Endlich wieder eine Zusammenarbeit von R.J. Mischo mit dem Gitarristen Frank Goldwasser. Was die beiden gemeinsam mit Richard Innes (drums) beim schweizerischen 'Lucerne Blues Festival' unter dem Bandnamen Down Home Super Trio musikalisch auf die Beine gestellt haben, ist famos.
2004 dokumentiert auf 'CrossCut Records' unter dem Titel "In The House". Nebenbei möchte ich einfließen lassen, dass es sich bei den "In The House"-Veröffentlichungen um höchst empfehlenswerte CDs handelt...
R.J. Mischo ist ein klassischer Vertreter des sogenannten 'West-Coast-Blues'. Und der hat es in sich. Steady Rolling, groovend, alles, was zu einem feinen Blues gehört.
"He Came To Play…" ist wie Cool Disposition wieder mal live (analog) im Studio eingespielt worden, alle zusammen in einen Raum. Lediglich die Shaker auf "The Switch" und wenige Gimmicks (Telefongespräch/Autounfall) sind nachgelegt worden.
Außerdem erweist sich Mischo als Musiker-Scout, hat er doch mit Chris 'Kid' Andersen einen blutjungen Gitarristen im Studio, der sich blendend mit Frank Goldwasser ergänzt. Die Band wird komplettiert durch June Core (drums), einem der Vorzeige-Schlagzeuger der Szene, Sid Morris (upright piano), der mit John Lee Hooker zusammen gearbeitet hat und in der Band des Harpers Charlie Musselwhite spielte.
Barry Shulman (saxophone) ist ein erfahrener Holzbläser, der auf seinem Instrument verschiedenste Stimmungen perfekt in Szene setzen kann.
Marcus Carino war Bassist bei den Fabulous Thunderbirds.
Alles in allem ist also Hochkarätiges am Start…
Selbst die Kurzmitteilungen auf der Disc ("R.J. Come And Get It" / "Uh Huh") haben eine nicht geahnte Aussagekraft. Mischo zeigt sich mit seiner Stimme auf "R.J. Come And Get It" als verteufelt flexibel, singt er diesen Track doch so richtig dreckig.
Den fälligen, ultimativen Slowblueser entdecken wir in "Bluebird". Fast schon die Entdeckung der Langsamkeit. Danach gibt es nur noch Stillstand. Hier ist auch die Studio-Atmosphäre zum Greifen nahe. Mischos Harp kann so schön traurig klingen und er singt den von Williamson geschriebenen Text aus vollem Herzen.
"20% Alcohol", da werden Erinnerungen an den Ausnahme-Slidegitarristen J.B. Hutto wach. Wunderbar haben sie dieses Cover hinbekommen.
"The Switch" hat 'Milky Way'-Format. Der schwimmt sogar auf Milch, so luftig-leicht kommt er rüber.
Die Gitarren klingen zum Ende des Instrumentals ungewöhnlich, weil sie in ihrer Art an die '60'er/'70'er-Jahre erinnern. Nein, nicht die des Blues, sondern die des Rocks.
Und in der "Mojo Lounge" ist was los. Aquavit und Whiskey… und noch eine Runde. Down town, zur "Mojo Lounge" würde ich auch gerne mal gehen.
Mit einer der Gimmicks, einem Telefonat zwischen R.J. und The Kid, fängt "Telephone Driver (Hang Up And Drive)" an. Brandaktuelles Thema: das Telefonieren mit Handy und das daraus resultierende Fahren mit einer Hand. Wenn ich so etwas sehe, bekomme ich auch den Blues. So hat dieser Song die Qualität des Blues-Geschichtenerzählers Larry Garner.
Eine weitere, dann eher lustige Geschichte, wird in "Jokerhead" erzählt. "Spieler, komm' rüber, ihn gibt es in der ganzen Welt und hat je nach Land einen anderen Namen."
Ich habe einfach nur Spaß an diesem Elaborat. Eine Weltreise in vier Minuten mit jeder Menge landestypischen Zitaten, die Shulman ausnahmsweise mit einer Flöte begleitet.
Zur Abwechslung mal ein weiteres Instrumental… "The Pull", feat. Barry Shulman am Sax und die Goldwasser/Andersen-Fraktion steuert ausnahmsweise mal messerscharfe Riff-Gitarren bei. Alles im musikalischen Rahmen der CD, versteht sich.
Auch der Starter, Louis 'Mr. Bo' Collins "The Train", versprüht ausgelassene Stimmung. Die gesamte Combo ist an Bord und schmeißt den Riemen auf die Orgel. Der Song ist auf "He Came To Play…" Programm und in "Please Help" bekommen wir viel Slide-Gitarre auf die Ohren.
R.J. Mischo ist schon wieder ein Album von 'Champions-League'-Format gelungen, dass vor Spielfreude strotz und (auch textlich) einfach nur Spaß macht.
Für die Zukunft: Mehr davon R.J.
Spielzeit: 49:15 Min, Medium: CD, Crosscut Records, 2006
1:The Train (3:18) 2:20% Alcohol (4:26) 3:Mojo Lounge (3:56) 4:The Switch (3:46) 5:Telephone Driver (Hang Up And Drive) (4:17) 6:The Pull (3:01) 7:Bluebird Blues (4:36) 8:Please Help (3:03) 9:Hippie's Playground 10:The Waddle (2:58) 11:R.J. Come And Get It (1:54) 12:I Came To Play (3:51) 13:Jokerhead (4:13) 14:Uh Huh (1:44)
Joachim P. Brookes, 29.04.2006
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