Tesla Manaf / Same
Same Spielzeit: 79:18
Medium: CD
Label: MoonJune Records, 2015 (2014, 2011)
Stil: Fusion, Jazz

Review vom 17.02.2015


Steve Braun
Indonesien und Jazz Rock hätten bis vor wenigen Jahren wohl nur absolute Jazzfreaks miteinander in Verbindung gebracht. Das New Yorker Label MoonJune Records hat hier in den letzten Jahren wahre Pionierarbeit geleistet. Nach Dewa Budjana, simakDialog und Tohpati bringt man nun mit Tesla Manaf einen weiteren Musiker vom größten Inselstaat der Welt ins Rampenlicht der Westlichen Welt. In seiner Heimat ist der junge Gitarrist bereits ein Star, doch die vorliegende, schlicht "Tesla Manaf" betitelte Scheibe, die seine Alben "A Man's Relationship With His Fragile Area" (2014) und "It's All Your's" (2011) vereint, stellt seine erste weltweite Veröffentlichung dar.
Tesla Manaf präsentiert hier zunächst Jazz der etwas 'freieren' Art - im Folgenden dann entspannten, sehr atmosphärischen Jazz Rock westlicher Prägung, der allerdings durch fernöstliche Musikinstrumente einen ziemlich exotischen Touch verpasst bekommt. Man kann dem jungen Mann zu seinem gelungenen kompositorischen 'Händchen' nur gratulieren.
Die ersten acht Titel repräsentieren sein aktuelles Album "A Man's Relationship With His Fragile Area", das im vergangenen Jahr in seiner indonesischen Heimat erschienen war. Die Stücke sind sehr sparsam arrangiert. Neben Manafs Gitarre, stehen Hulhuls Klarinette, Indonesische Flöte und ein eigenartiges Blasinstrument, das sich Tarompet Pencak [interessierte Leser finden hierzu Clips bei YouTube], im Vordergrund.
Die Strukturen sind nicht so festgefügt, also wesentlich 'freier'/freejazziger, als die restlichen sechs Aufnahmen, die vom drei Jahre früher erschienenen "It's All Yours" stammen. Dies spiegelt sich vor allen in den kurzen Zwischenspielen wider, die sehr aparte Interaktionen zwischen Gitarre und Stimme (Titelstück) bzw. Klarinette ("Necrophilia") oder Schlagwerk ("Multiply By 0") zelebrieren. Manafs und seine Mitstreiter fordern hier fraglos den Hörer...
"Counting Miles And Smiles" sowie vor allem "Moving Side" und "The Sweetest Horn" brechen ebenfalls konsequent mit sämtlichen herkömmlichen Songstrukturen und fließen recht freejazzig-befreit dahin. Mal breit wie ein mächtiger Strom, mal munter hüpfend wie ein gerade entsprungenes Flüsschen... Etwas zuträglicher wird die Musik in der sanften, mit einer 'schlangenbeschwörenden' Indonesischen Flöte veredelten Gitarren-Träumerei "Early Years", die sich sicherlich am ehesten in konventionell ausgerichtete 'Ohren' einschmeicheln wird.
Ich will nicht verhehlen, dass mir das anschließende, sechs Parts umfassende Opus "It's All Yours" einen Tick mehr zusagt. Es ist diese distinguierte, Pat Metheny-hafte Eleganz, gepaart mit der Exotik zahlreicher traditioneller indonesischer Instrumente (Jublag, Kempluk, Gangsa, Kantil u. a.), die den Hörer sofort einzunehmen vermögen. Synthesizer und Fender Rhodes-Piano, beides virtuos von Yo Nafis gespielt, sorgen zudem für etwas vertrautere Eindrücke.
Gleich mit dem komplex arrangierten "Part 1" wird ein elfminütiges Monument gesetzt, an dem sich das Folgende messen muss. Die Gitarrenpassagen sind mal 'laid back', mal lässig vorwärts schlendernd und harmonieren in beiden Spielarten gleichermaßen wunderbar mit dem Sopransaxofon und dem Gangsa - einem indonesischen Metallophon, dessen Klänge ein wenig einem Vibraphon ähneln. Mit "Part 2" bringt Manaf erneut eine 'wattige' Träumerei, die diesmal an Pat Methenys "The Fields, The Sky" erinnert, während der flockig-jazzrockende "Part 3" mit seinen Gangsa- und Saxofon-Einlagen recht deutliche Anklänge an Steps Ahead zu Bendriks Zeiten aufkommen lässt.
"Part 4" swingt fröhlich 'old school' zu einer temporeichen Gitarre - indonesische Gesänge, durch rhythmische Einlagen auf traditionellem Schlagwerk unterstützt, sorgen für exzentrische Kontrapunkte. "Part 5" klingt sehr meditativ, fast introvertiert, und mündet in dem abschließenden, geradezu majestätisch-würdevollen "Part 6", der durch wundervolle Fretless- und Rhodes-Klänge zu verzaubern weiß. Ein wahrhaft 'königlicher' Abschluss für "Tesla Manaf"...
Tesla Manaf präsentiert auf seiner ersten weltweiten Veröffentlichung zwei Seiten seines Schaffens und bringt dabei - stärker als bspw. Dewa Budjana - die Klangfarben seines Heimatlandes in seine sehr eigenständige Interpretation des Jazz Rock ein. Ein weiteres starkes Ausrufezeichen aus Fernost...
Line-up:
Tesla Manaf (guitars)
Rudy Zulkanarnen (double bass - #1-8)
Hulhul (clarinet, tarompet pencak, Indonesian flute - #1-7)
Desal Sembada (drums - #1-7)
Gega Nesywara (acoustic bass - #9-14)
Yo Nafis (keyboards, synthesizer - #9-14)
Dani Irjayana (drums - #9-14)
Mumu (soprano saxophone - #9-14)
Zaky (vocals - #9-14)
Adrian Firdaus, Dewa Made Permana (gangsa - #9-14)
William Ten Putra, Wisnu Pramadi (kantil - #9-14)
Zaky (vocals - #9-14)
Cebe Darma Banarja (jublag, gong, kempluk - #9-14)
Tracklist
A Man's Relationship With His Fragile Area (2014)
01:A Man's Relationship With His Fragile Area (0:44)
02:Necrophilia (1:30)
03:Counting Miles And Smiles (4:59)
04:Moving Side (5:58)
05:Early Years (7:55)
06:Multiply By 0 (1:33)
07:Chin Up (7:06)
08:The Sweetest Horn (6:43)
It's All Yours (2011)
09:Part 1 (11:17)
10:Part 2 (5:59)
11:Part 3 (6:23)
12:Part 4 (5:46)
13:Part 5 (4:00)
14:Part 6 (8:57)
Externe Links: