|
Tia McGraff / Break These Chains
|
|||
|
Im Bereich popgeschwängerter Countrymusik kann es einem schon langsam zu viel werden. Eines klingt wie das andere, nur die Stimmen sind oft noch austauschbar. Umso erfreulicher ist es, eine erfrischende Künstlerin aus Kanada zu hören, die frischen Wind in diese Szene bläst, oder teilweise wenigstens. Denn dabei würde ich Tia McGraff eigentlich gar nicht so sehr in diese Schublade packen, denn vom Country-Pop sind es nur einige Anteile, die das Gesamtbild dieser Platte ausmachen.
Mit dem ersten Song, "Nighthawk", klingt es wie ein wenig Country mit einem Hauch von keltischer Folklore, inklusive betörend melancholischem Klang der Fiddle, voller Heim- oder Fernweh strahlend. "Reckonin'" - dieses Stück ist gleichermaßen sehr ruhig, akustisch und sanft rockend gehalten, mit voll und satt klingenden Harmoniegesängen. Tia McGraff bringt noch ein stimmlich recht raues Element mit ein und damit diesen Song zu einer ausdrucksstarken Vorstellung. "Stranger" ist wiederum sehr auf die akustische Gitarre und den akustischen Bass reduziert. Es erinnert mich stark an denkwürdige Titel von Joni Mitchell, mit ganz speziellem Ausdruck und ist für mich einer der schönsten Songs der Platte.
Ferner treffen wir auf die für Bluegrass typischen Instrumente, die das Klangbild bestimmen. Sie finden jedoch Einsatz im Bereich typischer Singer/Songwriter-Musik - bei "Break These Chains" ist es auffällig. Hier besticht wiederum die kraftvolle und elastische Stimme, mit der sich Tia McGraff zurücknehmen kann, um in nächsten Moment wieder energisch laut zu werden. Auch bei "Conductor For A Day" regiert diese unendlich harmonisch wirkende Atmosphäre, die sofort gefangen nimmt und zum Innehalten, ruhiger werden zwingt und der Musik lauschen zu müssen - darauf zu hören, was uns die Künstlerin zu sagen hat. Bei "Messed Up World" geht dann etwas in Richtung Uptempo. Zustände in dieser unserer Welt werden dargestellt - ja, es gibt viel Elend. Kraftvoll wird die Botschaft von einer Slidegitarre unterstützt und Tia McGraff zeigt auch hier wieder die nicht so sanfte Seite ihrer Stimme.
Ja, und dann gibt es einen Song, da habe ich das Gefühl, dass man sich sicher und gut aufgehoben in diesem Meer von Schönheit fühlt, ein sicherer Platz sozusagen: "Safer Place". "Saints And Angels" steuert nun wieder stark in Richtung modernen Bluegrass, mit leicht angezogenem Rhythmus und der Betonung auf der Mandoline. "Between The Bed And The Door" und "Come Up Roses" erscheinen in ähnlicher Stimmung und dieser Block zwischen dem siebten und dem elften Titel gefällt mir als Einheit. Er versetzt mich in eine ähnliche und gute Zuhörerstimmung, bis diese dann letztlich durch den Schlusssong harsch unterbrochen wird, denn bei "Whiskey Ship" scheint das genannte Getränk in der Tat etwas bewirkt zu haben. Wie ein richtiges Trinklied kommt es nun, gesungen von düsteren Raufbolden und so schwingt das nun in bester irischer Tradition aus den Boxen...
"Break These Chains" ist Musik des Singer/Songwriter-Genres mit dem gewissen Quäntchen Countrymusik fernab dessen, was sich massenhaft in den Charts tummelt. Wer also die Nase voll vom Mainstream hat und zurück möchte zu Ursprüngen, die aber modern dargeboten werden, der mag hier fündig werden. Daher ein klarer Tipp!
Line-up:
Tia McGraff (vocals, tambourine, shaker, backing vocals -#4,12) Tommy Parham (acoustic guitar, Gregan's Vagabond guitar, backing vocals -#4,12) Jonathan Edwards (electric and upright bass, electric guitar, slide acoustic guitar, mandolin, percussion, drums, backing vocals -#4,12) Ellen Day (fiddle) Drake Jensen (backing vocals -#4,12) Sean Morin (backing vocals - #4,12) Paul Atkinson (banjo) Ian Bell (concertina, accordion) Kevin Murphy (electric guitar) Jim Kimball (hobo harmonica)
Externe Links:
|
