Neondaze / Same
Same Spielzeit: 49:55
Medium: CD
Label: Artist Service, 2008
Stil: Hard Rock

Review vom 07.11.2008


Jürgen B. Volkmar
Es ist wirklich erstaunlich, wie die Nordlichter es immer wieder schaffen, als Bewahrer und Konservierer von Stilrichtungen zu fungieren. Neondaze aus Schweden haben sich mit dem gleichnamigen Debütalbum ihrer ureigenen Interpretation von modernem, klassischen Hard Rock verschrieben und können dabei voll überzeugen.
Den Schweden, denen der Beipackzettel zur CD die Power der Hardcore Superstars, die Hooks der Poodles und die songschreiberischen Qualitäten von Brother Firetribe zuspricht, kann man daher eine hohe Erwartungshaltung entgegenbringen. Der Lebenslauf des aktuellen Line-up's entspricht daher durchaus aktuellen Casting-Gewohnheiten. Sänger Marcus Lundgren, der den verstorbenen Sänger von AC/DC, Bon Scott performte, wurde durch das schwedische Pendant zu DSDS - Star Search - gefunden.
Sein Pech, die Ausscheidung nicht zu gewinnen, erwies sich aber im Nachhinein als Glücksfall, weil ihm dadurch die Türe zu Neondaze geöffnet wurde, nachdem Gitarrist Lars
(Ex-Reptilian, Ex-Pole Position) den Auftritt im TV beeindruckt verfolgt hatte. Mit Drummer Hampus Landin (Ex- Miss Behaviour) und Bassist Jesper Malm arbeitete und spielte man dann die 12 vorliegenden Songs ein.
Beim ersten Lauscheindruck fallen sofort die Hooks und Chorusse auf, die der Produktion eine melodiösere Variante des Hard Rock zuteilen, ohne jedoch in den Bereich des Melodic Rock abzugleiten. "Intoxicated" und "Critical Mass" können mit einer soliden und packenden Gitarrenarbeit überzeugen, die sich bis auf den letzten Track des Albums durchzieht. Die Vocals bleiben packend und glasklar, die Nummern starten mit beeindruckender Power durch und die hohe skandinavische Schule des Songwritings lässt keine Aussetzer ins Banale zu. Neondaze walzen nicht wie Flusspferde durch ein ausgetretenes musikalisches Terrain, sondern bewegen sich eher locker, flockig durch zwar begrenzte Spielwiesen, vermeiden es aber in altbekannte Spuren zu treten. Mit den sattsam bekannten schwedischen Vorbildern haben sie vor allem eines gemeinsam: Dynamik und Power. "Live For Tonight" ist ein Schnellstarter in bewährter, rockiger Hymen-Tradition, mit einer Zusatzausstattung an fetten Grooves und genug Freiraum für den melodischen Ziergarten. Dass sie auch bei Power-Balladen eine gute Figur machen, kann man bei "Caroline" unzweifelhaft erkennen, das mithin ideale Kraftfutter für den Mainstream-Hausfrauensender.
"Million Miles" fällt mit einem leichten punkigen Einschlag in der tonalen Phrasierung auf, das in dieser Form auch auf ein Solo-Album des Hanoi Rocks-Shouters Michael Monroe gepasst hätte. "Hold Me", einem Uptempo-Stampfer in bester Def Leppard-Tradition, verpasst der Sänger eine tadellose vokale Performance, die in den höheren Gefilden des Hard Rock anzusiedeln ist. Im Grunde genommen starten alle Tracks mit ihrer geradlinigen Ausrichtung voll durch. "Livin'" und "Stop Crying" bilden da keine Ausnahme und vermeiden durch ihre ausdrucksstarken Gitarren-Riffs, in den Every-Day-Riff-Raff-Song zu verfallen.
Es ist immer wieder verblüffend, wie die Kompositionen mit ihrer deutlichen, rockigen Ausrichtung den schwierigen Grad zwischen Kommerzialität und Härte bravourös umschiffen. "Evil In Mind" und "Traitorous" erstarren auch dann nicht in Belanglosigkeit, wenn die Gitarre ab und zu etwas zu durchstrukturiert klingt.
Schubladendenken steht bei Neondaze nicht auf dem Plan, denn Qualität und das richtige Quantum Kick Ass-Mentalität sorgen für einen vergnüglichen Höreindruck, bei dem man dem Quartett für ihre Leistung Respekt zollen muss. 8 von 10 RockTimes-Uhren
Line-up:
Jesper Malm (Bass)
Marcus Lundgren (Gesang)
Lars Boquist (Gitarre)
Hampus Landin (Schlagzeug)
Tracklist
01:Intoxicated
02:Critical Mass
03:Live 4 Tonight
04:Caroline
05:Million Miles
06:Hold Me
07:Livin'
08:Stop Crying
09:Chains
10:Evil In Mind
11:Traitorous
12:Oullbemi Vampire
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