Der "Schwarze Adler" in Rheinberg ist ideal für Konzertveranstaltungen in einem etwas kleineren bis mittleren Rahmen:
Es handelt sich hierbei um eine Gaststätte mit einem angeschlossenen Konzertsaal, der wohl so um die 300-400 Leute aufnehmen kann, technisch perfekt ausgerüstet ist und eine sehr gute Akustik bietet.
Nun gab es dort also ein Konzert von Nine Below Zero, die aus Anlass ihrer neuesten CD-Veröffentlichung ("Hats Off", erschienen Oktober 2004) auf Tournee sind und die ich mir schon allein aus dem Grund ansehen wollte, daß bis auf den Gitarristen Dennis Greaves der Rest der Band aus langjährigen Mitstreitern in der Band von Rory Gallagher besteht Man durfte also gespannt sein. Das weitere Line-Up neben Dennis:
Gerry Mc Avoy (Bass)
Mark Feltham (Harp)
Brendan O´Neill (Drums).
Das Konzert war angesetzt für 20:30, der Saal war zu diesem Zeitpunkt zunächst eher mäßig gefüllt und nach der obligatorischen kleinen Geduldsprobe kam Nine Below Zero gegen 20:50 Uhr dann auf die Bühne.
Dennis Greaves begrüßte das Publikum mit der Aufforderung, noch vorhandene Kopfbedeckungen bitte abzunehmen (wie schon beschrieben, der Name der neuen CD ist "Hats Off", sie enthält ausnahmslos toll gespielte Blues und Rock´n Roll-Klassiker der alten Meister dieses Genres), drehte den Volumeregler seiner Stratocaster hoch und nach einem kurzen Gitarrenintro ging es in einen klasse gespielten Rock´n Roll hinein, der dann auch innerhalb kürzester Zeit den berühmten "Funken" zum Publikum überspringen ließ.
Spätestens bei dem zweiten Stück (ich meine es sei "Ice Cream Man" von John Brim gewesen) - ein Blues im "Paulchen Panther" Stil - zeigte sich auch, wo es im Weiteren langgehen sollte, denn das Konzert war eine Mischung aus Eigenkompositionen der Band und alten Blues- und Rock´n Roll-Klassikern à là Muddy Waters, Freddy King oder Elmore James, bei denen man sich dann folglich auch teilweise um Jahrzehnte zurückversetzt fühlte und gar nicht daran vorbeikam, mitzugehen.
Dabei gab es zwischen den Gesangsparts (bei denen sich übrigens Dennis und Mark abwechselten) immer wieder Gitarrensoli, die je nach Arrangement mal verhalten, mal schnell daherkamen und absolut punktgenau den Kern trafen. Dazwischen legte dann Mark Feltham mit seinen Harpsoli noch los, in einer Weise, daß wohl so manch einer ab und an vorsichtig nach oben blickte um zu prüfen, ob das Dach noch drauf war auf dem Laden. Junge, was kann der spielen, was für ein Gefühl er hineinlegt in die Sache! Kein Wunder, daß dieser Mann einer der gefragtesten Harper überhaupt ist und schon bei zahllosen Scheiben der verschiedensten Musiker mitgewirkt hat.
Zusätzlich zog auch Gerry Mc Avoy mit seiner Bassgitarre zuweilen noch einmal los und sorgte mit seinen Einlagen für weitere Begeisterung beim Publikum!
Nach etwa einer Dreiviertelstunde gab es eine Pause. Und war das Konzert vorher schon top (!) - jetzt ging es im Vergleich dazu erst noch richtig zur Sache! Dabei sah man dann auch einen Dennis Greaves, der bei seinen Soloeinlagen die Gitarre (neben der bereits erwähnten Strat spielte er auch eine Gibson ES 335) mal hinter dem Rücken hielt oder auch mit angwinkelten Beinen auf die Knie legte und so einige Slideeinlagen spielte.
Es kam Partystimmung auf und um mich herum gab es fast nur noch flippende und tanzende Leute. Musik, die in die Beine geht!
Für weitere Begeisterung sorgten auch neben einer immensen Spielfreude der Band kleine Spässchen, die von Dennis immer wieder eingeflochten wurden:
Mal hüpfte er wie Chuck Berry über die Bühne, dann wieder wechselten die Stücke an den unmöglichsten Stellen medleyartig in den nächsten Song (und dabei natürlich absolut gewollt und von allen auf den Punkt mitgespielt), dabei standen die Musiker grinsend auf der Bühne - und das Publikum lachte mit.
Dann wieder spielte Dennis zwischen den einzelnen Stücken auf seiner Gitarre immer wieder kurz alte Hits an, wie z.B "My Generation" von The Who oder "Tush" von ZZ-Top ( "this is for my friend Billy Gibbons" sprach´s dabei und zeigte auf einen Mann mit langem Bart, der neben uns direkt vor der Bühne stand). Er spielte diese Songs jeweils solange, bis Wallung aufkam, das Schlagzeug setzte ein und der Bass oder mal die Harp - und dann hörten sie nach ein paar Takten einfach abrupt wieder auf und guckten verschmitzt lächelnd ins gefoppte Publikum! Anscheinend hatten offenbar nicht nur die Musiker dabei mächtigen Spass, denn es gab auch von der Seite vor der Bühne jedesmal Gelächter und Zwischerufe.
Als dann aber auf diese Weise auch "Laundromat" von Rory Gallagher kam, wurden die Rufe lauter und jemand schrie förmlich: " Rory Gallagher (war ich das etwa ;-)?...). Ein anderer forderte lautstark nach "Sugar Mama" und Dennis fragte: "Do you really want "Sugar Mama"?"
Und dann kam das Stück tatsächlich auch in voller Länge - und das in einer dermassen genialen Version, wie ich sie - abgesehen von meinen alten Taste-Scheiben - noch nie gehört habe! Gänsehautfeeling pur! Es war fantastisch!
Ein weiterer toller Höhepunkt war gegen Ende des Konzertes ein offener musikalischer "Schlagabtausch" zwischen Dennis Greaves und Gerry McAvoy, der auch die schwierigsten jeweils vorgegebenen Gitarrenparts auf seinem Bass mühelos nachspielte und danach, nur mit sparsamen Schlagzeug begleitet, ein etwa dreiminütiges Bass Solo brachte, das ebenso eine Welle der Begeisterung hervorrief wie die folgende Harpeinlage von Mark Feltham und auch das anschliessende Schlagzeugsolo von Brendan O´Neill.
Insgesamt gab es noch drei (!) Zugaben. Dabei fällt mir noch eine weitere Anekdote ein:
Während der zweiten Zugabe verstanden es die Musiker, sich mehr oder weniger heimlich von der Bühne "zu stehlen". Sie wurden mit ihren Instrumenten immer sparsamer, animierten die Leute zum mitklatschen, danach hörte einer nach dem anderen auf zu spielen - die Menge klatschte weiter... und während Mark Feltham auf der Bühne herumtanzte und "come on" rief legten die anderen ihre Gitarren bzw. Trommelstöcke zur Seite, um sich dann gemeinsam und tanzend durch die Garderobentür davonzuschleichen.
Nach der Show kamen die Musiker noch einmal zurück, unterhielten sich von der Bühne aus mit den Leuten und signierten die von ihnen mitgebrachten oder an einem Merchandisingstand gekauften CD´s und DVD´s.
Mein Fazit:
Leute, dieses Konzert war genial!
Ich kann nur jedem empfehlen: Geht hin, wenn Ihr die Möglichkeit habt. Was Ihr dort in über 2 Stunden reiner Spielzeit geboten bekommt, lässt keine weiteren Wünsche offen.
Es ist Blues und Rock´n Roll der Spitzenklasse, gespielt von fantastischen Musikern und Feeling pur!
Bilder vom Konzert
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