunten und knalligen Bildern eingestimmt.
Sir Paul McCartney lässt sich das akademische Viertel nicht nehmen und betritt um viertel nach acht sichtlich gut gelaunt die Bühne und begrüßt die Zuschauer auch gleich mit einem absoluten Klassiker, "Hello, Goodbye". Wobei man hofft, dass es bis zum 'Goodbye' noch lange dauern wird! Die Setlist des Konzerts liest sich wie ein Spaziergang durch 60 Jahre Popgeschichte und zeigt einmal mehr, dass McCartney nicht nur Ex-Beatle ist, was ihn allein schon zur Legende macht, sondern vor allem ein genialer Songwriter, dessen Melodien sich einem in den Ohren festsetzen, so dass man tagelang nichts anderes mehr im Kopf hat.
Auch das Publikum ist schon nach den ersten Akkorden nicht mehr zu halten und die Fans im Innenraum stürmen nach vorne an die Bühne. Mit dabei ist McCartneys Band, die ihn seit nunmehr zehn Jahren begleitet. Das hört und sieht man den Musikern an. Auf der Bühne herrscht eine Stimmung und Dynamik, wie man sie bei manchen jüngeren Bands gerne auch mal sehen würde. Nach dem gelungenen Opener folgen "Junior's Farm" und mit "All My Loving" ein Beatles-Stück aus frühen Tagen. Danach begrüßt Paul seine Fans mit einem spitzbübischen »Hallo Kölle, hi Deutschland« Und er beteuert, dass er versuchen wird, heute Abend einige Ansagen auf Deutsch zu machen. Die hat er sich vorher schon mal sicherheitshalber notiert!
Mit "Jet" folgt dann ein erster Song aus der Zeit mit Wings. Einmal mehr wird deutlich, wie gut die Band um Paul McCartney eingespielt ist. Die Jungs auf der Bühne haben Spaß! Und es macht Spaß ihnen zuzuschauen. Er wird von den beiden Gitarristen Rusty Anderson und Brian Ray begleitet. An den Drums sitzt Abe Laboriel Jr., der mal wieder mit seinen Späßen und seinem unheimlich kraftvollen und dynamischen Spiel die Fangemeinde zum Toben bringt. Unterstützt wird die Band von Paul 'Wix' Wickens, der am Piano steht und die Synthesizer bedient.
Nach "Drive My Car" und "Sing The Changes", greift er wieder tief in das Beatles-Reportoire und spielt "The Night Before". Bei "Paperback Writer" beweisen seine Mitstreiter auf der Bühne, dass sie auch gesanglich Paul in nichts nachstehen. Dazwischen macht Paul McCartney immer wieder kleine Witzchen mit dem Publikum, gerne auch mal in Richtung der kreischenden, weiblichen Fans, denen er heute beteuert, er sei jetzt 'older and wiser'. Dass er älter sein soll merkt man ihm heute Abend auf keinen Fall an. Paul McCartney fegt über die Bühne. Auch stimmlich hat er nichts eingebüßt und klingt auf diesem Konzert erfrischend jung!
Nun wechselt er zum ersten Mal ans Piano! Bei "The Long And Winding Road" wird es erstmals etwas ruhiger. Kollektiv verfällt man mit seinen Konzertnachbarn in einträchtiges Schunkeln. Es folgen "Come And Get It", "Ninehundred And Eighty-Five" und "Maybe I'm Amazed". Danach schnappt sich McCartney die Akustikgitarre, und bei "I've Just Seen A Face" darf nun auch das Publikum wieder ordentlich mittanzen. Mit den Songs "I Will", "Blackbird" und "Here Today" wird es wieder etwas ruhiger. Bei "Blackbird" steht er allein auf der Bühne! Der Mond auf der Leinwand im Hintergrund macht das Gänsehaut-Feeling dann perfekt.
"Here Today" ist dann John gewidmet. Und tatsächlich wünscht man sich in diesem Moment auch, dass Lennon auf die Bühne kommt und sich für diese Hommage bedankt. Ein wunderschöner kleiner Song mit einer wunderschönen Message, die auch das Publikum ins Herz trifft. Beim anschließenden "Dance Tonight" beweist Drummer Abe Laboriel Jr., dass er nicht nur ein Tier am Schlagzeug ist, sondern vor allem ein begnadeter Tänzer. In bester "Macarena"-Manier schwingt er das Tanzbein und bringt nicht nur seine Musikerkollegen zum Lachen. Auch beim Song "Mrs Vandebilt" bleibt niemand mehr auf den Stühlen sitzen. Tanzen ist angesagt.
Nach "Eleanor Rigby", bei dem Pianist Paul Wickens am Synthesizer ein ganzes Orchester zum Leben erweckt, geht es weiter mit "Something". Dazu greift Paul McCartney zur Ukulele und erzählt, dass George Harrison ein begnadeter Ukulele-Spieler gewesen ist und wie sehr er dieses Instrument gemocht hat! Und tatsächlich gibt dieses kleine Instrument dem Song eine ganz besondere Wirkung. Ihm widmet er auch den Song. Dazu werden auf der Leinwand Bilder von George und Paul aus Beatles-Tagen gezeigt. Ein gelungene Hommage. Generell ist bei diesem Konzert auch die Videoleinwand ein echtes Erlebnis. Zu jedem Song werden andere Grafiken und Bilder gezeigt und man weiß manchmal gar nicht, wohin man eigentlich schauen soll!
Nach "Band On The Run" sind nun nochmal die Fans gefragt! Bei "Ob-La-Di, Ob-La-Da" singen alle lautstark mit, ein elektrisierendes Gefühl, wohl nicht nur für den Sänger selbst. Nach "Back In The U.S.S.R.", "I've Got A Feeling" und "A Day In The Life" geht es ungebremst zu "Give Peace A Chance". Auch hier erhält Paul wieder Unterstützung durch den 15.000-Mann-starken Chor, der extra seinetwegen heute Abend angereist ist. Mit "Let It Be" geht es dann langsam zum Ende hin! Ein Höhepunkt folgt aber noch in Form von "Live And Let Die", das auf jedem Konzert ein echtes Highlight ist! Während McCartney am Flügel sitzt, werden am Bühnenrand unzählige Feuerwerke gezündet. Fast meint man, der Ex-Beatle würde gleich selbst in die Luft fliegen. Und während die Fans ihm zujubeln, hält er sich die Ohren zu und schüttelt den Kopf.
Bei "Hey Jude" dürfen dann die Fans nochmal alles geben! 15.000 'Na na na na na na na's' beeindrucken auch den Sänger. Dann ist erst mal Schluss! Doch wie es sich bei jedem guten Konzert gehört, rufen die Fans nach Zugabe und natürlich kommt auch McCartney wieder auf die Bühne! Es folgen die Stücke "The Word" mit "All You Need Is Love", "Day Tripper" und "Get Back". Dann verlässt die Band erneut die Bühne. Doch aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei und so gibt es noch einen weiteren Nachschlag. Denn was wäre ein Paul McCartney-Konzert ohne "Yesterday"! Und schon jetzt ist klar, dass morgen dieser 'Yesterday' unvergesslich sein wird. Beim darauf folgenden "Helter Skelter" gibt der Sänger nochmal richtig Gas und auch die Band zeigt nochmals, was sie drauf hat. Mit einem Medley aus "Golden Slumber", "Carry That Weight" und "The End" endet dann aber auch wirklich das Konzert. Oder wie Paul McCartney sagt: »Wir müssen das Lokal jetzt verlassen. Ausweiskontrolle!«
Doch bevor er die Bühne verlässt, unterschreibt er noch schnell Plattencover und kommentiert das verschmitzt mit »Schnellimbiss McCartney, zwei Buletten bitte!« Schließlich verabschiedet er sich und beteuert, dass er wiederkommen will! Und dann ist nach knapp 3 Stunden und 35 Songs das Konzert wirklich zu Ende. Es war fantastisch und man muss dem 69-Jährigen seine Dynamik und Agilität neidlos anerkennen. Paul McCartney ist ein gutes Beispiel dafür, dass Musik jung hält und nicht zu vergessen: 'All you need is love'! Und so heißt es bereits jetzt schon wieder: Warten auf Weihnachten und auf Herrn McCartney!
Tracklist
Setlist:
Hello, Goodbye
Junior's Farm
All My Loving
Jet
Drive My Car
Sing The Changes
The Night Before
Let Me Roll It
Paperback Writer
The Long And Winding Road
Come And Get It
Nineteen Hundred And Eighty-Five
Maybe I'm Amazed
I've Just Seen A Face
I Will
Blackbird
Here Today
Dance Tonight
Mrs Vandebilt
Eleanor Rigby
Something
Band On The Run
Ob-La-Di, Ob-La-Da
Back In The U.S.S.R.
I've Got A Feeling
A Day In The Life/ Give Peace A Chance
Let It Be
Live And Let Die
Hey Jude

Encore 1:
The Word/ All You Need Is Love
Day Tripper
Get Back

Encore 2:
Yesterday
Helter Skelter
Golden Slumbers/ Carry That Weight/ The End
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