Yngwie Malmsteen / Fire & Ice
Fire & Ice Spielzeit: 18:36 (side 1), 20:21 (side 2),
15:00 (side 3), 14:12 (side 4)
Medium: Doppel-LP
Label: Music On Vinyl, 2014 (1992)
Stil: Hard Rock

Review vom 23.12.2014


Mike Kempf
Für mich ist es kein Problem, Yngwie Malmsteen als wahren Gitarrenhexer zu bezeichnen, denn der am 30. Juni 1963 in Stockholm geborene Ausnahmeklampfer hat in der Vergangenheit im Hard Rock- wie im Heavy Metal-Bereich zahlreiche Riffs und Melodien der Nachwelt hinterlassen, die nicht nur wegen der Schallgeschwindigkeit, mit der er die Saiten seiner Gitarren bearbeitet, an ihn erinnern, sondern auch deshalb, weil er diese zudem mit seiner persönlichen Note verziert.
Auch wenn mir die vorliegende Doppel-LP "Fire & Ice" von Music On Vinyl erst vor kurzem ins Haus flatterte, wissen Malmsteen-Kenner, dass die Tonkonserve unter der Electra Entertainment Group bereits 1992 das Licht der Welt erblickte. Das besondere an den mir vorliegenden schwarzen Langrillen sind die vier bisher unveröffentlichten Bonustracks ("Leviathan", "Forever Is A Long Time", "All I Want Is Everything" und "Broken Glass"), die es so auf dem ursprünglichen Vinyl nicht zu hören gab.
Der schwedische Songwriter, Gitarrist und Bandleader, der sich immer noch in den Ranglisten diverser Rock-Magazine einen vorderen Platz in der Rubrik 'Top-Gitarristen' sichert, lieferte mit "Fire & Ice" sein sechstes Studioalbum, das sich, mit dem Jahrgangsstempel '1992' versehen, unmittelbar nach der Veröffentlichung in auf Platz 1 der Japan-Charts setzen konnte. Gerüchten zufolge soll die Platte am Veröffentlichungstag über 100.000 mal die Ladentheke gewechselt haben.
Yngwie Malmsteen hat auf mich schon immer eine gewisse Faszination ausgeübt, eine Mischung aus Genie und Wahnsinn. Der Musiker, der viel im Glam-/Hard Rock seine Stärken ausübte, brillierte oft, so wie auch bei dem mir vorliegenden Doppeldecker, mit extrem rasanten Gitarrenspiel, das fast schon an 'Hexerei' grenzte. Schon der Opener und reine Instumentalsong "Perpetual" unterstreicht meine These ziemlich fett. Keine Frage: Malmsteens musikalische Qualität ist außergewöhnlich gut. Nur als Sänger konnte und kann er bisher keine Lorbeeren einheimsen und verpflichtete damals Göran Edman fürs Gesangsmikro. Eine gute Entscheidung, denn so konnte sich Malmsteen voll und ganz auf sein Gitarreninferno konzentrieren.
Edman halte ich für einen derart guten Sänger, dass er in der Lage ist, nicht so tolle Lieder durch seinen Gesang einigermaßen zu retten. So wie zum Beispiel bei "Dragonfly", bei dem Edman derjenige ist, der dem Teil wenigstens die nötige Würze verpasst, damit der Song von mir noch einigermaßen wohlwollend aufgesaugt werden kann. In der Tat: Göran ist ein fantastischer Sänger, der immer den richtigen Ton trifft und die Texte perfekt und klar in Szene setzt. Trotzdem, von meiner Seite sei die Frage gestellt, ob die beiden auch übers gesamte Album immer perfekt zusammen passten? Denn trotz individueller Klasse der beiden, haben die Tracks - insgesamt betrachtet - keinen hohen Wiedererkennungswert. Und so ist es vor allem Edmans tolle Stimme, die sich oftmals gegen Malmsteens Gefrickel nicht durchsetzen kann - schade.
Meine Highlights der Tonträger sind neben "Perpetual" noch "C'est La Vie", der für mich am besten harmonierende Song von Malmsteem und Edman und der Titeltrack "Fire & Ice", wobei hier Malmsteem absoluter Chef im Ring ist und herrliche Riffs offenbart, die "Fire & Ice" wahre Hit-Qualitäten bescheren.
Sicher, für die Malmsteem-Hardcore-Fans ist das Album Pflichtprogramm. Ob "Fire & Ice" unbedingt jedes Plattenregal schmücken muss, wage ich zu bezweifeln. Deshalb sollte der Musikliebhaber aufgrund eines ausgiebigen Reinhörens selbst entscheiden, ob er bereit ist, ein paar Euros für den zweifelsfreien Ausnahmegitarristen zu investieren.
Line-up:
Yngwie Malmsteen (vocals, electric and acoustic guitars)
Göran Edman (vocals)
Mats Olausson (keyboards)
Svante Henryson (electric bass, contra bass, cello)
Bo Werner (vocals, drums)
Tracklist
Side 1:
01:Perpetual (4:12)
02:Dragonfly (4:48)
03:Teaser (3:27)
04:How Many Miles To Babylon (6:09)

Side 2:
01:Cry No More (5:15)
02:No Mercy (5:29)
03:C'est La Vie(5:17)
04:Leviathan (4:20)

Side 3:
01:Fire & Ice (4:28)
02:Forever Is A Long Time (4:25)
03:I'm My Own Enemy (3:37)

Side 4:
01:All I Want Is Everything (4:00)
02:Golden Dawn (1:27)
03:Final Curtain (4:43)
04:Broken Glass (4:02)
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