Tim McMillan / Wolves Of Stünz
Wolves Of Stünz Spielzeit: 42:45
Medium: CD
Label: t3records, 2014
Stil: Goblincore


Review vom 26.03.2014


Wolfgang Giese
'Goblincore'...Noch immer liest man von diesem Stil - ein Begriff, den der Australier Tim McMillan mit seiner Musik verbindet, aber dieses Wort scheint sich noch nicht durchgesetzt zu haben. So will ich denn gern hören, wie sich das aktuell auf dieser vierten Platte des Musikers anhört.
Für die einen ist das Gefrickel, für die anderen Virtuosität, was McMillan hier erneut auf der Gitarre vorlegt. Immer wieder fällt mir zuallererst Leo Kottke ein, der einen ähnlich besonderen Stil spielt. Gleich recht furios startet "Wolves Of Stünz" und es klingt, als würde es in Richtung Jazz Rock gehen. Nicht nur McMillan 'frickelt' hier also, sondern auch Bass und Schlagzeug stimmen mit in diesen wirbelnden Reigen ein. Und wieder ist es mehrstimmiger und breitflächiger Gesang, der betörend darüber gelegt ist. Der Song klingt dann allerdings mit zarten akustischen Gitarrenklängen solo aus.
Diese so besondere Stimmung zieht sich durch die Platte wie ein roter Faden. Mit Fug und Recht kann ich nach einigen Songs bereits behaupten, dass diese Musik erneut mit ihrer Einzigartigkeit fasziniert. Jazzelemente sowie Spuren von Folk und Rock werden auf mitreißende Art und Weise zu dem verschmolzen, was dann wohl 'Goblincore' ist. So langsam sollte man sich den Namen des Musikers merken und ihm verstärkt Gehör schenken. Wie oft werden Rufe nach neuen Klängen, nach neuen Richtungen laut und wie oft werden daraufhin die Ohren nicht weit und konsequent genug aufgesperrt. Hier gibt es die erneute Gelegenheit!
Ungewöhnlich ist also, neben dem leidenschaftlichen Einsatz der Gitarren, der so ganz im Gegensatz dazu stehende, schwebende Gesang. Dazu sind es die Arrangements, die Spontaneität innerhalb der einzelnen Songs, die stets wieder auf neue Fährten führen. Hinsichtlich des Gesanges fällt mir als vergleichendes Beispiel bei dem einen oder anderen Song der Stil auf dem Stück "I See You" ein, gleichermaßen in den Versionen der Byrds als auch von Yes.
Ein kleines positiv auffälliges Bonbon ist auch der Einsatz der Violine von Anna Gwinner bei vier der Songs. Hier wird eine zusätzliche spannende Atmosphäre erzeugt. Dies ist auch bei "Mallacoota Grin" und "Hobo Electric" der Fall. Hier ist es jedoch eine Trompete, die das Klangbild bereichert. Romantisch und ruhig geht es beim harmonischen Song "Phasmida" zu, fast mit einem kleinen psychedelischen Anstrich in Richtung David Crosby und Francesca Lago ist es, die zum Beispiel den "Desert Song" mit ihrem Gesang derart gestaltet, als würde man nun eine ganz andere Platte hören.
Ja, innerhalb der grundsätzlich einheitlichen Stimmung der Platte gibt es also dennoch viele unterschiedliche Ausprägungen größeren Ausmaßes bis hin zu feinen Nuancen, die diese Musik so liebens- und hörenswert machen.
Ach - Stünz, das ist übrigens ein Stadtteil von Leipzig, der Stadt, in der der Musiker im Sommer lebt, und gemeint ist der dortige Park.
Das Schlusswort überlasse ich dem Australian Guitar Magazine: »Australia is well known for breeding kickarse guitarists. Angus Young, Tommy Emmanuel, Brett Garsed….Tim McMillan is up there with the best of them.« Ja, dem ist nichts hinzuzufügen!
Line-up:
Tim McMillan (guitar, vocals)
Daniel Stiles [S.PM] (vocals)
Alex Bökelund (drums)
Jarrad Will (bass)
Torsten Schroth (keys, vocals)
Anna Gwinner (violin - #5,8,11,12)
Max Wittman (trumpet - #7,12)
Francesca Lago (vocals, rhythm guitar - #2,9,13)
Ben Seeliger (electric guitar - #6,12,13)
Joel Williams (synth - #3,9,15)
Andy Nissel (vocal fx - #12)
Tracklist
01:The Low Light [McMillan/Stiles]
02:Sirens [McMillan/McMillan]
03:Nsd [McMillan/McMillan]
04:Southern Fried [McMillan/Stiles]
05:Tiny Dawson [McMillan/McMillan]
06:Hammocks [McMillan/Stiles]
07:Mallacoota Grin [McMillan/McMillan]
08:Phasmida [McMillan/McMillan]
09:The Wolf [McMillan/McMillan]
10:Rise [McMillan/McMillan]
11:Bronson Chef [McMillan/McMillan]
12:Hobo Electric [McMillan/McMillan]
13:Desert Song [Lago]
14:W.W. [McMillan/Stiles]
15:Bc 25 [McMillan/McMillan]
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