Interessiert man sich für gitarrenlastige Musik, wird man in der Blues Rock-Sparte meist fündig. Egal, ob aus unserem Lande Gitarristen wie z. B. Henrik Freischlader, Alex Conti oder Timo Gross, von Übersee der amerikanische 'Überflieger' Joe Bonamassa oder von unseren Nachbarn Hollands Edelklampfer Julian Sas, um nur einen Bruchteil derer zu nennen, die die Saiten glänzend in Szene setzen können, sie gehören für mich zu den größten Könnern am Sechs- oder Siebensaiter. Nun reiht sich ein weiterer Gitarrenchamp in diese Schar ein - der Engländer Simon McBride.
Dieser hat mit "Crossing The Line" eine neue fünfundvierzigminütige CD am Start, die mich gleich nach dem ersten Durchgang in Verzückung versetzt. Das hängt größtenteils mit der Ursache zusammen, dass ich voll und ganz auf 'rockende Blueser' stehe. Nun ist nicht immer überall Blues Rock drin, wo auch Blues Rock draufsteht. Doch bei Simon führt meine Spurensuche ganz klar zu meinem Lieblings-Genre. Neben dem gut ausgeprägten Gesang ist es vor allem sein Gitarrenspiel, dem er die Hauptrolle in seinem neuesten Werk angedacht hat und welches diese auch glänzend erfüllt. In der Tat legt der Brite einen erstklassigen Gitarrenarbeitsnachweis vor und zelebriert seine Soli mit absoluter Spitzenqualität. Dabei gelingt es ihm, nicht einmal auch nur ansatzweise in grenzenlose Frickelei abzudriften. Er setzt eher auf wohl durchdachte Riffs, die bei mir für nachhaltig positive Eindrücke sorgen. Da er es prima verstand, die Songs seiner aktuellen Tonkonserve mit eingängigen Rhythmen zu garnieren, haben diese nicht nur einen hohen Wiedererkennungswert, sondern hinterlassen einfach nur gute Laune.
Dass er sich sehr flexibel im Blues bewegt, beweist McBride mit "Alcatraz", in dem er sich mit Dave Howell und Linley Hamilton zweier Bläserspezialisten bedient, die dem Teil genau das gewisse Etwas verleihen, um stark beachtet zu werden. Mein persönliches Highlight der Platte ist "One More Try". Diese Rockballade hat er mit derart qualitativ hochwertigem Geklampfe in Szene gesetzt, dass ich trotz mehrmaligem Hören immer noch eine 'Hühnerpelle' bekomme. Klasse Simon! Mit "A Rock And A Storm", der sehr rockigen Slide-Nummer "Heartbreaker" und dem Finaltrack "Down To The Wire (Revisited)" hat er weitere Leckerlis auf "Crossing The Line" verewigt. Da ich nicht eine einzige Loser-Nummer entdeckt habe, ist das komplette Album von A bis Z hörbar.
Fazit: Simon McBride ist mit "Crossing The Line" ein tolles Blues Rock-Album gelungen, das sich bei mir im oberen Drittel meiner Beliebtheitsskala einreihen wird, ohne nun gleich vom Album des Jahres zu sprechen. Da er sein neustes Werk zwar rockig, allerdings auch nicht zu rockig entworfen hat, bin ich mir nicht sicher, ob die Platte bei jedermann gut ankommen wird. Wer sich die Mühe macht, das komplette Songmaterial auf sich einwirken zu lassen, wird feststellen, dass Simon McBride sein Handwerk in Meistermanier beherrscht. Alles andere ist eh Geschmackssache. Ich für meinen Teil bleibe dabei: Die Platte ist, allein schon wegen "One More Try", eine Kaufempfehlung wert!
Line-up:
Simon McBride (vocals, guitar)
Carl Harvey (bass)
Paul Hamilton (drums)
Mia Simone (backing vocals - #3,4,10,11)
Dave Howell (saxophone - #6)
Linley Hamilton (trumpet - #6)
Tracklist |
01:Lead Us Away (3:50)
02:Go Down Gamblin' (3:37)
03:No Room To Breathe (4:55)
04:Don't Be A Fool (3:47)
05:Starve This Fever (4:57)
06:Alcatraz (3:36)
07:One More Try (4:41)
08:A Rock And A Storm (4:04)
09:Heartbreaker (3:48)
10:Home To Me (3:57)
11:Down To The Wire (4:34)
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