Spielzeit: 64:00 Medium: CD Label: BHM Productions, 2010 Stil: Jazz Rock, World Music Review vom 29.10.2010 Wolfgang Giese

Zur Erinnerung an den dritten Todestag des Musikers Joe Zawinul ist diese Platte erschienen und stellt eine Ehrung der besonderen Art dar. Der renommierte Arrangeur Vince Mendoza hat sich hierzu mit der niederländischen Big Band Metropole Orkest zusammengefunden, um ausschließlich Kompositionen des Österreichers zu interpretieren - solche, die er während seiner Zeit mit
Miles Davis, mit Weather Report und im Laufe seiner Solokarriere schrieb. So reicht der Reigen von "In A Silent Way" über den "Nubian Sundance" bis hin zu "Orient Express".

Und diese Titel werden auf eine ganz eigenwillige Art und Weise vorgestellt, entstanden live im Jahre 2008 entweder im Concertgebouw in Amsterdam(# 1,4,5,7,8,9) oder beim North Sea Jazz Festival.
Mit dabei sind auch ehemalige Mitstreiter von Weather Report, wie Victor Bailey am Bass, Alex Acuna an der Perkussion und der Drummer Peter Erskine. Große Namen, hinter denen sich die Musiker der niederländischen Band aber nicht zu verstecken brauchen, gehen sie doch mit Leidenschaft an die Umsetzung der teilweise komplizierten Nummern heran.
Zunächst ist das jedoch auch Mendozas Verdienst, der einst mit Zawinul zusammen arbeitete, die Aussage jedes einzelnen Songs offenbar aufgesogen hat und somit eine Umsetzung vollbrachte, über die sich der Josef mit Sicherheit gefreut hätte.

Es ist schon sehr aufregend und faszinierend, diesem Zusammenspiel zwischen Bläsern, Streichern und Keyboards zu lauschen, wenn sich die verschachtelten Klänge auf raffinierte Art in die Seele brennen. Man ist genötigt, inne zu halten und dem zu lauschen, was alles geschieht.
"Orient Express", da steckt man mitten im Orient, wenn Amit Chatterjee (ich vermute einfach einmal, dass er es ist), seinen indischen Einfluss in die Waagschale wirft. Ganz wunderbar, wie von den Streichern diese arabischen Elemente mit wiegender Geschmeidigkeit eingeflochten werden. Dazu treibt das Schlagzeug, ein großartiges Stück Musik!!!
Aber auch die übrigen Tracks lassen Assoziationen wach werden, wenn man sich bei "Fast City" unvermittelt im Großstadtdschungel zu fühlen scheint.
Im krassen Gegensatz dazu "Peace", dem der eindeutiger Charakter einer romantischen Komposition der klassischen Musik innewohnt, auch eine ganz wunderbare und verzückende Komposition.
Der "Tower Of Silence" strahlt entgegen des Titels eher Lebendigkeit und Rührigkeit aus, Einflüsse aus der 'World Music' sorgen dafür.
Und schließlich jenes Stück, das einer ganzen Platte von Miles Davis den Namen gab - ‚"In A Silent Way", mit nahezu pastoral klingenden Trompetentönen fließt es berührend dahin und bildet den Abschluss dieser so wichtigen Komposition Zawinul's.

Fazit: Eine wirklich hochprofessionelle Umsetzung der Musik Zawinuls mit Arrangements erster Güte und handwerklich erstklassiger Interpretation. Hervorragend ist es, wie dies live dargeboten wird. Hier wird dermaßen präzise gespielt, dass man zunächst auf Studioeinspielungen tippen würde.
Dennoch ist nicht kühle Technik vordergründig bei all' der Präzision, sondern jede Menge Herzblut ist durch die ambitionierten Musiker unter der Regie des genialen Mendoza in die Gestaltung eingebracht. Die Musik fließt mit großer Lebendigkeit und stets sind es kleine Überraschungen innerhalb einiger straffer Linien, die diese flexibel werden lassen. Seien es plötzlich auftretende Streichersätze, Perkussion oder ein Gitarrensolo, dazu gelegentlicher Gesang und ab und zu richtig guter mitreißender Funk mit einem immer wieder zur Freude des Hörers agierenden Victor Bailey am Bass, der die Tradition eines Jaco Pastorius auf seine Weise fortführt und für den nötigen Groove sorgt. Dennoch werden die Stücke absolut eigenständig und brillant-kraftvoll-emotional dargeboten.

Line-up:
Metropole Orkest, conducted by Vince Mendoza
Jim Beard (keyboards)
Victor Bailey (electric bass)
Peter Erskine (drums)
Amit Chatterjee (guitar, voice)
Alex Acuña (percussion - #1,4,5,7,8,9)
Efrain Toro (percussion - #2,3,6)