Agnes Obel / Aventine
Aventine Spielzeit: 41:01
Medium: CD
Label: Play It Again Sam, 2013
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 08.10.2013


Wolfgang Giese
Obel? Da gab es doch einmal ein Komikerduo, Till & Obel. Aber Agnes hat damit gar nichts zu tun. Sie stammt aus Dänemark und wurde am 28. Oktober 1980 in Kopenhagen geboren. Seit 2006 lebt sie in Berlin. Schon als Kind spielte sie auf dem häuslichen Piano, später in einer Rockband und 2009 war es schließlich, als man auf ihre Musik durch einen Werbespot der Deutschen Telekom aufmerksam wurde, mit dem Song "Just So". Ein Jahr später gab es das Debütalbum, "Philharmonics".
"Riverside" haben bestimmt schon einige gehört und sich gefragt, wem diese zarte und schöne Stimme gehören mag. Dazu das spartanische Arrangement mit der Pianobegleitung. Der Song konnte/kann schnell gefangen nehmen und Aufmerksamkeit erhaschen, er stammt von der Platte "Philharmonics". Schon auf diesem Album wurde eine verträumte Atmosphäre vorgestellt, mit sehr viel Gefühl vorgetragen.
Auch bei der neuen Platte "Aventine" steht das Piano als tragende Säule der Songs im Mittelpunkt. Dazu wollte Agnes Obel, nach ihren Angaben, die Möglichkeiten von Cello und Saiteninstrumenten weiter erforschen, woraus sich ergibt, dass die Richtung klar vorgegeben ist. Die Scheibe startet mit einem Instrumentaltitel, sehr minimalistisch gestaltet, ein sehr verträumt wirkendes Intro mit Signalwirkung für den Rest der Platte. "Fuel To Fire", nun kommt die Stimme dazu, die nicht ganz klar und rein intoniert, sondern mitunter leicht belegt, zurückhaltend und introvertiert wirkt. Für den Hörer bedeutet das, sich offensichtlich intensiv der Gefühls- und Gedankenwelt der Künstlerin anschließen zu müssen, um Teil der schwebenden Musik zu werden.
Das Piano bestimmt Takt und Rhythmus und dient weniger als Soloinstrument - die Streicher dienen der Auskleidung der Songs. Im Laufe der Titel stellt sich heraus, dass sich die Pianomuster sehr ähneln, etwas mehr Abwechslung wäre durchaus von Vorteil gewesen. So scheint sich die Musik in einer Art Wolke zu materialisieren, um langsam und gemächlich dahinzuschweben. Manchmal fehlt nicht viel, um an jene wattig wirkende Atmosphäre anzuknüpfen, wie man sie von der Musik der Irin Enya kennt, zum Beispiel stark beim Titelsong, bei dem gezupfte Streichinstrumente allerdings für ein wenig Abwechslung sorgen und dieses Stück für mich zum interessantesten der Platte erheben.
"Run Cried" zieht für mich gelangweilt wirkend seine Kreise. Insgesamt fehlt mir in der Musik der eine oder andere Höhepunkt, der mich aus einer möglichen Lethargie reißen könnte. Nicht einmal das Tempo wechselt wesentlich und gibt der Einförmigkeit noch Vorschub. Bei "The Curse" ist es der Einsatz einer Gitarre, der ein wenig Abwechslung bietet, doch letztlich bleibt es schwierig, einen durchgehenden Spannungsbogen zu erzeugen, weil sich das Schema rasch abgenutzt hat.
Zweifellos ist es interessante Musik, jedoch wirkt sie, als habe Agnes Obel sie für sich allein eingespielt oder für einen eingeweihten, intimen Freundeskreis. Sicher ist sie geeignet für eine Vernissage oder überhaupt als Hintergrundmusik für eine Kunstausstellung impressionistischer Werke.
Line-up:
Agnes Obel (vocals, piano, rhythms)
Mika Posen (violin, viola)
Anne Müller (cello, violin)
Robert Kondorossi (guitar)
Gillian Fleetwood (harp)
Tracklist
01:Chord Left
02:Fuel To Fire
03:Dorian
04:Aventine
05:Run Cried
06:The Crawling
07:Tokka
08:The Curse
09:Pass Them By
10:Words Are Dead
11:Fivefold
12:Smoke & Mirrors
(written by Agnes Obel)
Externe Links: