Art Pepper lebte vom 1. September 1925 bis zum 1. Juni 1982. Der Altsaxofonist war Kalifornier und seine Musik wird dem West Coast Jazz zugeordnet. Und so zeigt sich auch hier die sanfte Seite des swingenden Jazz. Die Aufnahmen zu "Smack Up" entstanden am 24. und 25. Oktober 1960 in Los Angeles und sollten zunächst einmal die letzten sein, bevor er eine Gefängnisstrafe wegen eines Drogenvergehens verbüßen musste. Diese aktuelle Wiederveröffentlichung enthält als Bonustracks noch sechs Titel aus dem Jahr 1959, einige davon mit
Chet Baker an der Trompete.
Die einzelnen Stücke decken ein reichhaltiges Spektrum ab und nicht nur der Protagonist ist in exzellenter Form. Die Platte startet mit einem hart swingenden Titel, der seinen Ursprung im Bebop zeigt und auch im Aufbau dessen Feuer noch in sich trägt. Ein sehr interessantes Solo vernehme ich von dem nicht so sehr bekannten Pianisten Pete Jolly, der auch auf den übrigen Stücken positiv aufzufallen weiß. Die Eigenkomposition "Las Cuevas De Mario" scheint fast dahinzustolpern. Der Rhythmus wirkt wie immer wieder gestoppt und klingt ein ganz wenig in Richtung "Take Five", ebenfalls im 5/4-Takt. Energisch anpackend mit einem treibenden Drive hebt mich "A Bit Of Basie" aus dem Sessel und der dann folgende Track kommt ganz cool mit leicht rockendem Anstrich in der Ausführung des Themas, was zwischendurch immer wieder aufgenommen wird. Mit ausgeprägtem Blues-Feeling werden wir bei "How Can You Lose?" verwöhnt und "Maybe Next Year" scheint einer verlorenen Romanze hinterher zu trauern. Na ja, vielleicht klappt es nächstes Jahr? Jedenfalls schwimmt diese Ballade verträumt über die Runden, sehr sehr schön ist das verbreitete Feeling.
Nach einem alternativen Take von "Solid Citizens" beginnen die Boni, als erstes mit einer Aufnahme aus dem Sommer 1959 mit dem hervorragenden Schlagzeuger Shelly Manne, dem ich immer wieder gebannt lausche, wenn er das Drum-Set zum Schwingen bringt. Leider ist er auf den letzten Titeln nicht dabei, aber auch Mel Lewis ist durchaus zu empfehlen. Wir hören nun einen Klang, der noch typischer für den Westcoast Sound ist, der Unterhaltungsfaktor scheint noch mehr im Vordergrund zu stehen, alles ist dichter und gestaffelter und wirkt arrangierter. Mit Chet Baker und Harold Land sind zwei hervorragende Solisten zu genießen im schon fast Big Band-mäßig anmutenden Umfeld.
Wieder einmal zeigen sich die Unterschiede im Jazz der Westküste zum Rest der USA. Durch die oft eher coole Ausrichtung wirkt die Musik weniger rebellisch und erheblich angepasster, glänzt dadurch aber auch - wie auch hier - mit mehr Schönheit und mehr entspannenden Momenten, qualitativ dabei stets sehr hochwertig und edel.
Peppers wichtige Stellung im Jazz wird durch diese Aufnahmen noch einmal untermauert, seine Eleganz im Spiel paart sich mit Ideenreichtum und Virtuosität, und gleichzeitig scheint er das Erbe von
Charlie Parker auf eine eigene persönliche Art weiter getragen zu haben. Sein Vorname steht nicht nur ungefähr für das, was er bietet - Kunst.