»File Under: Singer/Songwriter, Pop, Alternative« - so lautet es in der kurzen Pressemitteilung zu "Presence". Mona Nylin stammt aus Schweden und startete ihre künstlerische Karriere als Malerin mit einer großen Anzahl von Ausstellungen. Nun kann sie beweisen, ob sie ihre malerischen Ideen auch auf musikalische Weise ausdrücken kann.
Lange lebte die Künstlerin in einer Hütte inmitten ländlicher Umgebung in Schweden, bis sie dieses Leben für genau das Gegenteil aufgab und nach Berlin zog. Dieser Stadt ist dann auch der Titel "The Berlin Song" gewidmet. Ein musikalisches Debüt gab es bereits im Jahre 2006 in Gestalt einer EP. Aber dennoch dauerte es lange, bis der Nachfolger, das hier vorliegende "Presence", erschien. Im Pressetext erläutert Mona Nylin, dass viele Leute sie mit Joan Baez oder Joni Mitchell verglichen hätten. Nun, dem will ich doch gleich einmal auf die Spur gehen, zumal Joan Baez eine meiner Lieblingssängerinnen ist.
Gleich beim Eröffnungstitel, "Cry For You", vermag ich überhaupt keine Ähnlichkeit weder zu der einen noch zu der anderen Künstlerin zu entdecken. Nylin singt hier mit recht krächzender und 'rotzig-frecher' Stimme. Ansonsten konnte ich festgestellen, dass es grundsätzlich zwei Arten gibt, wie sie singt: Einerseits die mitunter herausgepressten Vorträge, andererseits die wirklich lieblich klingenden, ruhigen Töne, wie sie beispielsweise auf "Laughing Eyes" zu hören sind. Diese Mona ist die mir wesentlich liebere. Hier höre ich gerne zu, hier schwingt sehr viel Gefühl mit, ansatzweise mag es dann in Richtung Joan Baez gehen, aber mehr auch nicht. Es handelt sich eher um die Handschrift, die man von Joni Mitchell kennt.
Die schnelleren Titel haben zwar auch einen gewissen Charme und strahlen eine ungewöhnliche, manchmal 'unfertig' wirkende Atmosphäre aus, können mich aber letztlich nicht so überzeugen. Daher belasse ich es bei den ruhigen und recht spartanisch zugeschnittenen Songs. Auch "Peace Of Mind" weiß sehr zu gefallen, andere Songs weniger. Ein Song wie "My Love" macht wieder auf sich aufmerksam, weil er einen gewissen Widererkennungswert hat. Solche Titel sind durchaus entwicklungsfähig und könnten die zukünftige Richtung vorgeben. "Den Vita Staden" ist auch ein sehr schönes Stück in schwedischer Sprache, mit sanftem Arrangement, leicht traurigen Ausdruck und durch Violinenklänge untermalt. Für mich ist dies der absolute Höhepunkt der Platte und so wünschte man sich weitere Veröffentlichungen.
"Des Yeux Plus Vastes" ist der Soundtrack zu einem Kurzfilm von Jenny Jansdotter, die auch den Text beigesteuert hat. Der Titel ist sehr dramatisch im Ausdruck, unterstrichen durch den in französischer Sprache vorgetragenen Gesang. Hier zeigt Mona Nylin eindeutig, dass sie bereits - abseits aller Vergleiche - eine eigene Stimmfarbe entwickelt hat. Hier paaren sich Kraft und Sensibilität auf ausdrucksvolle Weise.
Insgesamt gesehen gibt es auf "Presence" sehr interessante Musik mit einer eigenen Note zu hören, die mit Sicherheit einige Eckpunkte für eine weitere Entwicklung aufzeigt. Ich bin gespannt...
Auf dem Cover bedankt sich die Künstlerin unter anderem bei Neil Young »for all the inspiration and the distorted sound«.
Line-up:
Mona Nylin (all instruments, except drumloops - #1, 6)
Leif Nahnfeldt (violins, acoustic guitar, backing vocals - #7)
Carl Utbult (piano, electric guitar - #7)
Tracklist |
01:Cry For You (3:02)
02:The Berlin Song (3:31)
03:Laughing Eyes (3:15)
04:Coming Back (2:55)
05:Piece Of Mind (3:23)
06:My Love (3:38)
07:Den Vita Staden (3:42)
08:Runnin High (2:01)
09:Des Yeux Plus Vastes (2:25)
10:Bigger Love (4:35)
11:Steady (4:08)
(all songs written by Mona Nylin, except lyrics on #9 by Jenny Jansdotter and on #7, which is a mix of poems from the poetry book "Orrholmen Garagepoesi" by Heidruns Förlag)
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