Aesthetic Death, die zweite. Waren schon Eibon alles andere als fröhliche Musik, wird es hier richtig negativ und nihilistisch. Kein Wunder, denn die Zwei-Mann-Band nennt sich The Nihilistic Front und die beiden scheinen aus der hässlichsten Ecke von Melbourne zu stammen, wenn sie dort 2005 eine Truppe mit einem solchen Namen gründeten.
Seitdem gab es mehrere Veröffentlichungen, deren Titel nicht positiver sind als der Bandname: "The Four Seasons In Misery" (2006), "Total Disgust For Mankind" (2009), "The Null Factor Law" (2010) und "Apocryphal Dirge" (2011).
"Procession To Annihiliation" setzt diese Reihe 2013 fort. Wieder wird schwarz gemalt, deswegen gibt es wohl auch nur schwarz-weiß Cover? Farbe wäre irgendwie unpassend. Zudem sind die Motive meistens ziemlich trostlos, so auch das neueste, das eine teilweise zerstörte Großstadt zeigt, Ruinen von Hochhäusern grau in grau. Heruntergekommen, alt, ein tristes Zeugnis eines in der Vergangenheit stattgefundenen Ereignisses, bei dem es egal ist, ob dies ein Werk von Bomben aus Menschenhand oder ein Angriff außerirdischer Wesen oder gar eine göttliche Strafe war.
Nun, dann macht sich immerhin niemand falsche Vorstellungen von der Musik, die hier geboten wird. Eine Mischung aus Death- und Doom Metal, jedoch nicht die eher melancholische Variante, sondern fies und finster. Keine melodische Wärme, sondern eher harsch und industriell wirkend. Die Instrumente sind stark verzerrt, dröhnend und schleppend scheppernd. Die Stimme ist dazu passend teilweise ebenfalls stark verzerrt, teilweise leicht keifend, meistens jedoch sind es tiefe, undeutliche Growls.
Unfreundlich, nihilistisch (was sonst…).
"Procession To Annihilation" macht seinem Titel alle Ehre - eine Prozession, die sich langsam auf ihre Vernichtung zubewegt - offenen Auges in den Untergang. Teilweise resigniert, teilweise in kalter Wut aufbäumend. Hasserfüllt, misanthropisch, verzweifelt. Keine leichte oder angenehme Kost, aber in ihrer Wucht beeindruckend.
Die dreiviertel Stunde ist zwar in vier Songs unterteilt, diese gehen jedoch ineinander über und das komplette Werk wirkt wie aus einem Guss. Es gibt zwar spieltechnische und songwriterische Details, doch diese wirken eher im Hintergrund, sind nur Fragmente des Ganzen und Mittel, um einen Gesamteindruck zu erzeugen.
Manche werden das als erdrückend empfinden, vielleicht sogar entnervt abschalten. Man muss sich schon auf den Frontalangriff des Nihilistischen einlassen können und wollen. Musik für die Massen ist das nicht, soll es auch gar nicht sein.
Sondern wie die Band selbst schreibt: »Extreme fucking doom«.
Wer also eine Scheibe im Zeitlupen-Genre sucht, die weder retro-bunt noch episch-melodisch daherkommt, sondern voller Bösartigkeit und Bitternis, gnadenlos in ihrem Zerstörungswahn, sollte "Procession To Annihilation" mal antesten.
Eines muss man The Nihilistic Front definitiv bescheinigen: Sie halten das in ihrer Musik, was Bilder und Titel versprechen.
Line-up:
Chris (vokills, keys)
Gaz (guitars, machines)
Tracklist |
01:Confronted By The Obscure (14:14)
02:Process To Annihilation (8:38)
03:Opaque Shadows (11:06)
04:A Working God (11:01) |
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