Spielzeit: 41:34 Medium: CD Label: Adroit Records, 2009 Stil: Westcoast Review vom 27.11.2009 Wolfgang Giese

Viele werden den Titel kennen: "Walkaway Joe".
Wenige werden wissen, dass Vince Melamed ihn zusammen mit Greg Barnhill geschrieben hat. Bekannt geworden ist das Stück durch die Countrysängerin Trisha Yearwood. Don Henley von den Eagles singt dort die Background Vocals. Ein Titel, der auch zu dieser Band sehr gut gepasst hätte. Nun, dieser Kreis schließt sich letztlich, hat Melamed die Eagles schließlich auf Livetouren als Keyboarder begleitet.

Melamed, der in New York geboren wurde und in Kalifornien aufwuchs, musizierte aber noch mit vielen anderen Bands und Künstlern, wie Dan Fogelberg, J.D. Souther, Bobby Womack oder Rosanne Cash. Selbst hatte er einst seine eigene Band im Alter von 14 gegründet. Und jetzt erst, ich schätze, er wird um die '50 plus' sein, erscheint sein erstes Soloalbum!

1986 war für den Songwriter ein entscheidender Schritt, als er sich in die 'Music City' Nashville aufmachte und dort blieb und begann, mit Rosanne Cash zusammen zu arbeiten.
Denn nun stellte sich der Erfolg ein - mit vielen von ihm geschriebenen Titeln, unter anderem eben das eingangs genannte "Walkaway Joe".

Auch die Titel dieser Platte wurden in Nashville aufgenommen. Vorwiegend handelt es sich um eine ganze Reihe von Country-Stücken, die der Künstler hier aber auf seine eigene Art interpretiert. Selbst führt er dazu aus, »I'm basically a Rock'n'Roll guy....«.
Der Produzent Jim Tract hat diesem Wunsch Ausdruck verliehen und die Musik weist zwar Spuren von Countrymusik auf, bringt jedoch des Künstlers Stil zum Klingen. Teilweise hat das gar Spuren von Popmusik, einzuordnen ist es wohl jedoch eher grob in die Richtung Singer/Songwriter.

Im Kern ist dann eigentlich auch lockerer sonniger Westcoast-Pop-Rock, wie man ihn auch z.B. von einem anderen Musiker, der auch mit den Eagles in Verbindung steht, kennt, nämlich
Jack Tempchin.
Dabei bestimmen hier nicht allein Gitarren das Geschehen, denn schließlich ist Melamed Keyboarder, und damit schmückt er die durchweg sehr harmonische Musik elegant aus. Da bestimmt eine Orgel hintergründig den Sound, da perlt ab und zu das Piano, der Musiker setzt sein Instrument sehr geschickt ein und darüber darf sich der Gitarrist Pat Buchanon austoben, bis auf den ersten Titel, wo Dan Cohen ein beherztes Slide-Solo beisteuert.

Nun ja, 'austoben' ist wohl auch nicht das richtige Wort für die Gitarrensoli, denn vielmehr geht es dabei mehr songdienlich vonstatten, nicht zu wenig und nicht zu viel. Zwar ist durchgehend ein einheitlicher Sound festzustellen, doch liegt die Würze auch hier wieder im Detail. War es im ersten Stück noch das Slide-Solo, ist es im zweiten der vokale Gastbeitrag von Cheley Tackett. Track drei wartet mit einem leichten Groove auf und wechselt zwischen ruhig und kräftig rockend, auf "Four O'Clock Train" setzen Fiddle und Pedal Steel harmonische Country-Akzente.
Über allem der relativ ruhige, unaufgeregte Gesang, eher zurück genommen als vorwärts preschend, aber stets mit einem 'milden' Ausdruck, manchmal eine Spur Richtung Jackson Browne.

Track fünf, da war ich natürlich gespannt, gehört "Walkaway Joe" doch zu meinen Lieblingstiteln von Trisha Yearwood, und überhaupt mochte ich dieses Stück immer. Diese Version des Komponisten kommt etwas 'lasziver', die Yearwood-Version gefällt mir besser, diese aber nicht schlecht.
"Damn Your Love" erinnert mich an eine Titel aus der Spätphase der Beatles ("I Want You (She's So Heavy)") - eine der Ausnahmen aus der ansonsten in den Stücken relativ ähnlichen Atmosphäre.

Alles in allem nichts Spektakuläres, die Schönheit liegt auch hier wieder im Gesamteindruck. Das ist wirklich sehr angenehme Musik für alle, die die Westcoast-Szene lieben, mit diesem sonnigen und manchmal sehnsüchtigen Sound. Mir gefällt es sehr gut, anderen mag das Gebotene zu eintönig und zu unauffällig sein.

Line-up:
Vince Melamed (vocals, keyboards)
Fred Eltringham (drums - #1, 2, 4, 9)
Steve Mackey (bass, except - #5)
Pat Buchanon (electric guitar, except- #5)
Dan Cohen (electric guitar #1, 5, slide guitar - #1)
Mason Douglas (backing vocals - #1, 3, 4, 9)
Jim Tract (backing vocals - #1)
LaLa Deaton (backing vocals - #1, 7, 9, 10)
Cheley Tackett (guest vocal - #2, background vocals - #3, 8, 9)
Joe Spivey (acoustic guitar - #2, 3, 4, 5, 6, 8, 9)
Mike Daly (pedal steel - #2, 4, 5, 7, 9, 10)
David Russell (fiddle - #2, 3, 4, 6, 7, 8, 9, 10, mandolin #9)
Derek Mixon (drums - #3, 5, 6, 8)
Phil Dillon (additional guitar - #4)
Dave Pomeroy (bass - #5)
Joshua Rush (backing vocals - #5)
Harry Stinson (drums - #7, 10)
Craig Bickhardt (acoustic guitar - #7, 10)
Matthew Burgess (percussion - #8)