Im Zusammenhang mit New Jersey kommt einem automatisch
Bon Jovi in den Sinn, ob beabsichtigt oder nicht. Das mag vielleicht auch die Triebfeder der AOR-Rocker
Norway gewesen sein, die 1986 dort gegründet wurden und mittlerweile mit "Rising Up From The Ashes" ihren dritten Longplayer an den Start schieben.
Mit den oben erwähnten Millionensellern vereint sie nur die musikalische Spielrichtung, eben Melodic Rock, deren Hauptprotagonisten
Journey,
Foreigner,
Survivor,
Nightranger usw. im vergangenen Jahrhundert Stadien füllen konnten. Aber der Zeitgeist ändert sich. Melodic Rock, der diese Standards erfüllt, ist heute nicht mehr angesagt. Dennoch kommen noch in bestimmten Abständen Releases auf den Markt, die scheinbar unberührt von dem sich wandelnden Spirit, alle Einflüsse überdauert haben. Manche nennen das altbacken, andere wiederum traditionell.
Norway haben zwei Jahrzehnte melodiösen Rock aufgesaugt und verarbeitet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
"Save Me", mit tollen Chorgesängen und Keyboards, die den perfekt durcharrangierten Songs den Feinschliff geben.
Dave Baldwin, der Sänger und kein Verwandter der schauspielernden
Baldwin-Sippe, weiß, wie man die Töne in diesem Genre setzt. Kraftvoll und melodiös wie auch bei "Anything At All" sind die Gesangsparts, schmeichelnde Harmonien mit teilweise prätentiösen Gitarrenläufen runden diesen Track ab. Bei "Only One I Need" werden Erinnerungen an die Glam Rock-Helden
Poison wach: Glanzvolle Refrains im Wechselbad mit akustischer Instrumentierung. Das Songwriting entspricht exakt der Stilrichtung. Bestes Beispiel ist "American Girl", Musik mit Wohlfühlfaktor eben. "The Power Of Gold" mit gezähmtem
Damn Yankees-Touch. Manchmal kommen auch
Styx ins Spiel, die Crème de la Crème der Spielgefährten eben.
Die Musiker beherrschen ihr Instrumentarium perfekt, das fällt dem Zuhörer sofort auf. "Since You've Been Gone" und "Tell Me" erfreuen mit gelungenen Hooklines und der dominanten Stimme des Vokalartisten. Natürlich darf die klassische Rockballade mit "Won't Let You Down" nicht fehlen, sentimental und charmant auf Moll getrimmt, Gefühle im Wechselbad der Erinnerungen. Die Truppe weiß wie man Powerballaden schreibt. Der längste Track zum Abschluss, "Haunted", eröffnet die ganze große Skala der Gefühle, es gibt fast nichts, was nicht in diesen Titel gepackt wurde: Gitarrensoli mit Keyboardteppichen, allerdings ohne in die Bombastik abzugleiten, Stadionbands wie Def Leppard lassen grüßen. Das absolute Glanzstück auf diesem Album, das wirklich einen Lichtblick für die Szene darstellt.
Vorbilder müssen sein und man darf diesen auch huldigen, vor allem wenn sie nur adaptiert werden. Norway wissen wie man Einflüsse kongenial verarbeitet und sie machen das sehr gut, kraftvoll, melancholisch und einprägsam. Dieses Album bietet etwas für die Zuhörer und bleibt hoffentlich nicht länger nur ein Geheimtipp.