Die große Melancholie ist zurück. Und sie kommt diesmal aus L.A., und zwar in Form des fünften Studioalbums der finnischen Glamrocker Negative, die nicht nur dort produziert wurde, sondern die sich hier auch bei den Lyrics Verstärkung von Jeff Blue, dem Produzenten, A&R und Gründer von Linkin Park, geholt haben.
Unbestreitbar haben die Finnen wieder tief in die mit Weltschmerz und Melancholie geschwängerte Kiste aus Rock, einer Prise Gothic, Emo und Balladen gegriffen. Mit ihrem neuesten Output wurde mehr die weibliche Zielgruppe anvisiert, denn der Kurs auf "Neon" ist eindeutig semiballadesk. Das soll allerdings nicht bedeuten, dass hier nur der Weichspülgang gefahren wird, und eine Aussage über die Qualität des Albums ist dies schon gar nicht. Denn mit ihrer Mischung aus Kommerz und angepasster Schwere, handeln die Songs natürlich wieder von Schmerz, Liebe, Leidenschaft, Hoffnung und Einsamkeit. Eigentlich alles Kriterien, die von Anfang im Rock zu suchen waren und immer wieder mit neuem Leben erfüllt werden.
Und wie nicht anders zu erwarten, haben Negative auch auf "Neon" sich wieder einmal auf ihre eigenen Ursprünge konzentriert. Die Finnen verstehen es erneut, einige zusätzliche Kohlen ins Feuer zu legen und heizen das dunkle Glam-Feuer noch zusätzlich mit eingängigen Melodien, starken Hooklines und Gitarrenakrobatik an.
"End Of The Line" glänzt als Bombastgesamtsoundwerk mit Opulenz und elegantem Writing, oder "Blood On Blood" mit dezentem Piano-Intro, das sich zu einer großen Nummer empor schaukelt und Ingredienzien beinhaltet, die beinahe schon cineastisch anmuten. Auch die Schmuseecke kommt mit "Believe" und "Jealous Sky" nicht zu kurz, denn hier geht der Kuschelzoo auf große sentimentale Reise und die Herzen schmelzen wie Eis in der Sonne.
"Celestial Summer" kommt hingegen mit knackigen Gitarrenfragmenten, die von je her ein zentraler Bestandteil der Negative-Philosophie waren und steigert damit den Ohrwurmfaktor nochmals. "Days I'm Living For" fesselt mit seiner einfachen, aber zupackenden Rhythmusarbeit, und Frontshouter Jonne Aaron vermittelt dazu einfach pures Hörvergnügen. Und nicht zu vergessen, die große emotionale Übernummer "Kiss Of Hope", die in ihren überraschenden Facetten sanfte Stimmung aber auch saftige Riffs präsentiert und vielleicht wie kein anderer Track auf diesem Album die wahren Stärken der Suomi-Erfolgsrocker zeigt.
Natürlich ist nicht jedes Stück eine wahre Fundgrube an Ideen und Glanzlichtern. Aber schwächere Zwischentöne sind auch auf beinahe jedem anderen Erfolgsalbum zu finden. Negative haben ihren Sound zwar nicht verändert, haben aber auf der anderen Seite auch nicht die von ihnen gezogenen Spurrillen verlassen. Das mag einigen etwas zu einseitig sein, ist aber in der Gesamtbetrachtung nachvollziehbar.
Auf diesem Album wurde der Rockfaktor zugunsten emotionalerer Klänge deutlich heruntergeschraubt und die Pathosschwelle signifikant angehoben. Der düstere Emo - Dark Rock-Charakter im Sinne von HIM wurde mit poppiger Attitüde entschärft und die melancholischen Breitseiten auf Hochglanz geschliffen. Technisch perfekt inszeniert und mit grandiosem Gesang, haben die finnischen Grenzgänger wieder ein ordentliches Stück düsterer Rhythmen produziert und klingen wieder traurig, zerbrechlich und verzweifelt, eben genau so, wie es die Mehrheit der Fans von ihnen erwartet. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. 8 von 10 RockTimes-Uhren.
Line-up:
Jonne Aaron (vocals)
Larry (guitar)
Antti Anatomy (bass)
Mr. Snack (keyboard)
Jay Slammer (drums)
Tracklist |
01:No One Can Save Me Tonight
02:End Of The Line
03:Love That I Lost
04:Blood On Blood
05:Believe
06:Celestial Summer
07:Jealous Sky
08:Days I'm Living For
09:Since You've Been Gone
10:Kiss Of Hope
11:Fucking Worthless
12:Neon Rain
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