Scott Matthew / Gallantry's Favorite Son
Gallantry's Favorite Son Spielzeit: 42:26
Medium: CD
Label: Glitterhouse Records, 2011
Stil: Independent

Review vom 08.07.2011


Wolfgang Giese
Scott Matthew ist Australier, stammt aus Queensland und lebt heute in New York. Seit 2008 ist "Gallantry's Favorite Son" seine dritte Soloplatte, nachdem er bereits vorher mit der Band Elva Snow arbeitete.
Es scheint dem Interpreten wohl schlecht zu gehen, das ist der erste Eindruck, wenn ich der Musik dieser Platte lausche. Doch ist es wirklich traurig oder einfach nur schön? Auf jeden Fall ist es viel, viel Melancholie in ruhige Songs gekleidet, die den Hörer 'am Boden hält'. Minimalistisch im Arrangement, mal mit Streichern oder Blasinstrumenten etwas 'aufgepeppt', fließt die Musik weitestgehend einfach nur so dahin. Man kann im Ausdruck von Matthews Stimme eine Ähnlichkeit zu Antony Hegarty von Antony & The Johnsons entdecken - auch die Musik erinnert mich gelegentlich daran.
Ganz spartanisch beginnt "Gallantry's Favorite Son" mit "Black Bird", in dem Matthew, untermalt von E-Piano-Klängen, Gitarre, Bass und Streicherklängen, fast schon schluchzt. Das ist irgendwie ganz dramatisch, im Arrangement ähnlich zu einigen Kompositionen Brian Wilsons, aber im Ausdruck noch zurückhaltender. »I don't wanna learn to fly...«, beschwört der Sänger hier tieftraurig. Will er nicht flügge werden? Gut, dass Cello und Violine dabei sind - sie vermögen, einen gewissen Hauch Schönheit in die Musik einzubringen. Genauso geht es weiter, irgendwie scheine ich so etwas wie gesungene Depressionen zu hören, ob man das ggf. eine ganze CD-Lauflänge durchstehen kann? Wenn man dann, unabhängig von dem Gehörten, noch Titel wie "Buried Alive" oder "Devil's Only Child" liest, muss man sich darauf gefasst machen, dass man sich dieser Musik auf ganz besondere, andere Weise nähern muss. So höre und höre und höre ich...
Und ich entdecke in der Tat nicht nur Trauer und Melancholie, bereits der dritte Titel wird mit fröhlichem Pfeifen eingeleitet und er bleibt auch sehr lebensbejahend, ein Geburtstagsgruß... Anklänge an die Art zu singen, wie man es von Elvis Costello kennt, gibt es auf "Duet" zu hören. Hier spielt Matthew, von Harfenklängen begleitet, Ukulele. Ja, es offenbart sich nach und nach so etwas wie Schönheit und Klarheit in der Musik. Etwas mystisch wird es auf "Buried Alive", wenn man sich eines Chores bedient. Die Steve Milton Singers verbreiten eine mitunter pastorale Atmosphäre. Sie könnten damit sicher gut auf dem Label ECM in der "New Series" auftreten.
Nicht nur ruhige und beschauliche Titel sind auf "Gallantry's Favorite Son" zu finden - auch uptempo geht es mal ab. So zum Beispiel auf "Devil's Only Child", das mit Klarinetteneinsatz, der den Titel gut auflockert und belebt, auch hier Fröhlichkeit verbreitet. So bleiben die anfänglich befürchteten, rein schwermütigen Titel in der Waage. "The Wonder Of Falling In Love" ist sogar sehr luftig-leicht, so als wären wir mit einer Zeitmaschine in die seichte Popwelt der Sechziger zurückgebeamt worden. Von der Orchestrierung geht das gar in die Richtung der Musik, wie man sie von Burt Bacharach & Co. kennt. Der mir liebste Song ist das, er ist wunderschön arrangiert, auch der Wechsel inmitten ist perfekt gelungen, mein persönlicher Plattentipp und 'Hit' der Scheibe!
Mein Tipp also - nicht voreilig urteilen. Man sollte, in entsprechend entspannter, offener Stimmung einfach die Musik auf sich wirken lassen und sie wird sich mit ihrer bisweilen vorherrschenden, irgendwie altmodisch wirkenden Pracht präsentieren! Scott Matthew scheint uns offensichtlich sein Innerstes zu offenbaren, seien wir auch so frei, uns dem zu öffnen. Er hat diese Anteilnahme sicher verdient.
Line-up:
Scott Matthew (vocals, guitar - #5, 8, ukulele - #7, 8, 11)
M. Eugene Lemcio (piano - #1, 7-9, bass - #1, 8, 9, vocals - #1, 6-8, 11, Fender Rhodes - #1, 2, hand claps - #8, organ - #10)
Clara Kennedy (cello - #1, 3, 6-10, vocals - #3, 8, 11, whistle - #3)
Dana Lyn (violin - #1, 8, 9)
Michael Strandberg (guitar - #1-4, 6, 9, 10, mandolin - #4)
Brett Bass (bass - #2, 6)
Tim Hanson (piano - #2)
Shelley Burgon (harp - #2, 4)
Mike Skinner (percussion - #3, 6, 8, 11)
Valerie Coates (vocals - #5)
Steve Milton Singers (vocals - #5)
Carlos Noain (clarinet, bass-clarinet - #6)
Imani (vocals - #7)
Tracklist
01:Black Bird
02:True Sting
03:Felicity
04:Duet
05:Buried Alive
06:Devil's Only Child
07:Sinking
09:The Wonder Of Falling In Love
09:Seedling
10:Sweet Kiss In The Afterlife
11:No Place Called Hell
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