Bei der Nokia Night Of The Proms 2009 war Alan Parsons mit seinem Live Project das letzte Mal in Deutschland zu sehen. Das letzte eigenständige Konzert fand 2007 in Heilbronn statt. Doch Herr Parsons und seine Mitstreiter sollten nun etwas tun, was sie noch nie zuvor in Deutschland auf die Bühne gebracht hatten.
Am 19.07.2012 fand das erste deutsche Konzert im Circus Krone in München statt. In Essen gab es am Folgeabend wegen der großen Nachfrage gleich zwei Shows. Eine um 20 Uhr, und eine um 23 Uhr. Und obwohl das zweite Konzert zunächst bei Weitem nicht ausverkauft war (eine Woche vor dem Event waren bei Eventim noch über 200 Karten zu bekommen), war der Saal fast komplett gefüllt.
Pünktlich um 23 Uhr ging es dann auch los. Alan Parsons ist schließlich kein Axl Rose( Guns N' Roses). Das Konzert begann typischerweise mit einem Instrumental, dem Titelstück des zweiten Albums "I Robot". Schnell war man erschrocken von der Soundeinstellung, da die Keyboards zu laut waren und zu schrill klangen. Dies legte sich jedoch nach dem ersten Stück. Als dieses Problem beseitigt war, war dann der Gesang erst zu laut, was sich nach maximal drei weiteren Songs auch erledigt hatte. Das zweite Stück war "Damned If I Do", das nicht nur auf Platte eine echte Dampframme ist, sondern auch bei dieser Show merklich gezündet hat.
Das Publikum, das einen Altersdurchschnitt von über 40 Jahren besessen haben muss, war von allen Stücken sehr angetan und hat besonders erfreut reagiert, als die angesprochene Überraschung angesagt wurde. Leider brachten sich die Zuschauer dann selbst ein Stück weit um den Genuss dieses Specials. Aber was war denn nun so besonders? Nun, zum ersten Mal in Deutschland hat Alan Parsons die komplette "The Turn Of A Friendly Card"-Suite mit seinen anderen Musikern live dargeboten. Und dass das Stück auch ohne Orchester bzw. mit Orchester-Ersatz durch entsprechende Synthesizer funktioniert, hat die Truppe eindeutig bewiesen. Der Haken war, dass nach jedem Teilstück (außer zwischen "The Ace Of Swords" und "Nothing Left To Loose") das Publikum geklatscht hat. Dies hat den auf dem Album sonst flüssigen Longtrack banalisiert.
Einzig und allein dem Publikum kann man diese Vorwürfe nicht machen. Die Band hatte auch stets die Akzente bei den Schlussakkorden so gesetzt, das man glatt denken konnte, 'jetzt ist erst einmal vorbei mit dem Stück und es kommt gleich das nächste'. Aber Alan Parsons hat das Spielen der Suite angekündigt. Und wenn ich als Fan solch eine Ankündigung bekomme, dann verhalte ich mich zwischen den Parts einfach still und lasse mich und meine Mitmenschen das Werk in seiner Gänze genießen. Hatte man für sich das Geklatsche während "The Turn Of A Friendly Card" ignoriert, war das Stück sehr gut genießbar. Die Darbietung war vollkommen vernünftig, zumal die Nummer doch zumindest im Mittelpart auf Grund der ungeraden Taktraten nicht besonders einfach zu spielen ist. Besonders für eine Band, die über die ganzen Jahre hinweg stets nur am Rande des Progressive Rock agiert hat.
Dass es das zweite Konzert an einem einzigen Abend war, merkte man der Band nicht an. Nicht nur der erwähnte Longtrack war erste Sahne, auch andere Songs wie das gefühlvolle und intensive "Time" ließen den Kopf zu dieser traumhaften Ballade mitschwenken. Es gab sogar noch eine kleine Überraschung. Alan Parsons und seine Kumpanen sind ja nicht gerade bekannt für Virtuosität. Trotzdem gab es bei "Psychobabble" ein funkig-jazziges Basssolo zu hören, sowie ein Duett zwischen Gitarre und Saxofon am Ende von "Prime Time". Ein kurzer Ausflug auf dem E-Piano sorgte ebenfalls für frischen Wind. Auffällig war, dass kein Stück gespielt wurde, das nach 1984 entstanden ist. Etwas überraschend, wenn die Band durchaus auch Lieder späterer starker Alben wie "Gaudi" oder dem neusten Output "A Valid Path" parat hat.
Insgesamt haben vier Sänger auf dem Konzert performt. Einmal der Lead-Sänger P.J. Olsson, dann der Gitarrist Alastair Greene, der Saxofonist/Percussionist Todd Cooper sowie Alan Parsons persönlich, der zudem Gitarre und Keyboards bedient hat. Erweitert wurde dieses am Lead-Gesang beteiligte Quartett um den Drummer Danny Thompon, Bassist Guy Erez, sowie Lead-Keyboarder Manny Focarazzo. Allesamt Musiker mit Niveau, die sogleich zwei Zugaben präsentiert haben. Die erste bestand aus einem Medley, u.a. mit "Old And Wise" und "Games People Play". Danach schien die Show zu Ende. Die Musiker kamen aber nochmals auf die Bühne, um den Klassiker "The Raven" zu performen. Bei "Old And Wise" schien sich der Saxofonist aus dem Backstage-Bereich verspätet zu haben. Er hatte das Schlusssolo erst zum Ende des Songs gespielt. P.J. Olsson klang auf dem Stück fast wie Colin Blunstone ( The Zombies), der Originalsänger von "Old And Wise".
Vernünftig und ganz und gar nicht überladen waren die Lightshow, die effektiv eingesetzt wurde, sowie die Preise für die Merchandising-Artikel. 25 Euro für ein Band-Shirt sind heutzutage auch gängig, bzw. fast schon eine untere Schranke. Es gab Poloshirts, sowie Hemden und ein Poster zu kaufen. Hier könnte einzig bemängelt werden, dass die Shirts und Hemden nur vorne einen Künstler-Aufdruck hatten, der zudem noch sehr klein war. Dies macht es aber möglich, die Kleidung auch für andere Events angemessen zu verwenden.
Trotz angesprochener kleinerer Mängel und etwaigen Unzulänglichkeiten des Publikums ein sehr starkes Konzert. Kannte man das Alan Parsons Project vorher als sehr statische Band, war man von der Dynamik des Auftritts sogar ein wenig überrascht. Wir danken MFP Concerts für die Akkreditierung.
Externe Links:
|