Nasty Idols / Boys Town
Boys Town Spielzeit: 47:04
Medium: CD
Label: Metal Heaven (Soulfood), 2009
Stil: Sleaze Rock


Review vom 21.03.2009


Jürgen B. Volkmar
Nasty Idols, die skandinavischen Glam- und Sleaze-Rocker sind tatsächlich wieder auferstanden und wollen den zwischenzeitlich nachgerückten New Glam- und Sleaze-Bands wie
Hardcore Superstar u.v.a. zeigen, wo der Hammer hängt.
Nach vier Alben in den späten 80er- und frühen 90er Jahren, waren sie als das nächste große Ding nach ABBA, Europe und Roxette im Gespräch. Live mit einer beeindruckende Performance ausgestattet, die den damals angesagten LA-Sleaze- und Glam-Gruppen wie L.A. Guns, Poison, Mötley Crue in nichts nachstand, war ihr Privatleben ebenfalls von Sex, Drugs und Rock'n'Roll bestimmt. Man kann ihnen also beim besten Willen attestieren, dass sie im Vergleich zu den heutigen, meist faden weil skandalfreien Bands, wenigstens noch die richtige Street Credibility haben. Es vergingen über 11 Jahre, bis sich die Original-Mitglieder wieder zusammenfanden und jetzt nach einer erfolgreichen Tour ihr neuestes Werk in den Handel bringen.
"Boys Town", schon von der Namensgebung an die glorreiche Glam-Zeit erinnernd, präsentiert uns eigentlich das Beste aus den vorangegangen Alben, allerdings in zeitgemäßer und mit mehr Druck versehenen Aufmachung. Schon der Opener "Rock Out" gibt die Richtung an. Rotzig und mit dem richtigen Chorus ausgestattet, hat der Track die Authentizität, die man sich von dem Wort 'nasty' in ihrem Namen verspricht. Eben Breitwand-Sleaze der satten Sorte, mit zupackenden, elektrisierenden Melodiebögen. Der Geist des nicht niederzubügelnden Hard Rocks in bester US-Tradition, offenbart sich im Titeltrack "Boys Town", dessen Gitarrenriffs sich hinreißend groovend auf dem Glam-Parkett ausbreiten. Mit eingängigen Refrains gehen die Sleazer wirklich nicht sparsam um. "Method To My Madness" und "Scar For Life" befriedigen neben den kurzen, aber Tempo-lastigen Gitarrensoli mit Querverweisen auf Glam-Götter wie New York Dolls, Sweet und auch Twisted Sister, die Erwartungshaltung an den traditionellen dicken Sound, den man von diesem Genre erwarten kann.
Sogar die Melancholiker werden bedient: Die Halb-Ballade "Nite Like This" kann durch ihre semi-akustische Melodieführung, die in Molltönen phrasiert wird und dazu waschechte Retro-Klänge im Original Poison-Gewand abliefert, restlos überzeugen.
Up-Tempo mit Gitarrengewalt bei "Crashlanding" und einem Mitbrüller-Chorus in "48 Hours" zeigen die Schweden in Hochform, die Erinnerungen an Gute-Laune-Rock hervorruft ohne dabei den kompromisslosen Kurs der Scheibe zu beeinträchtigen.
Nasty Idols haben diese Platte sicherlich ohne den Seitenblick auf kommerziellen Erfolg ausgelegt, denn das Konzept in seiner Grundhaltung zum True Sleaze und Glam Rock dürfte, nach aktuellen Gesichtspunkten betrachtet, nicht unbedingt der Verkaufszahlenüberflieger werden: Dazu ist die Scheibe zu traditionell gehalten. Aber darin liegt gerade der Reiz dieser reifen Produktion. Denn wenn man "Evil One", eine hypnotisch stampfenden Rocker, auf den Prüfstand stellt, kann man nur noch an Cheerleaders und einen blubbernden Achtzylinder denken, bei dem die Tachonadel im Takt zu den Akkorden tanzt.
Nasty Idols haben nichts verlernt. Im Gegenteil, sie sind reifer geworden und haben ein Kalendarium der Stimmungen abgeliefert, bei dem von Up- bis Mid-Tempo in diversen Härtegraden, alle Spielarten vertreten sind. Abwechslung wird großgeschrieben auf diesem Album, das man eigentlich von Szenegrößen erwarten dürfte, deren Namen ich mir hier ersparen will. Gut strukturierte Melodien mit der richtigen Portion Rock sorgen für Kurzweile und atmen den Geist einer vergangenen Epoche, die jedoch nur der eigenen Zeitwahrnehmung entspricht. Neueinsteiger erwartet ein positives und vielfältiges Album, das konzeptionell nichts zu wünschen übrig lässt und für Freunde der scharfen Rock-Songs im Pussy-Style gibt es einen weiteren schmerzlichen Eingriff in das Finanzbudget, der sich aber nach den ersten Klängen zum besten Investment der letzten Wochen herausstellen wird.
Line-up:
Andy Pierce (vocals)
Dick Qwarfort (bass)
Peter Espinoza (guitar)
Rikki Dahl (drums)
Tracklist
01:Rock Out
02:Boys Town
03:Method To My Madness
04:Scar For Life
05:Nite Like This
06:Crashlanding
07:48 Hours
08:7 Year Itch
09:Evil One
10:It's Not Love
11:Need The Nite
12:It Ain't Easy
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