Es dürfte alles andere als ein Geheimnis sein, dass ich mit britischem Rock - zumindest dem mit melodisch angehauchter Pop-Attitüde - gewisse Probleme habe. Aber das Leben ist bekanntlich keine Waldorfschule... und Pete MacLeods Namen muss man auch nicht zwingend tanzen können, um ehrlich überrascht von dessen neuem Album "Rolling Stone" zu sein.
Der mir bis dato gänzlich unbekannte Inselbewohner surft nämlich zum Glück nicht auf der insgeheim befürchteten Brit Pop-Welle, die seit
Paul Wellers Heydays ohnehin nur noch sachte vor sich hin plätschert. Vielmehr lässt
Pete MacLeod überhaupt keinen Zweifel daran, dass er viel eher vom straighten Rock der
Kinks oder
Stones (allerdings deren Rüpel-Riffs ignorierend!) und vor allem von der 'Harmonielehre' der
Pilzköpfe beeinflusst wurde. Gelegentlich zieht noch, wie im eröffnenden "Let It Shine" oder "Hold Me Now", eine dezent wahrnehmbare Singer/Songwriter-Duftmarke vorbei. Beim toll-eingängigen Titelsong meint man sogar beinahe,
Michael Stipe sei mit seinen
Kumpels mal kurz im Studio vorbeigekommen. Auch die viel geschmähten
'Superdepp' haben den einen oder anderen Fingerabdruck hinterlassen.
"Rolling Stone" rockt also durchaus, wenn auch in einer überaus melodischen Art und Weise. Nur einmal - beim heftig bollernden "God Speed" - holt der Schotte den 'Knüppel aus dem Sack'. Den (für mich) typisch-britischen Zuckerguss hat er dagegen fast gänzlich in der Tüte gelassen. Im Gegenteil: In "Give A Little Love" bedient er sich im flockig-lässigen
Ry Cooder-Stil beinahe an dem, was man so kryptisch 'Weltmusik' tituliert. Wo wir gerade mitten in den Highlights dieses Albums sind, darf das atmosphärisch-schwebende "On The Other Side" nicht unerwähnt bleiben. Ob hier neben dem glockigen Fender Rhodes auch 'echte' Streicher am Werk sind, muss wegen des fehlenden Booklets ungeklärt bleiben...
Mit "Re:Ality" und "Today I Went Swimming" beschließen zwei gefällige, teilakustische Balladen den relativ kurzen Reigen von "Rolling Stone". Zu allem Überfluss präsentiert sich nach etwa zwanzig Minuten Leerlauf noch ein Hidden Track. Eine lästige Unart - ein Running Gag, der sich schon lange totgelaufen hat!!! "God Speed" wird komplett rückwärts abgespielt. Was das soll, bleibt mehr als schleierhaft. Möglicherweise hat Pete MacLeod satanische Botschaften im Text versteckt... ;-)
Freunde des unkomplizierten, eingängig-melodischen Rocks dürfen sich also eingeladen fühlen, Pete MacLeod einmal näher kennenzulernen. "Rolling Stone" ist ein unbeschwertes Appetithäppchen für den angenehmen Genuss zwischendurch. [Vielleicht spricht sich in diesem Zusammenhang bis zum nächsten Album selbst auf der 'Insel' herum, dass eine CD eine Kapazität von fast 80 Minuten hat.] Also: Beim nächsten Mal ein paar Minütchen mehr, Mr. MacLeod!!