Der umtriebige Nelson ist nun beim renommierten Jazzlabel Blue Note gelandet.
Nelson hat sich einen Namen gemacht mit vielen Kompositionen, die von anderen Künstlern gecovert wurden. Er hat sicher wesentlich dazu beigetragen, die in den 60er Jahren noch starre Welt der Countrymusik aufzuweichen, in dem er Stile fusionierte. So bediente er sich bei Popmusik, Blues, Folk und Rock'n'Roll - und das alles auf der Basis traditioneller Countrymusik, gepaart mit Western Swing. Neben Waylon Jennings war er einer der Wegbereiter der 'Outlaw Szene'.
Spätestens 1978 war es dann soweit, dass er mit dem Album "Stardust" auch Stücke des 'Great American Songbook' und Jazz mit einfließen ließ.
Nelson scheute sich nie, Grenzen zu überschreiten, sei es in Richtung Reggae ("Countryman"), Blues ("Milk Cow Blues") , Jazz ("Night And Day") oder mit progressiven Anklängen wie auf "Teatro", von Daniel Lanois mitgestaltet. Gar mit Julio Iglesias ("To All The Girls I Loved Before") arbeitete er zusammen.
Und nun ist es wieder soweit: Unterhaltungsmusik auf der neuen Platte, eine Anknüpfung an "Stardust", mit Stücken, die man zu Recht als "American Classics" bezeichnen kann. Musik aus der Zeit der 'Tin Pan Alley', als solche Titel wie gleich das erste Stück, Hoagy Carmichaels "The Nearness Of You" erschienen. Musik für die verräucherte Bar, so mögen einige sie einordnen wollen, aber das sind mitunter Vorurteile, die hier revidiert werden sollten.
Wenngleich die Stücke auch weitestgehend in einer Zeit verräucherter Bars entstanden sein mögen, so sind sie mittlerweile auch 'wohnzimmertauglich' geworden, so hat ja auch Rod Stewart Titel des Great American Songbook zum besten gegeben.
Willie spricht begeistert über die Musiker und bezeichnet sie als solche, »die fast von einem anderen Planeten sind«. Sie seien kaum zu übertreffen, meint er und wie das auch immer zu deuten ist: Fakt ist, dass alle sehr einheitlich und einfühlsam zusammen spielen, und die deutliche Handschrift von Profis ist einwandfrei zu spüren!
Aus eindeutigen Vorlieben Nelsons, hier zum Western Swing-Musiker Bob Wills und zum Gypsy Swing-Jazzer Django Reinhardt, gestaltete er zusammen mit dem Produzenten Tommy LiPuma diese Titelauswahl.
Seine letztjährige Zusammenarbeit mit dem Trompeter Wynton Marsalis hatte ihn nun zu Blue Note gebracht. Bruce Lundvall, derzeitiger Chef des Labels war das, der gleiche Mann, der Nelson einst zur Aufnahme von "Stardust" riet, das wohl bislang erfolgreichste Album des Musikers. Gönnen wir es Willie, mit "American Classic" wieder seine gute Musik zahlreich unter das Volk zu bringen!
»It's not the pale moon that excites me…, that thrills and delights me, oh no..., it's just the nearness of you«. Wie ein alter 'Crooner' leitet Willie Nelson mit dieser schönen Liebeserklärung an einen geliebten Menschen das Stück "The Nearness Of You" ein. Sanfte Streicher, wie zum Tanztee am Sonntagnachmittag, getupfte Pianosprenkel, die Schlagzeugbesen streicheln die Felle elegant und swingend, das kann eigentlich gar nicht der Countrymusiker, als den ihn viele kennen, sein.
Doch, Willie ist hier in seinem Element, für einige sicher furchtbarer Kitsch und Schmalz, doch das hier ist Musik mit Substanz, mit Eleganz, das ist ganz einfach nur Gefühl, dargeboten mit einer Stimme, die die Töne nicht immer sauber trifft, aber Intensität ausstrahlt. Musik mit Stil, auch die anderen Titel, ob es mit leicht angezogenem Tempo und "Fly Me To The Moon" weitergeht, oder ob sich zweimal Damen der Sangeszunft dazugesellen: "If I Had You" mit Jazz-Superstar Diana Krall und "Baby, It's Cold Outside" mit Norah Jones. Letzteres Stück, kann mich hinsichtlich der Sängerin nicht so überzeugen, bin ich doch eigentlich kein Freund der Dame; sie hat für mich im Jazz nichts zu suchen. Daher: Mein persönlicher Schwachpunkt der Scheibe.
Bluesige Anteile auf "Angel Eyes" mit Mickey Raphael an der Harp, dazu das hintergründige leicht dramatische Bläserarrangement oder das uptempo swingende "On The Street Where I Live" entschädigen wieder dafür, so dass die Platte insgesamt eine sehr runde Angelegenheit hinsichtlich der Titelauswahl und der Interpretation ist.
"You Were Always On My Mind", ein Titel, den man schon oft von Nelson gehört hat, hier noch einmal als krönender Abschluss, vielleicht als Resümee, ein super Arrangement von Johnny Mandel, für mich ein wahres 'Gänsehautstück'! Wunderschön, wie Willie seine typisch klingende Gitarre zu einem kleinen perlenden Solo anheben lässt!
Line-up:
Willie Nelson (vocals, guitar)
Mickey Raphael (harmonica)
Anthony Wilson (guitar)
Joe Sample (piano)
Christian McBride (bass)
Lewis Nash (drums)
Diana Krall (vocals, piano - #4)
Norah Jones (vocals - #8)
Johnny Mandel (orchestral arrangements - #1, 6, 9, 12)
Tracklist |
01:The Nearness Of You [Carmichael] (4:43)
02:Fly Me To The Moon [Howard] (2:49)
03:Come Rain Or Come Shine [Arlen] (3:55)
04:If I Had You [with Diana Krall] [Campbell/Shapiro/Connelly] (4:21)
05:Ain't Misbehaving [Brooks] (2:54)
06:I Miss You So [Henderson/Robin/Scott] (4:30)
07:Because Of You [Hammerstein] (3:23)
08:Baby, It's Cold Outside [with Norah Jones] [Loesser] (3:58)
09:Angel Eyes [Brent/Dennis] (4:33)
10:On The Street Where You Live [Lerner] (2:55)
11:Since I Fell For You [Johnson] (3:39)
12:You Were Always On My Mind [Christopher] (3:28) |
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Externe Links:
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