Ana Popovic & Band / 08.01.2011, Max-Littmann-Saal, Bad Kissingen
Ana Popovic & Band
Ana Popovic & Band
Max-Littmann-Saal, Bad Kissingen
08. Januar 2011
Konzertbericht
Stil: Blues Rock


Artikel vom 13. Januar 2011


Markus Beudert
Mit Stiefel, Charme und Stratocaster
Nanu? Blues Rock beim Bad Kissinger Winterzauber, einer Veranstaltung bei der meistens klassische Musik im Vordergrund steht? Und dann noch eine Frau?
Einige Kenner und Fans wurden schnell hellhörig, doch für viele der Besucher war der Name Ana Popovic ein unbeschriebenes Blatt im musikalischen Lexikon, welches sich nach diesem Abend aber hoffentlich mit positiven Eindrücken füllte. Denn die gebürtige Serbin aus Belgrad live auf der Bühne zu erleben ist nicht nur ein akustisches, sondern auch ein optisches Erlebnis.
Ana Popovic & BandAls um 20.30 Uhr die Saal-Beleuchtung im Bad Kissinger Max-Littmann-Saal erlosch und die Bühnenlichter erstrahlten, betrat zuerst Anas Band minus der Sängerin/Gitarristin die Bretter. Diese Multikulti-Truppe, bestehend aus dem Belgier Ronald Jonker am Bass, Schlagzeuger Stéfane Avellaneda aus Frankreich und dem Italiener Michele Papadia an den Tasten von Keyboards und Orgel, brannte gleich zu Beginn ein kleines, jazziges Feuerwerk ohne ihre Anführerin ab. Als diese dann nach kurzer Zeit, mit Akustik-Gitarre bewaffnet, auf der Bühne erschien, war der Applaus erst noch verhalten, was vielleicht auch an der viel zu leise abgemischten Gitarre lag. Doch trotz dieser kleinen technischen Probleme zu Beginn, denn auch der Gesang war anfangs schwierig zu verstehen, konnte man das Talent dieser Ausnahmemusikerin bereits erkennen. Und spätestens als sich Ana Popovic ihre Fender Stratocaster schnappte, wehte ein feurig-heißer Blues-Wind durch den Saal.
Ana Popovic & BandSo elegant, wie sie zu ihren selbstgeschriebenen Songs wie etwa "Love Fever" oder dem von ihr als Stalker-Song angekündigten "Nothing Personal" solierte, ebenso elegant schwebte sie mit ihren Stiefeln über die Bretter der Bühne. Neben einer wunderbaren Mischung von manchmal funkigen, sowie jazzigen Nummern und klassischen, langsamen Bluessongs wie ihrem "Blues For M", sorgte vor allem auch die Band, allen voran Ronald Jonker am Bass für ordentlich Spaß und gute Laune. So gab Ana ihrem belgischen Rhythmus-Monster im ersten Teil des Abends bereits äußerst viel Spielraum für Soloeinlagen, welche unter anderem "Another One Bites The Dust" (Queen) oder "Smoke On The Water" (Deep Purple) beinhalteten.
Ana Popovic & BandNach ungefähr einer Stunde Musik war es dann Zeit für eine kurze Pause. Manche versorgten sich mit frischen Getränken, andere kauften CDs oder erholten sich von der Lautstärke bzw. flohen leider gar ganz aus dem Saal. Aber wie anfangs schon geschrieben, war der Kissinger Winterzauber nicht gerade für Blues Rock bekannt und manche Zuhörer wohl auch nicht dafür bereit.
Ana Popovic & BandAna und die Band kriegten von all dem nichts mit und starteten nach einer Viertelstunde Pause gleich wieder mit Vollgas, und dem Mischer sei Dank, war nun endlich auch Gitarre und Gesang der schönen Serbin laut und deutlich hörbar. Und mit Songs wie "Blind For Love" oder "Change My Mind" heizte sie dem Publikum, welches langsam aber sicher auch in Fahrt kam, wieder ordentlich ein. Und auch, wenn sich manche Songs im Aufbau vielleicht etwas ähnelten, sorgten Anas Soloeinlagen an den sechs Saiten für mehr als genug Abwechslung und Spannung. Denn egal, ob sie mit Bottleneck über das Griffbrett glitt oder mit ihren flinken Fingern die 22 Bünde ihrer knallroten Fender Strat auf und ab flitzte, sie gab dabei immer eine äußerst gute Figur ab!
Ana Popovic & BandEin großes Highlight des Konzertes war die Hommage "Navajo Moon" an ihren leider viel zu früh verstorbenen Helden Stevie Ray Vaughan. Diese langsame, instrumentale Blues-Nummer baute sich hypnotisch immer weiter auf und man konnte wirklich meinen, die Gitarre weinte und schrie zu den Harmonien der Band.
Nach gut einer Stunde beendeten die Band das reguläre zweite Set, um aber natürlich noch ein letztes Mal für die Zugaben auf die Bühne zu gehen; im Fall des Bassisten, zu rennen. Empfangen wurden die sympathischen Musiker rund um Ana Popovic neben lautstarkem Applaus auch mit Blumen vom Bad Kissinger Oberbürgermeister Kay Blankenburg. Sichtlich gerührt und begeistert bedankte sie sich bei allen Anwesenden und feuerte zum Abschluss noch einmal Jimi Hendrix' "House Burning Down" vom Jahrhundertalbum "Electric Ladyland" ab, welcher das Publikum auch endgültig aus den Stühlen riss und zum Tanzen bewegte.
So hatte Ana Popovic, die ja schon unzählige Male in Deutschland unterwegs war, nun auch Bad Kissingen davon überzeugt, dass der Blues Rock schon lange kein reines Männerrevier mehr ist. Mit viel Charme, beeindruckenden Gitarren- und Gesangskünsten und einer perfekt eingespielten und sympathischen Band hat sie die Herzen der meisten Zuhörer erobert.

Bleibt zu hoffen, dass dieser Auftritt manche Winterzauber-Puristen nicht zu sehr verschreckt hat und dass Ana Popovic oder andere Blues-Musiker im nächsten Jahr wieder Einzug im Kissinger Max-Littmann-Saal halten werden.
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