New Order / The Lost Sirens
The Lost Sirens Spielzeit: 38:30
Medium: CD
Label: Warner Music, 2013
Stil: New Wave

Review vom 05.03.2013


Udo Gröbbels
Vom Depri-Sound zum Elektro-Pop
Eigentlich muss man New Order aus England nicht mehr vorstellen. Mit über 30 Jahren im Geschäft und etlichen Klassikern (in den 80ern) hat die Band einfach ihren eigenen Status längst erreicht. Gegründet wurde diese nach dem tragischen Selbstmord von Ian Curtis im Jahre 1980 aus den Resten der legendärenJoy Division. Es folgten Klassiker wie "True Faith" oder das unverwüstliche "Blue Monday". Mitte der 90er wurde es etwas stiller um die Band, die auch heute noch als großer Einfluss auf aktuelle Acts wie Placebo oder die Killers genannt wird.
Vergessene Schätze
Nachdem Anfang des letzten Jahrzehnts wieder die 80er schwer in Mode waren und sich so ziemlich alles wiedervereint hatte, was damals mehr oder weniger Rang und Namen hatte, verlor man aber auch genauso schnell die Übersicht über die vielen Comeback-Alben. Dabei wurden einige wirklich gute Platten nicht mit der Aufmerksamkeit belohnt, die sie verdient haben. Neben beispielsweise "Devils Playground" von Billy Idol gehörte auch "Waiting For The Siren's Call" zu dieser Kategorie. Obwohl es sich dabei um ein wirklich gutes Scheibchen handelte, wurde eben dieses von New Order kaum beachtet. Jetzt, acht Jahre nach der Veröffentlichung, bringt die Band mit "The Lost Sirens" eine Art Nachfolge-EP raus, die allesamt nicht verwendete Songs aus dieser Aufnahmesession beinhaltet.
Ausschussware oder Perlen?
Diese Frage kann man ganz klar mit einem 'sowohl als auch' beantworten. Die acht Songs der EP, die zu einem günstigeren Preis vertrieben wird, aber trotzdem immerhin 38 Minuten Musik enthält, sind genau zweigeteilt. Während die erste Hälfte allen alten Fans die Tränen in die Augen treibt und vier absolut klassische New Order-Songs beinhaltet, sind die letzten vier Lieder eher austauschbar, aber immer noch gut genug für eine Veröffentlichung. Der Opener "I'll Stay With You" weist schon einmal auf alle typischen Trademarks der Band hin. Tolle Melodie, atmosphärische Keyboards und den typischen Basssound, der die Band so unverwechselbar macht. Das folgende "Sugarcane" ist der Hit der EP. Geht sofort ins Ohr mit leichten Ska-Groove. Highlight der Scheibe ist aber "Recoil". Mit dezentem Rhythmus und verspielter Piano-Melodie ist es ein wahres Meisterwerk. Auch "Californian Grass" ist ein guter Song. Danach aber verflacht das Niveau abrupt und die letzten vier Titel schwanken alle im Bereich 'nett'.
Insgesamt macht die späte Veröffentlichung von "The Lost Sirens" aber durchaus Sinn, denn um einige Songs wäre es wirklich sehr schade gewesen, wenn diese nicht das Licht der Öffentlichkeit erblickt hätten. Zum fanfreundlichen Preis erhält der Hörer hier wirklich gute Musik. Fans der ersten Stunde können ohne Bedenken sofort zugreifen. Es steht New Order drauf und genau das bekommt der Käufer. Auch Freunde von 80s-Pop sollten ebenfalls mal reinhören. Selbst nach über 30 Jahren hat die Band immer noch gute Ideen und Songs am Start und das ist ja leider beileibe keine Selbstverständlichkeit im Gegensatz zu ihren Weggefährten wie beispielsweise Duran Duran oder The Cure.
Line-up:
Bernard Summer (vocals, guitar, keyboard)
Phil Cunningham (guitar, keyboard)
Peter Hook (bass)
Stephan Morris (drums)
Tracklist
01:I'll Stay With You
02:Sugarcane
03:Recoil
04:Californian Grass
05:Hellbent
06:Shake It Up
07:I've Got A Feeling
08:I Told You So (Crazy World Mix)
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