Tim McMillan / 2.13
2.13 Spielzeit: 42:15
Medium: CD
Label: T3 Records, 2009
Stil: Singer/Songwriter


Review vom 30.01.2010


Wolfgang Giese
Tim McMillan stammt aus Australien und seine Stärke liegt offensichtlich im sehr ungewöhnlichen Gitarrenspiel. Darüber hinaus ist seine Art der Musik etwas 'anders'. So hat er auch für sich den Begriff »Goblincore« geschaffen, ja, so nennt er seinen Stil!
Keine klaren und direkten Melodien, sondern teils verworren und sehr verschachtelt klingend, entführt er uns in seine seltsame Klangwelt. Und allein das Plattencover erzählt bereits kleine Geschichten.
Im 'inner sleeve' steht eine Maus mit Schal im Eingang eines Hauses mit der Nummer 213. Neben dem Haus steht eine blasse Figur, ähnlich einer Mischung aus einem Schneemann und einer Halloweengestalt, mit gestreifter Krawatte. Die Maus beobachtet, etwas griesgrämig im Ausdruck, wie sich auf dem Platz vor dem Haus eine kleine Gruppe musizierender Gestalten (Akustikgitarre, Bass, Trommel) offensichtlich vergnügt. Etwas unheimlich sehen sie wegen der hohl wirkenden Augenhöhlen jedoch aus.
Im dahinter liegenden Wald lauert ein Pirat mit dem Schwert in der Hand hinter einem Baum. Zu allem Unglück (der Maus wahrscheinlich) befinden sich direkt über ihr auf dem Dach eine riesige, sehr aggressiv wirkende Katze und ein rattenkopfartiges schwarzgesichtiges Wesen mit einem breitkrempigen, nach oben spitz verlaufenden Hut. Beide scheinen nichts Gutes im Schilde zu führen.
Die komplette Szenerie ist in eine Art Nachtblau gestaltet, sehr obskur ... Wendet man sich der Rückseite des Covers zu, scheint etwas geschehen zu sein: Die Musiker haben einen Baum erklommen bzw. einer ist noch dabei, hochzuklettern. Neben dem Baum steht der Tod, ein Totenschädel mit schwarzer Kutte, in der Hand eine Kettensäge.
Ja, was soll uns das sagen?
Die Texte jedenfalls handeln von Geschichten über Verbrecher, Sträflinge, Autounfälle und ähnlich Düsterem. Diese Düsternis wird jedoch nicht zu einem Ganzen, addiert man die Musik an sich dazu, denn hier gibt es durchaus auch Gutes zu berichten.
Zu akustisch gezupfter Gitarre paart sich ein hypnotischer Gesang, mehr im Hintergrund gehalten, so der unheimlich wirkende Auftakt, der dann durch den plötzlichen Einsatz knalligen Schlagzeugs unvermittelt an Fahrt gewinnt.
In der Folge wechseln sich verfremdeter Gesang, der mich mitunter an die Vokalharmonien der Byrds zu Zeiten ihrer Platte "5 D (Fifth Dimension)" und kurz danach erinnert. Die Stimmung ist jedenfalls sehr verträumt, man hat das Gefühl, die Musik würde einen auf den Boden holen und zwingen, sich einfach treiben zu lassen. Zwischendurch immer wieder brillante Soloeinwürfe auf der Gitarre, wobei McMillan sich als meisterlicher und individueller Picker erweist.
Bei "Ghosts" dann vollends das Byrds-Feeling, und zwar jener mystisch anmutende Anteil, für den David Crosby seinerzeit verantwortlich war. Derart verspielt und versponnen, wie es Crosby versteht, atmosphärisch auf den Hörer einzuwirken, so versteht es McMillan auch. Die Songs weisen im allgemeinen keine klaren Strukturen auf, es wird ganz einfach musiziert, wie auf einem flauschig-warmen Teppich, auf dem ich gern mitfliege.
So kann es vorkommen, dass sich mitten im Titel ein Wechsel einstellt, dadurch bleibt der Spannungsbogen über die ganze Platte erhalten.
Berauschend, diese Musik!
Etwas druckvoller wird es auch - mitunter, wenn z.B. treibende Perkussion auf "Bones" hinzutritt und das Stück einem furiosen Ende entgegenführt. Auch hier wieder ein starkes 'Sixties Feeling', ganz hervorragend vorgetragen.
Für mich ein klarer Tipp und schon jetzt, früh im Jahr, eine Notiz für meine Top 10 des laufenden Jahres!
Line-up:
Tim McMillan (guitar, vocals)
Matt Crute (drums - #3, 6)
Brad Lewis (bass - #3, 6)
Shane Evans (drums - #2, 4, 12, percussion - #7, 8)
Shisha PM (backing vocals - #5, 7)
Jo Levin (bass - #2)
Trent Menassa (rhythm guitar - #4)
Tracklist
01:x-1(intro)
02:X
03:Ghosts
04:Blackout
05:Candles
06:A.M.
07:Baden
08:Bones
09:Wilbur Song
10:Close
11:x-1
12:Japan
All music and lyrics by Tim McMillan
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