Bei dieser neuen Produktion von Ozella Music stehen drei Personen im Mittelpunkt. Die wohl wichtigste, weil Grundlage der Musik, ist der norwegische Nationaldichter Henrik Ibsen. Diese schwierige Materie vertont haben die 1961 in Tromsø geborene Sängerin Ruth Wilhelmine Meyer und der ebenfalls aus Norwegen stammende, 1975 geborene Pianist Helge Lien, der bereits hier vorgestellt wurde.
Meyer ist studierte Sängerin mit einem Meistergrad der Grieg-Akademie in Bergen. Neben klassischem Liedgut war und ist sie stets bestrebt, ihre Fühler auch in experimentelle Richtungen auszustrecken, so auch ein wenig zum Jazz.
Es war naheliegend, dass sie und Lien dem Ruf des Ibsen-Museums in Oslo folgten, ein Konzert auf Basis des Werkes des Dichters zu veranstalten und es entstanden Klangportraits einiger der wichtigsten Figuren des Dramatikers. Am 9. Oktober 2011 sowie am 20. und 21. Juni 2012 war es dann soweit, dieses Projekt auch im Studio umzusetzen. Diesem Ergebnis lausche ich nun ergriffen.
Allein die Tatsache, dass Ibsen Dreh- und Angelpunkt ist, verleiht Hochachtung, war der Schriftsteller doch ein unbequemer Denker, der seinerzeit gesellschaftliche Missstände nicht zimperlich unter die Lupe nahm. Ja, sogar recht schroff schilderte er die Moral und die Doppelmoral vieler Bürger, festgemacht an bestimmten Personen seiner Werke, die sehr realistisch gezeichnet werden. Ich nenne exemplarisch Namen wie Hedda Gabler oder Peer Gynt, beides Charaktere, die auch Inhalt der Musik dieser Platte sind. Nur mit der Stimme der ausgebildeten Sängerin und dem Piano des einfühlsamen Pianisten wird eine ganz besondere Stimmung geschaffen, die teilweise unter die Haut geht.
In den Textpassagen, die im Booklet auch ins Englische übersetzt sind, offenbaren sich tiefe Ecken der Seele, teilweise geprägt von Dunkelheit und psychologisch gut beleuchtet. Meyer spielt mit der Stimme auch als Instrument und dabei füllen die Beiden die jeweilig beschriebenen Charaktere treffend aus. Sehr eindrucksvoll beim Titel "Peer And The Mountain King", wo Wortfetzen und die hart angeschlagenen Saiten des Flügels für packende und schräge Klangelemente sorgen. Dabei entwickeln die Musiker mit teils spontanen Improvisationen einen faszinierenden Reigen gespielter Gefühle. Die Sängerin scheint den Begleiter im Laufe des Songs immer stärker zu fordern und bis zur Eruption anzutreiben, nach der wieder Stille einkehrt.
Jazz ist das nicht, übliche E-Musik auch nicht - das ist vertonte Dichtung mit avantgardistischem Anstrich. Die Dramatik des Dichters ist aus meiner Sicht perfekt, auf hohem musikalischen Niveau und mit sehr viel Gefühl umgesetzt. Dabei werden auch folkloristische Motive geschickt verarbeitet und eingebaut.
Das ist Musik, die nicht 'alltagstauglich', für viele möglicherweise zu abgehoben und insofern nur einem wirklich interessierten, 'eingeweihten' Publikum zugänglich ist. Ich schließe daher mit der Überschrift aus dem Pressetext: » Spannend wie ein Krimi - klar wie ein Sternenhimmel.«
Line-up:
Ruth Wilhelmine Meyer (vocals)
Helge Lien (piano)
Tracklist |
01:Hedvig (The Wild Duck) [4:08]
02:Ellida (The Lady From The Sea) [5:22]
03:Hedda (Hedda Gabler) [4:48]
04:Memnon I (Peer Gynt) [3:04]
05:Anitra (Peer Gynt) [2:27]
06:Peer And The Mountain King (Peer Gynt) [6:24]
07:Åse (Peer Gynt) [4:36]
08:Memnon II (Peer Gynt) [1:22]
09:Nora (A Doll's House) [5:30]
(music composed by Meyer/Lien except #7 by Grieg)
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Externe Links:
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