SCHMUTZIG! SCHLAMPIG! VULGÄR!
Genau, es geht um Nashville Pussy. Das Quartet ist wohl einer der größten Albträume des weißen amerikanischen Establishments. Sie pfeifen auf die heuchlerischen Sitten- und Moralwächter des puritanischen Konservatismus. Und zwar mit jeder Note und mit jedem Akkord, den sie brachial, roh und rücksichtslos in die Ohren der Welt meißeln!!!
Puh! Das hat gut getan! Nun zur Sache:
Es soll die ultimative Rock 'n' Roll Party - Platte sein. Sie wollen spielen, um zu gewinnen. Das Album "Get Some" sei die Art von Scheibe, auf die zu produzieren sie das ganze Leben lang gewartet haben.
Es ist keine Zeit für Understatements. Nashville Pussy wollen es wissen. Sie donnern ihre kargen Riffs heraus. Die Trommel rammt sich dem Musikfan in die Magengrube und der Bass bolzt direkt gegen die Weichteile. Dazu gesellt sich das Schweinegegröhle von 'The Model' Blaine Cartwright. Wo andere aufhören, fängt dieser Knabe erst an. Manchmal ist seine Performace so derbe, dass man hört, wie nahe seine Bronchien den Grenzen seines Kehlkopfes kommen.
"Get Some" klingt wie AC/DC auf Testosteron. Die Songs sind aggressiv, laut und abgefuckt. Der Sound ist trocken, wild und irgendwie verdorben. Super-Weib Ruyter Suys kriegt ihre Soliarbeit allerdings nur gerade so in den Griff. Klar, bei ordinärem Rock 'n' Roll dieser Ausprägung sind Filigraneinlagen völlig deplaziert. Gut, besonders wenn Ruyter die Axt heulen lässt wie eine orgiastische Hexe auf einem Vorwerk-Sauger, könnte das Ergebnis krasser kaum sein. Aber technisch ist sie noch nicht am Gipfelkreuz angelangt. Das verdirbt den Spaß an "Get Some" allerdings nicht im Geringsten
Tieftönerin Karen Exley hat ihren Job anständig gemacht. Kaum zu glauben, dass dieses Wort 'anständig' in einem Atemzug mit Nashville Pussy erwähnt werden kann. Karen lässt hören, warum ein guter Bass für eine Rockband so wichtig ist. Sie macht wirklich alles richtig. Sie gibt den Songs Drive, Groove und Power. Im Mittelteil von "One Way Down" zeigt sie mit einer einfachen aber effektiven Bassbegleitung, dass es nicht immer darauf ankommt, wie viele Kabinettstückchen in die Line eingeflochten werden. Es ist manchmal eben besser, wenn das Langholz nur darauf aus ist, ein dumpf pochendes Keimdrüsenhämatom zu verursachen.
Gleiches gilt für die Trommelei von Jeremy Thompson. Er betont und akzentuiert die Arrangements gekonnt. Dazu tritt er mit seinen bodenständigen Rhythmen kräftig in Rück -und Vorderseite.
Als Gast-Stars haben sich diesmal zwei bekannte Gitarrenmänner zu Nashville Pussy ins Bettchen gelegt. Zum Einen wäre da Rick Richards, der noch heute - wahrscheinlich genau so geschmacklos behutet wie vor 20 Jahren - mit einer Truppe Namens The Georgia Satellites durch die Provinz tingelt. Zum Anderen nimmt ein gewisser Izzy Stradlin an der Orgie Teil. Bei dessen CD " Izzy Stradlin and the Ju Ju Hounds" half bekanntlich genau jener Rick Richards ebenfalls mit. Für welche Losertruppe Izzy daneben noch die Klampfe quälte, ist mir entfallen.
Dreist ist die Cover Version des Chartbreakers "Nutbush City Limits". Nashville Pussy spielen den Song nicht, sie vergewaltigen ihn. Leute, das ist nicht Tina Turner mit Menstruationskrämpfen, sondern die rausgekotzte Interpretation der Welt einzigen 'Raunch and Roll' Band.
Intro und Outro werden die Hände aller notorischen Spieler zu nervösem Gezitter treiben. Zu hören ist der Ball im Spiel eines Flipperautomaten. Eine Scheibe die so beginnt und endet kann einfach nur gut sein.
Dieses Ding sprengt jede Party. Ein Reigen aus Volldampf und grober Kelle vom ersten bis zum letzten Bit. Perfekt für alle Musikfans da draußen, denen selbst Rose Tattoo
zu tuntig sind.
Krasse und enthemmte, aber vor allem voll verdiente sieben RockTimes- Uhren als Schmuck für Nashville Pussy.
Hier noch eine Nachricht an die Wahnwirtz-Silvester Truppe:
"Get Some" wird der perfekte Soundtrack für den Jahreswechsel! Und sobald die Mädels Blei gießen, wird die Nashville Pussy DVD eingelegt. Versprochen!
Spielzeit: 40:10, Medium: CD, SPV, 2005
1:Pussy Time 2:Come On Come On 3:Going Down Swinging 4:Good Night For a Heartattack 5:Hate and Whisky 6:Lazy White Boy 7:Hell Ain't What It Used to Be 8:One Way Down 9:Raisin Hell Again 10:Atlanta's Still Burnin 11:Nutbush City Limits 12:Meaner Than My Mama 13:Snowblind
Olli "Wahn" Wirtz, 28.09.2005
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