Zweiundzwanzig Jahre nach dem letzten Album "Man At The Moon" gab es im Jahr 2002 die auch für mich lang erhoffte Reunion von Derek 'Mo' Moore am Bass, Ron Howden, Schlagzeug, Allan ‚Taff' Freeman, Keyboards und Roye Albrighton an der Gitarre. Mit dabei auch wieder Mick Brockett, seines Zeichens verantwortlich für die Lichteffekte, der eine maßgebliche Rolle bei der zu besprechenden CD spielen sollte. Doch dazu später mehr.
Nektar wurde 1969 in Hamburg von den oben erwähnten Musikern gegründet, die alle irgendwie mit verschiedenen englischen Bands in Deutschland hängen geblieben waren. Von Anfang an versuchte die Gruppe ihren psychedelischen Rock, der geprägt war von klirrenden Orgelsounds, gepaart mit reißenden Riffs an der Gitarre, mit einer ambitionierten Lightshow multimedial zu verknüpfen. Das gelang auch perfekt. Nicht umsonst wurde Mick Brockett immer als festes Gruppenmitglied erwähnt. Schon bald wurden Auftritte von drei Stunden und mehr, eingebettet in virtuelle Raketenstarts oder Unterwasserabenteuer, zum festen Markenzeichen von Nektar. So standen die einzelnen Musiker optisch immer im Hintergrund und mögliche Egotrips der exentrischen Künstler wurden im Keim erstickt. Wie gewünscht konzentrierte sich das Publikum einzig auf die Ensemble Darbietungen.
Angespornt durch die großen Erfolge gerade in Deutschland übersiedelte die Band in ein Bauernhaus bei Seeheim im Odenwald. Zwischen 1972 und 1974 entstanden vier LPs, die allesamt sehr gute Kritiken bekamen. Besonders die Konzeptalben "Remember The Future" und "A Tab On The Ocean" wurden zu Topsellern und brachten Nektar auch in den USA zu Kultstatus. 1975 übersiedelten sie endgültig nach Amerika. Doch so langsam verblasste der Stern der Band. Die Studioproduktionen kamen musikalisch nicht an die Anfangsalben heran. Zudem gab es immer wieder Streitereien unter den Akteuren, die schließlich zum Ausstieg von Roye Albrighton führten, der durch Dave Nelson ersetzt wurde. 1976 löste sich Nektar nach dem flauen Album "Magic Is A Child" endgültig auf. Albrighton nahm 1980 mit anderen Musikern noch die LP "Man At The Moon" unter dem alten Bandnamen auf. Doch dann war endgültig Schluss.
Schluss bis zu der oben erwähnten Reunion. Begeistert wurden die Wiedervereinigungskonzerte von den Fans gefeiert. Die Band sprühte nur so vor Spielfreude, was auf der Live CD "Greatest Hits Live" und auch auf dem gleichnamigen Video deutlich wird. Im Jahr 2004 folgte dann das neue Studio Album "Evolution", das den früheren Nektar Sound wieder richtig gut einfängt.
Und nun wird auch die musikalische Geschichte der Band aufgearbeitet. Unter dem Titel "Door To The Future" öffnet Lichtmann Mick Brockett sein Archiv von Konzertmitschnitten. Als 'official Bootleg' widmet er sich hier zwei Gigs der letzten Deutschland Tour vor der Emigration in die USA. Zu hören sind Titel, die am 3. Februar 1974 in der Stadthalle Beitigheim und am 12. Juni in der Oetckerhalle zu Bielefeld mitgeschnitten wurden.
Die Songauswahl wird jedem Nektar-Fan (und dazu zähle ich auch mich ohne Einschränkung) das Herz höher schlagen lassen. Hier sind viele absolute Raritäten zu hören. Allein fünf Titel sind bisher unveröffentlicht, und der Rest besteht aus Stücken, die in dieser Form noch nicht live zu hören waren. So wurde "Nelly The Elephant" erst bei der Reunion Tour wieder live gespielt Auch "Little Boy" vom Album "Down To Earth" und "Cast Your Fate" von der Doppel LP "Sounds Like This" waren sehr selten on Stage zu hören.
"Odysee" entstand schon vor der Gründung von Nektar und fällt durch seinen jazzbetonten Rhythmus etwas aus dem Rahmen. Es folgt "Fidgety Queen", ebenfalls von "Down To Earth", und schließlich kommt Ron Howden an den Drums zu Wort. Endlich ist sein Solo "Ron's On", an das ich mich noch sehr gut erinnere, mal auf einen Silberling gebannt. Das wurde aber auch Zeit. Das Finale besteht schließlich aus "Remember The Future" Part 7, 8, 9, 10, das so auch noch nicht live zu hören war.
Der Sound dieser CD ist zwar nicht optimal, aber durchaus noch gut anzuhören. Da sind die beiden "Live In New York" Alben wesentlich schlechter ausgefallen. Obwohl ich sicher nicht ganz objektiv bin, schließlich gehörte Nektar gerade in dieser Zeit zu meinen meistgesehenen und -gehörten Gruppen, ist "Door To The Future" für mich eine sehr gute Ergänzung zu den bisher erschienen Alben. Da die CD untertitelt ist mit "The Light Show Tapes Volume 1" ist wahrscheinlich mit weiteren Veröffentlichungen zu rechnen.
H o f f e n t l i c h !
Spielzeit: 74,08 Minuten, Medium: CD, Eclectic Entertainment, 2005
1:The Devil's Door 2:Nelly The Elephant 3:Cast Your Fate 4:Anyway / Sorrow 5:Little Boy 6:Odysee 7:Fidgety Queen 8:Ron's On 9:Show Me The Way 10:I Need Love / Tomorrow 11:Tomorrow Never Comes / Path Of Light 12:Recognition / Let It Grow / Termination
Jürgen Bauerochse, 07.08.2005
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