Drei Jahre nach "Born To Sing" hat Van Morrison erneut die Plattenfirma gewechselt, nun ist er bei RCA/Sony. Egal, ob auf Warner Brothers, Polydor, Mercury, Verve, Blue Note usw.: Van bleibt Van.
So ist es auch hier wieder. Trotz gelegentlicher Schlenker in die eine oder andere Richtung, sei es Blues, Jazz oder Country oder Irish Folk, stets ist es auch des Protagonisten Stimme, die die Musik unverkennbar und unverwechselbar macht, und das bereits seit den Zeiten mit seiner Band Them.
Doch halt - etwas ist auf "Duets" dann doch anders. Denn es ist nicht nur allein Vans Stimme, die diese alten, bereits schon einmal eingespielten Songs bestimmt. Er hat sich sechzehn Duettpartner an seine Seite geholt. Diese habe ich im Tracklisting aufgeführt, sowie die Platten, auf denen die Originalversionen erschienen sind. Mit ihnen 'Re-worked' er also solche Lieder wie "Carrying A Torch" oder "Irish Heartbeat" und haucht ihnen neues Leben ein - sechzehn Stücke aus dem immensen Back-Katalog. Jedoch sind überwiegend Songs neueren Datums ausgewählt worden.
Eindeutig ist, dass der Ire ein für ihn typisches Album abgeliefert hat. Diese Professionalität, diese Wärme, dieses Schöne in der Musik ist schon fast einzigartig für einen Musiker, der schon derart lange im Geschäft ist und noch immer in alter Frische - oder besser: ständiger Frische - zu begeistern weiß.
Sehr angenehm auffällig sind die sensiblen Streicherarrangements, die wiederum von Fiachra Trench bearbeitet wurden sowie ab und zu eingestreute, ganz wunderschöne und melodische kurze Soli von Van Morrison auf dem Saxofon.
Nicht immer gefallen mir allerdings die Duett-Partner oder das Zusammenspiel mit ihnen.
Auf der Positivseite sehe ich Clare Teal mit ihrem bewegenden Beitrag "Carrying A Torch", der mit Pianoeinleitung sogleich mit diesem typisch schönen Hauch von Dramatik startet. Dieses Feeling wird von der britischen Jazzsängerin sehr gefühlvoll aufgenommen und zusammen tragen die beiden Akteure die Fackel harmonisch bis zum Ende des Songs. Das ist sehr gelungen und eigentlich mein Lieblingssong der Platte.
Bobby Womack und Morrison starten gleich mit einem feinen Stück souligen Anstrichs, wobei Bobby schon ein wenig mitgenommen, aber noch immer ausdrucksstark, klingt. Der Beitrag mit George Benson gleitet ganz cool, voller sanften und warmen Groove dahin, inklusive eines feinen perligen Gitarrensolos. "What Ever Happened To P.J. Proby" beantwortet dieser selber mit bluesig-jazzigem Anstrich: Bläser und cool gespielte Gitarre, dazu kurze Soli von Flöte und Sax, unterstützt durch den elastisch-fließend wirkenden Upright Bass. Beider Sänger Stimmen harmonieren nicht unbedingt im Einklang und sind besser mit ihren separaten Beiträgen zu genießen, aber sonst halte ich den Song für gelungen. "Streets Of Arklow" - mit diesem unterschwelligen Bluestouch, leicht mysteriös angehaucht und elegant fließend - verbreitet bei mir ebenfalls angenehme Stimmung. Auch bei "Irish Heartbeat" trifft das zu, wenngleich ich die Originalfassung stets vorziehen werde. "How Can A Poor Boy?" scheint den beiden Sängern sehr wohl Spaß gemacht zu haben. Mit kraftvoller Stimme hält Taj Mahal den Blues am Kochen.
Die meisten anderen Songs gefallen mir, fallen mir aber nicht sonderlich auf, bis auf jene, die ich persönlich nicht für so gelungen halte. Zwar ist der Song mit Joss Stone sehr schön, doch überzeichnet diese ihren Vortrag mitunter etwas - weniger wäre hier für mich mehr gewesen.
Der Beitrag mit Gregor Porter kann mich nicht unbedingt vom Hocker reißen, trotz des angezogenen Tempos. Hier hätte ich einfach mehr erwartet - ja, das lässt mich recht kalt, und gleiches gilt auch ein wenig für "Born To Sing", das mir ein wenig bieder erscheint.
"Duets" ist mit einer weitestgehend gleichbleibenden Mannschaft eingespielt worden, bis auf den Song mit Michael Bublé. Hier sorgt ein geballter Bläsersatz für die Auskleidung des ein wenig hektisch rockenden Titels. Leider verdirbt mir auch dieser Beitrag ein wenig die ansonsten so harmonische Stimmung. Der Drummer klopft mir einfach zu übermäßig akzentuiert.
Mit Abstrichen bin ich jedoch sehr zufrieden mit dieser Platte. Richtig schlecht ist auch wirklich nichts, aber das ist eigentlich von Van Morrison zu erwarten. Doch so manches Mal hätte ich mir den jeweiligen Duettpartner hinweg gewünscht.
Line-up:
Van Morrison (vocals, guitars, alto saxophone)
Paul Moran (piano, Hammond, flugel horn, organ)
Dave Keary (guitars, banjo)
Paul Moore (bass)
Chris White (tenor saxophone, tin whistle, baritone saxophone)
Alistair White (trombone, euphonium)
Jeff Lardner (drums)
Mike Osborn (percussion)
Fiachra Trench (string arrangements)
Abass Dodoo (percussion)
George Benson (guitar)
David Garfield (piano)
Khari Parker (drums)
Stanley Banks (bass)
Lilliana de los Reys (percussion)
Shana Morrison (backing vocals)
Bobby Ruggiero (backing vocals, percussion, drums)
Natalie Cole (backing vocals)
Mark Nightingale (trombone)
Steve Winwood (Hammond)
Mark Knopfler (guitar)
Alan Chang (musical director, piano)
Josh Brown (trombone)
Marcel Camargo (guitar)
Jean Caze (trumpet)
Marion Felder (drums)
Ryan Lerman (guitar)
Craig Polasko (bass)
Justin Ray (trumpet)
Jacob Rodriguez (baritone saxophone)
Jake Saslow (alto saxophone)
Jumaane Smith (trumpet)
Nick Vayenas (trombone)
Bob Wilkerson (alto saxophone)
Taj Mahal (harmonica)
Tracklist |
01:Some Peace Of Mind (with Bobby Womack) [Hymns To The Silence, 1991)]
02:Lord, If I Ever Needed Someone (with Mavis Staples) [His Band and the Street Choir, 1970]
03:Higher Than The World (with George Benson) [Inarticulate Speech Of The Heart, 1983]
04:Wild Honey (with Joss Stone) [Common One, 1980]
05:Whatever Happened To P.J. Proby (with P.J. Proby) [Down The Road, 2002]
06:Carrying A Torch With (Clare Teal) [Hymns To The Silence, 1991]
07:The Eternal Kansas City (with Gregory Porter) [A Period Of Transition, 1977]
08:Streets Of Arklow (with Mick Hucknall) [Veedon Fleece, 1974]
09:These Are The Days (with Natalie Cole) [Avalon Sunset, 1989]
10:Get On With The Show (with Georgie Fame) [What's Wrong With This Picture, 2003]
11:Rough God Goes Riding (with Shana Morrison) [The Healing Game, 1997]
12:Fire In The Belly (with Steve Winwood) [The Healing Game, 1997]
13:Born To Sing (with Chris Farlowe) [No Plan B, 2012]
14:Irish Heartbeat (with Mark Knopfler) [Irish Heartbeat, 1988]
15:Real Real Gone (with Michael Bublé) [Enlightenment, 1990]
16:How Can A Poor Boy? (with Taj Mahal) [Keep It Simple, 2008]
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Externe Links:
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