Nachtschatten ist eine Gattung der Nachtschattengewächse, meistens krautige Pflanzen, von denen einige giftig sind, andere - wie die Kartoffel - werden häufig verzehrt.
1972 erschien ein Film mit dem Titel "Nachtschatten".
Auch mehrere Bands wählten diese Bezeichnung als Bandname. Eine davon wurde 2008 in Karlsruhe gegründet. Und um genau diese soll es hier gehen… schauen wir mal, ob diese eher ungenießbar und toxisch ist oder einen Ohrenschmaus darstellt.
Nun, freundliche Musik sollte man bei einer solchen Bezeichnung nicht erwarten. Melodic Death Metal, schreiben sie. Hm, klingt unspannend, das gibt es bereits zuhauf. Doch halt.
Es gibt zwei Sachen, die für diese Sparte nicht typisch sind, wenn auch nicht völlig ungewöhnlich. Erstens: Die Texte sind, passend zum Bandnamen, in Deutsch gehalten. Zweitens: Keyboard und Synthesizer setzen ungewohnte Akzente. Bands wie Soilwork oder Children Of Bodom benutzen zwar ebenfalls Tasteninstrumente, doch auf andere Weise.
Gleich die ersten Töne von "Feuersturm" lassen mich in dieser Hinsicht aufhorchen. Die orgelnd wirkenden Klänge gefallen mir. Die Synthie-Effekte bei "Blitzschlag" sind zwar ganz anders, haben aber auch was. So könnte es weitergehen. Leider muss ich feststellen, dass mir die beiden ersten Tracks am besten gefallen.
Nicht, dass der Rest schlecht wäre - er bietet allerdings weniger von diesen Aha-Momenten. Wobei auch "Letzte Schlacht" und "Goldene Schlösser" interessante Passagen zu bieten haben.
Meistens jedoch bilden hämmernde Drums und shreddernde Gitarren das Fundament von "Prolog" (hm, Prolog zu was???). Dazu gesellen sich immer wieder die bereits erwähnten Keyboard-Tupfer und eine grunz-keifende Stimme. Wobei Vokalist Daniel gut zu verstehen ist und die deutschen Texte zum Glück gar nicht peinlich oder platt wirken, sondern gelungen von düsteren Welten erzählen.
Schatten der Verzweiflung, Menschen, gefangen in irgendwelchen Netzen, in ihren eigenen Untergang marschierend - die Illustrationen im Booklet, die Lyrics und die Musik weben eine zusammengehörende Vision.
Dazu passt, dass Nachtschatten eine gewisse Kälte erzeugt, ein Gefühl des Maschinellen, einer lebensfeindlichen Gnadenlosigkeit, wobei es dennoch kleine Anzeichen für Hoffnung gibt.
Diese gehen leider ein wenig im allgemeinen Geballer unter. Für die knappe Stunde Spielzeit gibt es meiner Meinung nach etwas zu wenig Kontrastpunkte dazu. Das könnte in dem, was immer dem "Prolog" folgen mag, ausgebaut werden.
Nun, wir haben es hier mit einem Debüt zu tun, dem lediglich ein Demo (von 2011) voranging, auf dem bereits alle der Songs vertreten waren.
Nebenbei: Das als Bonus gelistete "Rum im Grog" hätte ich nicht gebraucht, passt inhaltlich nicht zum Rest, zum Glück ist es nicht so feucht-fröhlich, wie ich nach dem Titel zunächst befürchtet habe.
Um auf die eingangs erwähnte Frage zurückzukommen, ob diese 'nachtschattige' Musik genießbar ist: Das von den Karlsruhern bereitete Gericht sollte Melodic Death Metal-Fans durchaus munden. Für meinen Geschmack könnte jedoch noch ein wenig Raffinesse hinzugefügt werden, mehr von den außergewöhnlichen Elementen als besondere Würze.
Line-up:
Daniel Wengle (vocals, bass, keyboard and synthesizer programming)
Sascha Dörr (guitars)
Andreas Siefert (guitars, keyboard and synthesizer programming)
Pascal Fitterer (drums)
Tracklist |
01:Feuersturm
02:Blitzschlag
03:Morgendämmerung
04:Dunkle Sonne
05:Takt der Maschinen
06:Lauft!
07:Zeichen des Untergangs
08:Letze Schlacht
09:Goldene Schlösser
10:Trauerweide
11:Weltschmerz
12:Rum im Grog (Bonustrack) |
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